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Der Angeklagte: Thriller (German Edition)

Der Angeklagte: Thriller (German Edition)

Titel: Der Angeklagte: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Lescroart
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noch berechtigter.« Sie faltete ihre Hände zusammen. »Wenn es so persönlich ist, schwebst du wirklich in Gefahr. Kannst du das nicht einsehen?«
    »Kann ich, zugegeben. Aber ich kann doch nicht einfach weglaufen, weil ein Psychopath hinter mir her ist. Es gibt Sicherheitsmaßnahmen, und es gibt keinen Grund zur Annahme, dass sie nicht funktionieren.«
    »Keinen Grund? Dann erzähl das mal Mr. Lewis.«
    Glitsky schüttelte den Kopf. »Ich glaube wirklich nicht, dass er mir oder dir oder den Kids etwas anhaben kann. Oder dass er überhaupt einen Grund dazu hat.«
    »Und du bist bereit, unser aller Leben darauf zu verwetten?«
    »Trey«, sagte er. »Ist das nicht etwas allzu dramatisch?«
    Sie zog ihre Hand weg. Glitsky bemerkte mit einem Mal, dass sie sich in eine kalte Wut hineinsteigerte, die er nicht an ihr kannte. »Wenn das Leben unserer Kinder auf dem Spiel steht, Abe, dann lasse ich mir gerne vorwerfen, überdramatisch zu sein. Und tatsächlich bin ich entsetzt, dass du die Situation derart auf die leichte Schulter nimmst.«
    »Tue ich nicht.«
    »Tust du sehr wohl. Du denkst nur an deinen Job, nur an Abe Glitsky contra Ro Curtlee und wer den Kampf gewinnt – und dafür setzt du alles hier aufs Spiel« – sie gestikulierte wild umher –, »unser Heim, Rachel und Zack oder dich und mich …«
    »Wir werden nicht …«
    Wut und Frustration hatten ihr inzwischen Tränen in die Augen getrieben. Mit beiden Fäusten schlug Treya auf ihre Schenkel. »Wir werden sehr wohl, Abe, wenn einer von uns ums Leben kommt. Warum willst du das nicht verstehen? Muss die Katastrophe denn wirklich bis zu unserer Haustür kommen? Dann geht es uns wie dem armen Matt Lewis, und plötzlich – puff – ist alles vorbei. Auch er hatte das nicht kommen sehen.«
    »Hey.« Er streckte seine Hand aus und berührte ihre Schulter. »Treya …«
    Sie stieß seine Hand weg und baute sich vor ihm auf. »Fass mich nicht an. Ich bin nicht hysterisch. Ich brauche niemanden, der mich beruhigt. Du redest doch von Logik, willst aber nicht verstehen, dass dieser Mann – nur weil es ihm gerade in den Sinn kommt – uns all das wegnehmen kann, was wir gemeinsam aufgebaut haben. Und das willst du aufs Spiel setzen? Und warum? Wegen des Jobs? Wegen deiner Karriere bei der Polizei? Ich kann nicht glauben, dass wir dieses Gespräch überhaupt führen.«
    »Ich habe dir doch gesagt, dass die Wahrscheinlichkeit …«
    »Scheiß auf die Wahrscheinlichkeit, Abe. Scheiß drauf!«
    Die Worte trafen Glitsky mit einer derartigen Wucht, dass sein Kopf zurückzuckte. Sie wusste, dass er eine gerade körperliche Aversion gegen jegliche Profanität hatte, und hatte in all den Jahren ihres Zusammenlebens auch nie derartige Worte benutzt. Er fasste sich mit der Hand an die Stirn – er fühlte, wie Blut in seinen Kopf schoss und der Magen verkrampfte – und trat zum Fenster, um etwas frische Luft zu schnappen.
    »Ich habe es nicht so gemeint«, kam es schließlich aus ihm heraus. »Was immer ich gesagt habe: Ich habe es nicht so gemeint. Natürlich kannst du gehen. Natürlich ist ein Risiko in keiner Form akzeptabel. Es tut mir leid. Ich wollte dich nicht kritisieren. Du hast völlig recht. Und wenn du das Gefühl hast, gehen zu müssen, solltest du gehen. Und die Kinder auch.«
    »Was ist mit dir?«
    Er drehte sich um, schaute ihr lange in die Augen und schüttelte den Kopf.
    »Wie kann das nur sein?«, fragte sie. »Wie kann das nur sein, dass wir so lange zusammenleben und ich dich überhaupt nicht kenne?«
    »Trey«, fing er an, »du kennst mich. Du weißt, wer ich bin. Ich bin ein Cop seit …«
    Sie erhob ihre Hand und unterbrach ihn. »Lass es«, sagte sie, »lass mich damit in Frieden.« Sie nahm ihre Decke, drehte sich auf dem Absatz um, ging zum Schlafzimmer und schlug die Tür laut hinter sich zu.

21
    Um 7.45 Uhr am nächsten Morgen stand Darrel Bracco, ein Sergeant Inspector beim Morddezernat, vor Glitskys Büro. Die Tür stand einen Spaltbreit offen, obwohl es innen dunkel war. Der Lieutenant saß halb zusammengesunken auf seinem Stuhl und umklammerte mit seinem ausgestreckten Arm eine Tasse, die auf dem Schreibtisch stand. »Sie wollten mich sprechen, Abe?«
    »In der Tat. Kommen Sie rein.«
    »Licht?«
    »Nein, lassen Sie’s bitte aus. Setzen Sie sich.«
    Bracco trat ein und nahm Platz. Glitsky machte keine Anstalten, sich aus seiner seltsamen Position zu befreien. Selbst im Halbdunkel blieb Bracco nicht verborgen, dass Glitskys hellbraune Haut

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