Der Angeklagte: Thriller (German Edition)
ist eigentlich der beste Teil der Geschichte, wird sie definitiv nicht mehr gegen mich aussagen. Sie fragte mich sogar, ob sie vielleicht mit Tristan sprechen solle, um einige oder gar alle der früheren Vorwürfe zurückzunehmen.«
»Ro«, sagte Cliff, »das ist fantastisch, wirklich fantastisch.«
»Was mich nur interessieren würde«, schaltete sich Theresa ein: »Wie hast du sie bloß gefunden? Ich hatte doch von Tristan gehört, dass die Suche nach ihr etwas problematisch war.«
»Er hat einen Privatdetektiv engagiert, ich hatte Ez.«
Alle Augen richteten sich auf Eztli, der bescheiden mit den Schultern zuckte. »Ich hab in der Latino-Gemeinde nur ein wenig die Trommel gerührt. Es gibt dort ein enges Netzwerk von Gleichgesinnten. Und davon abgesehen: Man kann nicht gerade behaupten, dass sie sich wirklich versteckt hatte.«
»Nun, immerhin waren deine Bemühungen erfolgreicher als die unserer Anwälte, die dafür viel Geld verlangen.«
Eztli lächelte. »Wir hatten Glück. Und Glück ist manchmal wichtiger als Köpfchen.«
»Bravo!«, sagte Theresa. »Und war sie, diese Gloria, nicht die letzte Zeugin, die im nächsten Prozess aussagen sollte?«
Ro nippte zufrieden an seinem Cognac. »Nun, sollte ist wohl etwas übertrieben, wie sich nun rausstellte. Sie wuss te nicht mal, dass ich wieder aus dem Gefängnis war.«
Theresas sonst so teilnahmsloses Gesicht signalisierte Überraschung. »Wie ist es möglich, dass sie davon nichts gehört hat?«
Ro lächelte zu ihr hinüber. »Ich glaube nicht, dass sie besonders eifrig Zeitung liest, Mutter – oder sich Nachrichten im Fernsehen anschaut.«
»Sie hat drei kleine Kinder«, fügte Eztli an. »Es sah so aus, als hätte sie alle Hände voll zu tun.«
»Nun, das mag die Erklärung sein«, sagte Theresa.
»Und das war’s dann wohl mit ihrer Anklage«, mischte sich Cliff wieder ein. »Oder seh ich das falsch?«
»Hoffen wir’s«, sagte Ro. »Sie haben keine neuen Zeugen und inzwischen auch keine alten mehr. Genau diese Situation hatte sich Tristan die ganze Zeit erhofft – und nun scheint sie eingetreten zu sein.«
»Heißt das, dass sie vielleicht gar nicht mehr versuchen, dich zurück ins Gefängnis zu schicken?«, fragte Theresa.
Ro nippte erneut am Cognac und machte ein besorgtes Gesicht. »Wir wollen den Tag nicht vor dem Abend loben«, sagte er. »Wir wissen, dass sie mit allen Tricks arbeiten. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie die Hände in den Schoß legen. Aber zumindest haben wir nun eine echte Hoffnung.«
»Glitsky wird nicht aufgeben«, sagte Theresa. »Er ist solch ein Quälgeist. Wir müssen irgendwie einen Weg finden, dass er in eine andere Abteilung versetzt wird.«
Cliff schüttelte den Kopf. »Es geht nicht um Glitsky, sondern um Farrell. Wenn er keine Beweise hat, wird er auch keine Anklage erheben. Und wir wissen inzwischen ja, wie wir ihm etwas auf die Füße treten können. Genauer gesagt: Wir haben ihm schon auf die Füße getreten – und wieder dürfen wir uns dafür bei Ez bedanken.«
Eztli quittierte die warmen Worte mit einem kurzen Kopfnicken. »Ich denke, dass Farrell aus dem Rennen ist«, sagte er.
Cliff schaute auf sein leeres Champagnerglas. »Nun«, sagte er, »ich habe das Gefühl, dass wir uns einen kleinen Toast redlich verdient haben – und just in diesem Moment sitzen wir auf dem Trockenen. Und, Ez, du solltest auch einen Schluck trinken – zur Feier des Tages.«
»Wie Sie wünschen, Sir. Ich werde klingeln.«
Bracco stand draußen im Nieselregen, zwei Straßenkreuzungen vor der Curtlee-Residenz, und wartete noch auf zwei Mitglieder seines zehnköpfigen Teams, das Lapeer für die Verhaftung zusammengestellt hatte. Er hätte die anwesenden Polizisten bereits ums Haus herum in Stellung bringen können, wollte aber auf das Überraschungsmoment nicht verzichten. Aber unglücklicherweise mussten die zwei noch fehlenden Polizisten erst aus der Innenstadt kommen und den Haftbefehl mitbringen.
Die Scheinwerfer eines sich nähernden Autos drangen durch den Nebel, und Bracco atmete erleichtert auf, als der Wagen das Tempo drosselte und hinter ihrer klei nen Karawane einparkte. Noch immer nervös, lief er die Straße hinunter und erreichte den Wagen, als der Fahrer gerade aussteigen wollte.
»Haftbefehl?«, war alles, was er herausbrachte.
Der Fahrer klopfte mit der Faust auf seine Brust – »Hier steckt er« –, und Bracco konnte dem Klang entnehmen, dass auch er bereits eine kugelsichere Kevlar-Weste
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