Der Angeklagte: Thriller (German Edition)
erzählte Amanda aber, dass er indianische Züge gehabt habe. Sie kamen zusammen aus Curtlees Haus. Ich vermute, dass es der Bodyguard ist, den ich beim ersten Mal dort getroffen habe.«
»Matt Lewis verfolgt sie also eine Stunde lang. Ist damit der ›hinreichende Verdacht‹ nicht gegeben? Ihnen muss doch bewusst sein, dass die Polizeichefin sich so was nicht ausdenkt.«
»Vielleicht wissen sie es, aber den Antrag unterschreiben sie trotzdem nicht.« Glitsky fuhr sich mit der Hand übers Gesicht, als müsse er Schmutz abwischen. »Ein Polizeiermittler wird in einer menschenleeren Straße exekutiert. Die Gegend gilt als gefährlich, weil es dort von Dealern nur so wimmelt. Theoretisch kommen fünf zig Leute in der näheren Umgebung als Täter in Frage. Warum also gerade Ro rauspicken?«
»Weil wir wissen, dass er es war?«
»Nur ein klitzekleiner Beweis, und der Richter unterschreibt. Aber …« Glitsky zuckte die Schultern.
»Wer war der Richter?«
»Chomorro.«
Treya machte ein abfälliges Geräusch. »Dann sind es nun schon drei.«
»Was meinst du?«
»Baretto, Donahoe, Chomorro. Will denn niemand aus der ganzen Kammer den Burschen ins Gefängnis stecken?«
»Nicht mehr als seine Bürgerrechte zu verteidigen.« Glitsky schwieg für einen Moment. »Weißt du, was es kostest, zum Richter gewählt zu werden, Trey? Mit 150 000 Dollar bist du gerade mal im Rennen, 250 000 musst du schon ansetzen, wenn du sicher gewinnen willst. Und es gibt kein Limit für Wahlkampfspenden. Es ist eine Schmierenkomödie. Im Endeffekt hat die gesamte Kammer Schiss vor den Curtlees.«
»Wer hatte denn in seinem ersten Prozess präsidiert?«
»Thomasino.«
»Warum lässt man ihn nicht den Durchsuchungsbefehl unterschreiben?«
Glitsky schüttelte den Kopf. »Nein. Wenn du eine Unterschrift brauchst, musst du dich schon an den amtierenden Richter wenden, und das ist diese Woche nun mal Chomorro. Ein reiner Zufall – der aber, wie ich dir kaum erklären muss, nun einmal die Unparteilichkeit des Gerichts gewährleistet.«
»Ich brauche keine Unparteilichkeit, zumindest nicht in diesem Fall.«
»Nun«, sagte Glitsky, »da bin ich anderer Meinung. Aber ich hätte nichts dagegen, ab und zu mal Glück zu haben.«
Treya zog die Decke über ihre Schultern und schwieg. Schließlich sagte sie ganz vorsichtig: »Glaubst du, wir müssen uns Sorgen machen? Wir – unsere Familie, meine ich?«
Glitsky seufzte und rutschte etwas näher an sie heran. »Ich mache mir weiß Gott schon genug Sorgen, aber das ist wohl nicht das, was du hören willst.« Er griff nach ihrer Hand. »Ich denke mir, dass er in unserem Fall sein Zeichen schon gesetzt hat – nur um mich auf die Palme zu bringen. Es würde ihm nichts bringen, wenn er dir oder den Kids etwas antut – und obendrein wird er wissen, dass ich ihn dann bis ans Ende der Welt jagen und umbringen würde. Wenn er mich umlegt, würde ihm das für den nächsten Prozess auch überhaupt nichts bringen. Rein von der Logik her sollte er also mit uns durch sein. Hoffe ich. Davon abgesehen hat die Polizeichefin nun mehrere Teams zu seiner Beschattung abgestellt.«
»Glaubst du nicht, dass er sie abschütteln kann?«
»Keine Ahnung. Auszuschließen ist es nicht.«
Treya schloss ihre Augen und atmete tief durch. »Nach dem, was heute vorgefallen ist … Ich bin einfach ins Grübeln gekommen. Ich weiß nicht mehr, ob ich mich bei dem Gedanken noch wohlfühlen kann, die Kinder hier mit Rita alleine zu lassen. Oder in der Schule. Selbst wenn du sagst, es gäbe kein Risiko …«
»Das habe ich nicht gesagt.«
»Ich weiß.« Sie atmete noch einmal tief ein. »Diese Situation ist anders als alles, was wir bisher erlebt haben, Abe. Wir haben es hier wirklich mit einem Irren zu tun.«
Nach einer Weile nickte Glitsky. »Ich mag dem nicht widersprechen. Du hast recht. Was willst du denn tun?«
»Ich glaube, ich sollte für eine gewisse Zeit von hier verschwinden. Wir alle. Bis Gras über die Sache gewachsen ist.«
Glitsky rümpfte die Nase. Er presste die Lippen so fest zusammen, dass sich umgehend seine weiße Narbe zeigte. »Ich kann nicht, Trey. Nicht jetzt, wo ich mittendrin stecke.«
»Und warum nicht?«
»Von anderen Gründen ganz abgesehen, würde ich Ro damit nur signalisieren, dass er gewonnen hat.«
»Und was wäre, wenn er gewinnt?« Ihre Stimme wurde ungeduldiger. »Es ist nun mal kein Zweikampf zwischen dir und ihm.«
»Da wäre ich mir nicht so sicher.«
»Dann ist mein Argument nur
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