Der Angriff
stellte den Ton etwas lauter. Der Reporter vor Ort berichtete, er hätte von Zeugen erfahren, dass man bisher noch keine Überlebenden habe herauskommen sehen.
Sobald er die Worte »keine Überlebenden« gehört hatte, forderte King den Mitarbeiter mit sanftem Nachdruck auf, den Raum zu verlassen. Die beiden Männer standen eine Weile stumm da und verfolgten den Live-Bericht. Das ganze Weiße Haus stand in Flammen. Die Feuerwehrleute waren mit ihren Schläuchen sowohl am Boden als auch auf den Leitern der Feuerwehrautos im Einsatz.
Als King sich seinem Chef zuwandte, konnte er sich ein Lächeln nicht verkneifen. »Da kommt keiner lebend raus.«
Baxter schüttelte nur den Kopf.
King verfolgte eine Weile schweigend die dramatischen Bilder und sagte dann: »Wir müssen die Medien wissen lassen, dass Sie nicht verantwortlich für diese Katastrophe sind.« King zeigte auf den Bildschirm. »Hayes muss diesen Wahnsinn verantworten, und wir müssen dafür sorgen, dass das alle wissen.« King fühlte sich, als würde er auf Wolken schweben. Er würde heil aus dem Schlamassel herauskommen.
Baxter sah seinen Stabschef ungläubig an. »Dallas, das ist eine Tragödie.«
»Das Leben ist eine Tragödie, Sherman. Dreißigtausend Menschen sterben jedes Jahr bei Autounfällen, und hunderttausend an den Folgen des Rauchens.« King hielt kurz inne und fügte dann hinzu: »Sie haben natürlich Recht, das ist wirklich eine Tragödie. Verstehen Sie mich nicht falsch, ich finde es auch furchtbar – aber es ist nun mal mein Job, dafür zu sorgen, dass niemand glaubt, Sie hätten das verursacht.« King griff nach dem Telefon auf dem Schreibtisch seines Chefs und wählte eine Nummer. »Ich muss sofort Sheila Dunn sprechen!«, teilte er der Sekretärin am anderen Ende mit. »Sagen Sie ihr, Dallas King, der Stabschef des Vizepräsidenten, ist dran.«
Die Frau sagte King, dass er dranbleiben solle. Er stand neben seinem Chef und sah zu, wie das Weiße Haus in Flammen aufging. »Burn, baby, burn«, murmelte er geistesabwesend.
54
Präsident Hayes stand in der Morgensonne vor dem Weißen Haus. Die Reporter riefen ihm vom Zaun aus ihre Fragen zu, doch er ging nicht darauf ein. Was allein zählte, war, dass die Nation sah, dass er am Leben und wohlauf war. Er würde am Abend eine erste Ansprache halten und die tragischen Ereignisse der vergangenen vier Tage erläutern.
Special Agent Jack Warch stand zusammen mit einem halben Dutzend Secret-Service-Leuten, die alle Sonnenbrillen trugen, an seiner Seite. Der Präsident schirmte seine Augen mit einer Hand gegen die Sonne ab und blickte zu dem stolzen alten Gebäude auf, das zu seinem Erstaunen immer noch stand. FBI-Agenten suchten in den Trümmern nach Spuren und Beweismaterial. Durch die Explosionen waren viele der Fenster herausgerissen worden; außerdem waren hier und dort Löcher im Mauerwerk zurückgeblieben. Zum Glück hatte man – nicht zuletzt auch dank des Regens – das Feuer früh genug unter Kontrolle bekommen. Unbezahlbare Schätze waren irreparabel beschädigt worden, doch das Wichtige war, dass die Geiseln noch lebten.
Jack Warch gab dem Präsidenten ein Signal, indem er die Hand kurz auf seinen Arm legte. Hayes blickte auf die Uhr und nickte, worauf sich der ganze Trupp in Bewegung setzte.
Der Präsident wandte sich an Warch und sagte: »Ich wette, Ihre Frau und Ihre Kinder waren ziemlich froh, Sie heute früh wieder zu sehen.«
Warch lächelte. »Ja, es gab jede Menge Umarmungen und Küsse.«
Hayes lächelte und klopfte Warch auf den Rücken, als sie die Pennsylvania Avenue überquerten. An der Straße waren mehrere große Limousinen geparkt, darunter auch die des Vizepräsidenten. Die Gruppe schritt die Stufen zum Blair House hinauf, wo ein US Marine dem Präsidenten die Tür aufhielt und salutierte. Hayes erwiderte den Gruß und trat in die Eingangshalle seines neuen Zuhauses ein. Drinnen warteten bereits einige Reporter mit gezückten Notizblöcken.
Der Präsident blickte in die Runde und verkündete: »Wenn das Haus gut genug für Harry Truman war, dann ist es auch gut genug für mich.« Die Reporter lachten und notierten die Bemerkung.
Die Stabschefin des Präsidenten kam aus dem Empfangszimmer heraus. »Es sind alle hier, Mr. President«, sagte sie.
Als Hayes zusammen mit Warch und Valerie Jones in das Zimmer eintrat, erhoben sich die Anwesenden. Der Präsident hatte die Sitzung einige Stunden zuvor einberufen und die Liste der Teilnehmer mit großer
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