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Der Angriff

Der Angriff

Titel: Der Angriff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vince Flynn
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am Zielort zu landen, um einen Kommandotrupp in ein Krisengebiet einzusetzen bzw. dort wieder aufzunehmen. Wenn es um heikle Kommandoeinsätze ging, machte diese Präzision oft den Unterschied zwischen Erfolg oder Scheitern, genauer gesagt zwischen Leben und Tod aus. Nur ein wirklich außergewöhnlich guter Pilot konnte diese komplexe Maschine fliegen, und deshalb achtete die Air Force sehr darauf, dass sich tatsächlich nur die Allerbesten ans Steuer eines solchen Helikopters setzten.
    Der zweite Helikopter war etwa ein Drittel kleiner und entsprechend wendiger als der riesige Pave Low. Der MD-5300 Pave Hawk war mit einer reduzierten Version des Enhanced Navigation System ausgestattet. Die Piloten und Crews der beiden Maschinen waren im Moment damit beschäftigt, noch einmal den Einsatzplan durchzugehen. Es durften absolut keine Fehler passieren. Das kleinste Missgeschick konnte fatale Folgen haben – und wenn es über Land passierte, konnte dadurch leicht eine weltpolitische Krise ausgelöst werden.
     
     
     
    IRANISCHE KÜSTE
     
    Lt. Commander Dan Harris hob sein Nachtsichtglas an die Augen und versuchte vergeblich, die Landungszone abzusuchen. Obwohl sie nur wenige hundert Meter von der Küste entfernt waren, konnte er kaum etwas erkennen. Das Boot wurde auf der stürmischen See hin und her gepeitscht, sodass es unmöglich war, das Fernglas ruhig zu halten. Kaum hatte er einen Punkt im Visier, machte das Boot einen heftigen Ruck und er sah nur noch eine hohe Wellenwand vor sich.
    Harris steckte das Nachtsichtglas in eine wasserdichte Hülle und griff mit der rechten Hand in den Nacken seines Taucheranzugs. Er zog den Ohrhörer seines abhörsicheren Motorola MX300-Funkgeräts hervor und hielt ihn sich an das linke Ohr. Durch das Dröhnen von Wasser und Wind rief er in sein Kehlkopfmikrofon: »Iron Man, hier Whiskey Five. Kannst du mich hören? Over.«
    Augenblicke später kam die Antwort mit einem knackenden Geräusch. »Whiskey Five, hier Iron Man. Ich höre dich laut und deutlich. Over.«
    Harris wandte sich vom Wind ab, in der Hoffnung, dann etwas besser hören zu können. »Wir sind soweit, Iron Man. Wie ist der Status unserer Landungszone?«
    »Alles klar.«
    »Roger. Wir sehen uns in fünf Minuten.« Zu seinen Männern gewandt, fügte er hinzu: »Nehmt eure Sachen – es geht los!«
    Die Männer überprüften ihre wasserdichten Rucksäcke und legten Schwimmflossen und Taucherbrillen an. Nachdem jeder von ihnen mit dem Daumen nach oben signalisiert hatte, dass er bereit war, gab Harris den Befehl, über Bord zu gehen. Im Wasser zogen die SEALs ihre Kampfmesser und durchlöcherten das Schlauchboot. Muffig riechende Luft entwich mit einem zischenden Geräusch. Zehn Sekunden später begann das Gewicht des Motors das Boot in die Tiefe zu ziehen.
    Es war schon schwer genug gewesen, den Pier vom Boot aus zu erkennen; aus dem Wasser war es ein Ding der Unmöglichkeit. Jeder der Männer warf einen Blick auf seinen Kompass, dann wies Harris seinen besten Schwimmer an, die Führung zu übernehmen. Die fünf Männer schwammen in dichter Formation und vergewisserten sich zwischendurch immer wieder, ob die Richtung noch stimmte. Nachdem sie einige Minuten durch die raue See geschwommen waren, näherten sie sich dem Pier und ließen sich schließlich von einer Welle an Land tragen. Einer nach dem anderen landeten sie am Strand und krochen wie Alligatoren über den feuchten Sand, bis sie im Schutz des Piers angelangt waren.
    Ohne auf einen Befehl zu warten, gingen die Männer in Verteidigungsposition, nachdem sie ihre Heckler & Koch-10-mm-MP-10-Maschinenpistolen bereits aus ihren wasserdichten Rucksäcken hervorgeholt hatten, sodass sie jederzeit feuerbereit waren. An den Läufen der Waffen waren große schwarze Schalldämpfer angebracht. Zwei der Männer krochen an die Nordseite des Piers, zwei blieben an der Südseite, während Harris sich in die Mitte begab.
    Die Wellen brachen sich mit lautem Getöse am Strand. Immer wieder liefen die Ausläufer der Brandung über Harris hinweg, sodass nur noch sein Kopf und die Waffe übers Wasser ragten. Das schäumende Wasser zog sich wieder zurück, bevor wenige Sekunden später die nächste Welle heranrollte. Harris versuchte in dem Labyrinth der Pierpfeiler irgendetwas zu erkennen. Das Donnern der Brandung und das Heulen des Windes machten es schwer, andere Laute zu vernehmen. Dennoch hörte er nach einigen Augenblicken ein leises Pfeifen, das sich gleich darauf wiederholte.

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