Der Angriff
Langley ankommen, wenn unsere Leute ihren Job bereits erledigt haben.«
»Gut.« Präsident Hayes stand auf und zog an seinen Manschettenknöpfen. »Meine Frau und ich gehen heute zu einer Veranstaltung im Kennedy Center. Von wo aus werden Sie die Operation verfolgen?«
»Von Langley aus«, antwortete Stansfield.
»Halten Sie mich auf dem Laufenden, und alles Gute«, sagte der Präsident und verließ den Raum.
2
STRASSE VON HORMUS, PERSISCHER GOLF
Der Wind peitschte die dunklen Wellen vor sich her, während am Himmel dichte Wolken vorüberzogen. Die höheren Wolkenmassen wurden nach Nordwesten zum Meer hin getragen, während die tieferen Schichten landeinwärts drifteten über jenes Land, das man einst das Persische Reich nannte und das man heute als Iran kennt. Gelegentlich schaute der Mond zwischen den Wolkenmassen hervor. Der Wind wehte immer neue Regenwolken heran, die sich über dem Persischen Golf entluden. Es war eine Nacht, in der sich niemand gern draußen auf dem Meer aufhielt.
Zwischen den eineinhalb Meter hohen Wellen hob sich plötzlich ein Mast aus dem Wasser empor, wie die bedrohliche Rückenflosse eines Hais. Weißer Schaum bildete sich hinter dem schmalen Gegenstand, der sich in südlicher Richtung bewegte. Er hob sich drei Meter über die Wasseroberfläche hinaus und begann den nächtlichen Himmel abzusuchen. Bei dem dünnen gestreiften Gegenstand handelte es sich um eine ESM-(Electronic Support Measures)Antenne, mit deren Hilfe man Radaremissionen und Funksignale aufspüren konnte. Wenige Sekunden später stieg ein zweiter Mast aus dem Wasser empor, der den gesamten Horizont ringsum absuchte. Danach verschwanden die beiden Objekte so rasch wieder im Wasser wie sie aufgetaucht waren.
Unter der windgepeitschten Wasseroberfläche zog ein teures und äußerst leistungsfähiges Wasserfahrzeug lautlos an der iranischen Küste vorüber. Niemand außer der Crew des Fahrzeugs wusste, dass es soeben Menschen ins Wasser entlassen hatte, die schwer bewaffnet und mit einem ganz bestimmten Auftrag unterwegs waren. Während das Jagd-Unterseeboot der 688-Klasse in die internationalen Gewässer zurückkehrte, tauchten plötzlich zwei Köpfe aus dem Wasser auf, und wenig später drei weitere. Rings um sie herum wogten die Wellen, als einer der Männer mit einem schwarzen Paket rang, um es zu öffnen. Er zog an einer Leine, und das IBS (Inflatable Boat, Small) begann sich zu entfalten und mit Luft zu füllen. Nicht einmal eine Minute später war das Schlauchboot vollständig aufgeblasen, worauf zwei Männer am hinteren Ende einen kleinen Außenbordmotor anbrachten, während ein dritter den Treibstoffbehälter an seinem Platz installierte. Die raue See trieb das Boot bald hierhin, bald dorthin, doch die Männer gingen unbeirrt ihrer Arbeit nach.
Sobald der Motor befestigt war, kletterten auch die beiden letzten Männer ins Boot, vor dessen dunkler Gummihülle sie mit ihren schwarzen Taucheranzügen nahezu unsichtbar waren. Der Motor wurde angelassen, und wenige Augenblicke später bahnte sich das Boot einen Weg zwischen den Wellen hindurch.
Lieutenant Commander Dan Harris hielt sich an einer der Halteschlaufen vorne im Boot fest und blickte auf den Kompass, den er am Handgelenk trug. Danach überprüfte er die Anzeige des Global Positioning Systems auf dem kleinen Gerät, das gleich neben dem Kompass befestigt war. Dieses GPS-System stützte sich auf achtzehn Satelliten, die in etwa 17700 Kilometern Höhe die Erde umkreisten und mit deren Hilfe man seinen genauen Standort auf vier Meter genau feststellen konnte. Das Unterseeboot hatte Harris und seine Männer in etwa dreißig Meter Entfernung vom vorgesehenen Punkt abgesetzt. Ein Lächeln huschte über Harris’ bärtiges Gesicht, als er an die penible Arbeitsweise der Unterseeboot-Leute dachte. Sie waren Perfektionisten durch und durch.
Der kräftig gebaute Kommandeur des Kommandotrupps umfasste die Halteschlaufe etwas fester, als das Boot zwischen zwei Wellen hindurchbrauste. Dan Harris war in gewisser Weise ein komischer Kauz. Er war gleichzeitig kultiviert und ungehobelt, launisch und unerschütterlich, jähzornig und gelassen, emotional und verstandesbetont, mitfühlend und rücksichtslos – kurz gesagt: er war immer so, wie die Situation es erforderte. Er hatte einiges gelernt, indem er die Kommandeure beobachtete, die vor ihm solche Kommandoeinsätze geleitet hatten. Die US Navy war ein riesiger bürokratischer Apparat, und wenn man es
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