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Der Anschlag - King, S: Anschlag

Der Anschlag - King, S: Anschlag

Titel: Der Anschlag - King, S: Anschlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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tief in seiner Brust ein schleimiges Echo seiner selbst erzeugte. »Kumpel, was ich verkaufe, ist hundertprozentig unverfälschtes amerikanisches Rindfleisch, das beste der Welt. Weiß ich, was die Leute reden? Und ob. Ich schere mich nicht darum. Was sollte ich sonst tun? Die Leute vom Reden abhalten? Da könnte man ebenso gut versuchen, den Wind am Wehen zu hindern.«
    Ich fuhr mir mit dem Zeigefinger über die Kehle. Al lächelte.
    »Stimmt, ich schweife wieder mal ab, ich weiß, aber diesmal gehört es zur Story. Ich hätte mich weiter in der Pine Street abrackern können, aber Yvonne Templeton hat keine Dummköpfe großgezogen. ›Lieber weglaufen und dafür ein andermal weiterkämpfen‹, hat sie uns Kindern gepredigt. Ich hab mein letztes Geld zusammengekratzt, hab die Bank beschwatzt, mir weitere fünf Riesen zu leihen – frag mich nicht, wie –, und bin hierher nach Lisbon Falls umgezogen. Das Geschäft läuft nicht besonders großartig, nicht in diesen wirtschaftlich schwierigen Zeiten und nicht mit all dem dummen Gerede über Als Katzenburger oder Hundeburger oder Skunkburger oder was die Fantasie der Leute sonst noch reizt, aber wie sich gezeigt hat, bin ich nicht mehr von der Wirtschaftslage abhängig, wie es andere Leute sind. Und das kommt alles von dem, was hinter dieser Tür liegt. Es war nicht da, als ich in Auburn ansässig war, das könnte ich auf einen drei Meter hohen Bibelstapel schwören. Es hat sich erst hier gezeigt.«
    »Wovon redest du eigentlich?«
    Er sah mich mit seinen wässrigen, frisch gealterten Augen ruhig an. »Genug geredet. Das musst du selbst rauskriegen. Also los, mach sie auf.«
    Ich sah ihn zweifelnd an.
    »Sieh es einfach als letzten Wunsch eines Sterbenden«, sagte er. »Mach schon, Kumpel. Das heißt, wenn du wirklich mein Kumpel bist. Öffne die Tür.«
    5
    Es wäre gelogen, wenn ich behaupten würde, dass mein Herz nicht einen Gang höher schaltete, als ich den Türknopf drehte und daran zog. Ich hatte keine Ahnung, was mich dahinter erwartete (obwohl ich mich zu erinnern scheine, dass mir kurz ein Bild von abgebalgten Katzen, die auf den elektrischen Fleischwolf warteten, vor Augen stand), aber als Al an meiner Schulter vorbeigriff und das Licht anknipste, sah ich …
    Nun, einen Vorratsraum.
    Er war klein und so ordentlich wie das übrige Lokal. An beiden Wänden standen Regale mit Großverbraucherdosen. An der Rückwand, wo das gekrümmte Dach niedriger wurde, stand einiges Putzzeug, obwohl Besen und Mopp hingelegt werden mussten, weil dieser Teil der kleinen Kammer kaum einen Meter hoch war. Der Boden war wie draußen im Gastraum aus grauem Linoleum, aber statt nach gebratenem Fleisch roch es hier drinnen nach Kaffee, Gemüse und Gewürzen. Dazu kam ein weiterer Geruch, schwach und nicht so angenehm.
    »Okay«, sagte ich. »Das ist der Vorratsraum. Aufgeräumt und mit vollen Regalen. Du bekommst eine Eins in Vorratsverwaltung, falls es so was gibt.«
    »Was riechst du?«
    »Vor allem Gewürze. Kaffee. Vielleicht auch Raumspray, aber da bin ich mir nicht sicher.«
    »Mhm, ich benutze Glade. Wegen dem anderen Geruch. Heißt das, dass du sonst nichts riechst?«
    »Doch, da ist noch was. Irgendwie schweflig. Erinnert an abgebrannte Streichhölzer.« Außerdem erinnerte es mich an das Giftgas, das unsere ganze Familie früher ausstieß, wenn Mutter am Samstagabend wieder mal Bohnen gekocht hatte, aber das wollte ich lieber nicht sagen. Musste man von einer Krebstherapie furzen?
    »Das ist Schwefel. Unter anderem, aber Chanel Nummer fünf ist nicht dabei. Es ist der Geruch der Fabrik, Kumpel.«
    Noch mehr Verrücktheit, aber ich sagte nur (im Tonfall absurder Cocktailparty-Höflichkeit): »Wirklich?«
    Er lächelte wieder und ließ dabei Lücken sehen, wo am Tag zuvor noch Zähne gewesen waren. »Was denn, du bist zu höflich, um zu sagen, dass Worumbo schon ewig lange außer Betrieb ist? Dass der größte Teil der Fabrik damals in den Achtzigerjahren niedergebrannt ist, und was jetzt dort draußen steht …« Er wies mit dem Daumen über seine Schulter. »… ist nur ein Outlet Store. Ein Allerweltsziel für Touristen im Vacationland wie die Kennebec Fruit Company in der guten alten Moxie-Zeit. Außerdem denkst du, dass es langsam Zeit wird, dein Handy rauszuholen und die Männer in weißen Kitteln herzubestellen. Kommt das ungefähr hin, Kumpel?«
    »Ich rufe niemand an. Weil du nicht verrückt bist.« Dabei war ich mir da keineswegs so sicher. »Aber das hier ist nur

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