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Der Angeklagte: Thriller (German Edition)

Der Angeklagte: Thriller (German Edition)

Titel: Der Angeklagte: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Lescroart
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Treya kam spät, erst kurz vor neun, mit ihren beiden Kindern im Schlepptau, Farrell kreuzte eine Viertelstunde später mit seiner Hündin auf. Da Gert gut erzogen war und zum Glück Kinder liebte, hielt sich das Chaos in Grenzen, aber ein strukturierter Tag in einem effizienten Büro sah anders aus.
    Rachel und Zachary saßen an Farrells Schreibplatte und beschäftigten sich mit einem Malbuch, während Gert es sich unter dem Schreibtisch bequem gemacht hatte. Treya und Wes hatten die Tür geschlossen und sich ins Vorzimmer verzogen, da es Wichtiges zu besprechen gab.
    Farrell hockte auf der Kante von Treyas Schreibtisch. »Und für wie lange?«
    »Ich weiß es nicht. So lange, wie es notwendig ist.« Treya lehnte gegen ein Regal mit juristischen Kompendien. »Ich kann die Kinder einfach nicht zu Hause lassen, wenn das Risiko so hoch ist.«
    »Wissen Sie denn, wo Sie hinwollen?«
    »Ich habe einen Bruder in Los Angeles. Das wird die erste Station sein. Bei Abes Vater wären wir auch willkommen, aber er wohnt hier in der Stadt, und das ist mir eigentlich zu nah. Ich möchte untertauchen, soweit das möglich ist.«
    »Und was wird Abe machen?«
    Treya verzog den Mund, bevor sie zum Sprechen ansetzte. »Er bleibt hier. Er sagt, es würde nur ein paar Wochen dauern, bis Ro wieder im Gefängnis landet. Hoffen wir’s.«
    »Wenn wir denn die Anklageschrift zusammenbekommen. Aber nun, mit Amanda …« Farrell fuhr sich mit der Hand durchs Haar. »Sie sollte den Fall präsentieren, aber ich weiß nicht, wie schnell sie nach dieser Matt-Geschichte dazu in der Lage ist.«
    »Sie könnten es selbst übernehmen.«
    »Ich weiß. Vielleicht werde ich es müssen. Aber wie soll ich in der Zwischenzeit« – er breitete seine Arme vor sich aus – »den Laden hier schmeißen, wenn Sie nicht da sind?«
    »Es tut mir aufrichtig leid, Sir. Ich würde mir wünschen, es gäbe eine Alternative, aber ich wüsste nicht, wie sie aussehen sollte. Ich bin mir aber sicher, dass es irgendjemanden in diesem Gebäude geben muss, der mich vertreten kann.«
    »Sind Sie da wirklich sicher? Haben Sie vielleicht einen Namen?«
    Sie verschränkte ihre Arme und schüttelte den Kopf. »Nein.«
    Es war ein unangenehmes Schweigen, das sich zwischen ihnen breitmachte.
    »Wir haben ein echtes Problem, Treya. Ist Ihnen das bewusst? Je länger ich darüber nachdenke, desto größer wird es.«
    »Verstehe ich vollkommen, Sir. Aber das Problem, das ich zu Hause habe, ist genauso real. Was soll ich tun? Und Urlaubsanspruch habe ich auch mehr als genug.«
    »Darum geht es doch nicht.«
    »Tut mir leid, aber mir geht es sehr wohl darum. Ich kann die Kinder einfach nicht hierlassen. Ich habe Angst, wenn ich daran denke, was Ro ihnen antun könnte. Und Sie wissen selbst, dass er zu allem fähig ist.«
    Farrell ließ ihre Antwort einen Moment sacken, um dann angewidert seinen Kopf zu schütteln. »Scheiße!«, sagte er. »Entschuldigen Sie.«
    »Das ist mein kleinstes Problem«, sagte Treya. »Wie dem auch sei: Ich wollte es Ihnen persönlich mitteilen und fragen, ob ich Ihnen bei der Suche nach einer Vertretung behilflich sein kann.«
    »Innerhalb eines Tages?«
    Treya versuchte, ihn optimistisch anzuschauen, wirkte aber wenig überzeugend. »Ich kann es nur versuchen. Tut mir wirklich leid.«
    Farrell stieß sich vom Schreibtisch ab und schaute ihr direkt in die Augen. »Sie sollten aber wissen, Treya«, sagte er, »dass ich Ihnen nicht garantieren kann, dass Sie wieder an Ihren Arbeitsplatz zurückkehren können. Das soll keine Drohung sein, sondern ist einfach die Realität: Ich brauche jemanden, der jeden Tag hier sitzt.«
    »Ist mir bewusst«, sagte sie. »Ich kann nicht erwarten, dass Sie mich wieder zurückholen.«
    »Ich wollte es nur erwähnt haben.«
    »Ja«, sagte sie. »Habe ich verstanden.«
    Als er sich in Denardis Kanzlei einfand, wurde Bracco schnell klar, warum dem Wunsch nach einer Befragung überraschenderweise zugestimmt worden war: Neben Ro saßen auch Cliff und Theresa Curtlee am Tisch. Tristan Denardi stellte sie Bracco vor und machte gleich klar, dass sie nicht nur als moralische Unterstützung anwesend seien, sondern auch als Vertreter ihrer Zeitung. Bracco konnte sich ausrechnen, dass der »Courier« – egal, wie das Gespräch verlaufen würde – seine bloße Anwesenheit als weiteres Beispiel polizeilicher Nötigung darstellen würde.
    Denardi, wie immer perfekt gekleidet, legte ein Bein übers andere und ließ dabei makellos polierte

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