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Der Antares-Krieg

Der Antares-Krieg

Titel: Der Antares-Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael McCollum
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sich von Bethany los und hielt sie auf Armeslänge von sich, um sie besser betrachten zu können. Sein erster Eindruck war richtig gewesen. Sie war so schön, wie er sie in Erinnerung hatte; noch schöner sogar. Als er sie das letzte Mal gesehen hatte, hatte sie ausgesehen, als hätte sie einen Wasserball verschluckt. Jetzt war sie so schlank und geschmeidig wie an dem Tag, als er sie geheiratet hatte. Sie war nicht schöner; sie war anders schön. Drake überlegte, was alles er ihr erzählen wollte, was er sie fragen wollte, was er ihr anvertrauen wollte, fand aber keine Worte. Seine Gefühle waren zu sehr in Aufruhr, um die Herrschaft über seine Zunge zu erringen. Während er sich abmühte, sie unter Kontrolle zu bringen, stieg im kochenden Kessel seines Gehirns eine weitere Emotionsblase an die Oberfläche.
    »Was in aller Welt tust du hier, Schatz?«, fragte er. »Und wo ist der Junge?«
    »Ritchie ist bei meinem Onkel Clarence; er hat extra eine Kinderfrau eingestellt. Was ich vor Ort tue, ist eine zu lange Geschichte, um sie hier und jetzt vorzubringen. Kann das nicht noch ein wenig warten?«
    Er überlegte, versuchte die Implikationen abzuschätzen und lächelte. »Ich denke schon, nun, da du es erwähnst!« Wieder zog er sie an sich, bis jemand in der Nähe sich räusperte. Widerwillig gab er seine Frau frei, richtete sich auf und wandte sich Phillip Walkirk zu, der ein wenig abseits stand und sich bemühte, die Begrüßung der Eheleute zu übersehen.
    »Danke für Ihre ›Überraschung‹, Commander. Bethany war die letzte Person im Universum, die ich in dieser Luftschleuse erwartet hätte.«
    »Gern geschehen, Sir. Ich hoffe, mein kleiner Theatercoup wird meine Aufstiegschancen nicht verschlechtern.«
    Drake legte einen Arm um Bethany und machte ein grüblerisches Gesicht, als erwäge er Phillips Zukunft als Marineoffizier. »Ich weiß nicht, Kapitän. Gibt es in der sandarischen Marine einen Rang, der höher als ›König‹ ist?«
    Phillip lachte. »Wenn ich es recht bedenke, Admiral, glaube ich es nicht. Nun, Sir, wenn ich wegtreten darf...«
    »Sie dürfen, Kapitän«, sagte er, als er sich mit Bethany in Bewegung setzte und die Tür ansteuerte. Sie waren erst ein halbes Dutzend Schritte gegangen, als sie an seinem Arm zog und die beiden sich wieder zu Walkirk umwandten.
    »Phillip, wollen Sie so gut sein und sich um ... die Ladung kümmern?«
    »Ihre Ladung? Selbstverständlich.«
    »Ladung?«, fragte Drake. »Was für eine Ladung?«
    »Später, Schatz«, antwortete sie. »Nun, wie weit ist es zu deiner Kajüte?«
    Die Kajüte war dunkel bis auf die kleine blaue Nachtlampe, die nach den Bestimmungen brennen musste. Richard öffnete die Augen und konnte sich einen Moment nicht erinnern, wo er war. Die Kajüte war vertraut, aber jemand lag bei ihm im Feldbett. Dann fiel es ihm ein, und er lächelte. Letzte Nacht hatte er zum ersten Mal seit mehr als einem Jahr mit seiner Frau geschlafen, und es war wie das erste Mal überhaupt gewesen ...
    Nach kurzem Schlummer waren sie erneut zusammengekommen, diesmal wie zwei Liebende, die etwas zeitweilig Vergessenes wiederentdecken, langsam und ohne Eile. Dies war am besten gewesen, und sie waren in enger Umschlingung geblieben, als der Schlaf sie wieder eingeholt hatte.
    Als Richards Erinnerungen an die vergangene Nacht zurückfluteten, blickte er auf seine schlafende Frau. Das Haar lag wirr über ihrem Gesicht, und sie ließ leise schnarchende Geräusche hören. Sein linker Arm war eingeschlafen, wo sie ihn als Kissen benutzte.
    Er ließ den Kopf auf sein Kissen zurücksinken und starrte zur Decke auf, die zum Schott würde, sobald die Triebwerke der Conqueror wieder zum Leben erwachten. Er wollte, der Augenblick könnte ewig währen.
    Die Ewigkeit dauerte zwei Minuten, bis Bethany sich regte, streckte und die Augen öffnete. Sie blickte in der Kajüte umher, dann bemerkte sie, dass er sie anschaute, und lächelte.
    »Guten Morgen, Richard.«
    »Guten Morgen, Bethany.«
    »Wie spät ist es?«
    »Es geht auf 7:00 Uhr. Zeit zum Frühstücken, wenn du hungrig bist.«
    »Sehr«, erwiderte sie. »Normalerweise habe ich nicht so viel ... Bewegung.«
    Er seufzte. »Ich auch nicht.«
    Es hatte eine Zeit gegeben, als Wohnfläche an Bord eines Kriegsschiffes ein Privileg des Ranges war. Richard hatte einmal gelesen, dass Christoph Kolumbus' Kajüte die Hälfte der Wohnfläche an Bord der Santa Maria einnahm. Das war vorbei. Seine Admiralskajüte war nur wenig größer als

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