Der Angeklagte: Thriller (German Edition)
Curtlees früherem Prozess werden eine nach der anderen umgebracht. Und jeder vernünftige Mensch weiß, dass Mr. Curtlee darin bis zur Halskrause verwickelt ist.«
»Absolut lächerlich!« Denardi explodierte und ließ seiner Empörung freien Lauf. »Schauen Sie sich nur diesen Mann an! Was hier lächerlich ist, ist seine Behandlung durch die Polizei. Er wurde halbtot geschlagen! Nennen Sie das …?«
Donahoe musste inzwischen wohl klar geworden sein, dass der hitzige Schlagabtausch aus dem Ruder lief. Sie räusperte sich und klopfte leicht mit ihrem Hammer. »Miss Jenkins, Mister Denardi. Hier ist nicht der Ort für persönliche Animositäten, nicht wahr? Ich bin mir sicher, dass wir auf eine sachliche Basis zurückkehren können und das Problem zu aller Zufriedenheit lösen. Würden Sie sich bitte wieder setzen? Danke. Um mit dem Thema fortzufahren: Mr. Farrell, welche Position vertritt die Staatsanwaltschaft zur Frage der Kaution?«
Nach dem emotional geführten Dialog war die plötz liche Stille im Gerichtssaal gespenstisch. Farrell brauchte ein paar Sekunden, um sich zu sammeln. »Euer Ehren«, begann er, »gegen den Angeklagten wird ein neuer Prozess wegen Mordes angesetzt. Seit seiner Entlassung aus dem Staatsgefängnis ist er gegen Kaution frei. Wenige Tage nach seiner Entlassung wurde eine der Zeuginnen ermordet. Nachdem Lieutenant Glitsky ihn zu seinem Aufenthalt zum Zeitpunkt des Mordes befragt hatte, erschien Mr. Curtlee am nächsten Tag vor seinem Haus und bedrohte ihn und seine Familie.«
Denardi ließ sich die Gelegenheit nicht entgehen und stand erneut auf. »Euer Ehren, wir haben diese Darstellung, die obendrein nicht zutreffend ist, bereits zur Kenntnis genommen.«
Da Donahoe offensichtlich nicht einschreiten wollte, ignorierte Farrell nun ebenfalls das Protokoll und wandte sich direkt an seinen Kontrahenten. »Die Darstellung ist absolut zutreffend, Tristan, und das wissen Sie auch.«
»Ich weiß leider nichts davon, Wes. Nennen Sie mir doch bitte ein Wort von Mr. Curtlee, das als Drohung hätte verstanden werden können. Oder ein Wort, von dem Glitsky behauptet, es sei bei der Unterredung gefallen.«
»Er zeigte auf Glitskys Tochter und betonte ausdrücklich, dass sie ein hübsches Kind sei.«
Theatralisch hob Denardi seine Hände, lachte laut und wandte sich zur Richterin. »Keine weiteren Fragen. Ein Kind als hübsch zu bezeichnen ist wohl kaum als Drohung zu interpretieren.«
Nun war es an Farrell, aus der Haut zu fahren. »Die Drohung besteht darin, überhaupt vor seinem Haus zu erscheinen ! Mr. Curtlee ist ein verurteilter Vergewaltiger und Mörder, der nur gegen Kaution auf freiem Fuß ist. Er wird verdächtigt, die Kronzeugin ermordet zu haben, und geht dann zum Haus des Lieutenants, der den Fall untersucht. Man muss den Kontakt zur Realität verloren haben, wenn man diesen Zusammenhang nicht wahrhaben will.«
Erneut zückte Donahoe ihren Hammer. »Gentlemen«, sagte sie, »bitte.« Dann: »Mr. Farrell, ich glaube, wir sprachen über die Kaution. Wie hoch wurde übrigens die letzte Kaution angesetzt?«
»Zehn Millionen, für den Mord, Euer Ehren. Als im jüngsten Fall aber Streifenbeamte Mr. Curtlee verhaften wollten, griff er zur Waffe und versuchte, einen von ihnen umzubringen. Versuchter Mord an einem Polizisten ist ein Vergehen, für das Kaution nicht in Frage kommt.«
Weise nickend fragte sie: »Und wer hat die Kaution für den Mordfall festgesetzt?«
»Richter Baretto.«
»Und was fordert die Anklage dieses Mal?«
»Wir fordern die Bestätigung der Kautionssumme für den Mordfall, Euer Ehren. Für seine jüngsten Vergehen, auch vor dem Hintergrund seiner kriminellen Vergangenheit, darf allerdings keine Kaution gewährt werden.«
»Lachhaft«, rief Denardi. »Der helle Wahnsinn.«
Donahoe quittierte den Zwischenruf mit einem Nicken, ging aber nicht darauf ein.
»Und wie sieht die Anklage konkret für den jüngsten Fall aus?«, fragte sie.
Farrell schaute auf seine Stichworte und bewegte keine Miene. Er wusste, dass er ein Problem hatte. Er war auf vergleichsweise sicherem Boden, was die Drohung gegen einen Polizisten anging, aber der anschließende Tumult bei der Festnahme hatte die ursprüngliche Straf sache in den Hintergrund treten lassen. Die Überreaktion von Glitsky und Jenkins war ein Faktum, das er nicht aus der Welt bekam. Aber er hatte keine andere Wahl – er musste da durch. »Wir erheben Anklage wegen Bedrohung eines Polizisten (Paragraf 422), weiterhin
Weitere Kostenlose Bücher