Der Antares-Krieg
Wirtschaftsrepräsentanten einen Abendempfang mit Essen.«
»Ach ja. Das ist ja heute.«
Sie nickte.
»Warum sind Sie nicht dort?«
»Bin erst vor ein paar Stunden von der Botschaft zurückgekehrt. Ich sagte Carl, dass ich mich zurechtmachen und später mit ihm dort treffen würde.«
»Und nun sind Sie fertig, wie ich sehe. Das Abendkleid steht Ihnen außerordentlich gut.«
»Oh, sehr freundlich, Sir«, sagte sie mit einem Knicks. »Wie war Ihre Reise? Haben Sie wirklich einen Ryall gesehen?«
»Vier von ihnen. Ich sprach sogar mit einem.«
»Wie war es?«
Er grinste. »Ich muss zugeben, dass mir zuerst ein wenig unbehaglich war. Aber nach einer Weile schien es das Natürlichste von der Welt zu sein, einem sechsbeinigen Zentauroiden zuzuhören.«
»Haben Sie etwas von Interesse gelernt?«
»Wir sprachen über die Einstellung der Ryall zum Krieg.«
Bethany nickte. »Ambrose Cartier unterrichtete mich über die Geschichte der Ryall. Er malte ein ziemlich krasses Bild. Ich fand es deprimierend.«
Drake hob den Zeigefinger an die Lippen, dann fuhr er im Gesprächston fort: »Wann müssen Sie bei diesem Empfang sein?«
Bethany sagte etwas verwirrt: »Ich habe keine bestimmte Zeit angegeben.«
»In diesem Fall lassen Sie uns noch einen Spaziergang im Garten machen. Er soll bei Nacht besonders schön sein.«
»Gut. Ich muss mir nur noch die Schuhe anziehen.«
Bei Nacht verwandelte sich der Park um das Schloss unter der Wetterkuppel in eine Märchenwelt farbigen Lichts. Pastellfarbene, versteckt angebrachte Scheinwerfer beleuchteten Büsche und Bäume, das Schloss erstrahlte in heller Beleuchtung, und auf die Unterseite der Kuppel war ein Muster matt schimmernder Farben projiziert. Trotz der Überfülle des Lichts hatten die Architekten dafür Sorge getragen, dass es im Park einige dunkle Stellen gab, wo zwei Leute still beisammensitzen und reden konnten.
Drake führte Bethany einen von Blumenbeeten gesäumten Pfad entlang zu einer Baumgruppe, unter der eine kleine, auf drei Seiten von Ranken überwachsene Laube stand. Im Gehen legte er ihr den Arm um die Taille, als sei es das Natürlichste von der Welt. Nach einer momentanen überraschten Versteifung lehnte sie sich an ihn und passte ihren Schritt dem seinen an.
In der Laube fanden sie eine aus Stein gehauene Bank, die gerade groß genug für zwei war. Als sie sich gesetzt hatten, griff Drake in die Manteltasche und brachte einen kleinen Würfel zum Vorschein. Als er daraufdrückte, erfüllte ein tiefes Summen die Luft. Er blickte auf die Leuchtzifferablesung des Instruments und nickte zufrieden.
»Gut, wir können ungestört sprechen«, sagte er mit gedämpfter Stimme.
»Was für ein Ding ist das?«
»Ein willkürlich arbeitender Geräuschmodulator. Macht es beinahe unmöglich, unsere Stimmen vom Hintergrundgeräusch zu trennen, wenn wir nicht zu laut sprechen.«
»Meinen Sie, die Sandarer haben uns abgehört?«
»Würden Sie es an ihrer Stelle nicht tun?«
Bethany dachte einen Moment lang darüber nach und nickte dann. »Ich denke schon.«
»Nun, bevor sie misstrauisch werden, erzählen Sie mir von dem Gespräch mit dem Botschafter der Erde.«
Sie fasste kurz zusammen, was Cartier ihr über die Legende der Ryall erzählt hatte, und welche Bedeutung eine Nova am Himmel ihrer Heimatwelt für sie gewonnen hatte. Drake hörte aufmerksam zu. Als sie geendet hatte, nickte er. »Das ist annähernd die gleiche Geschichte, die ich von dem gefangenen Ryall hörte. Es ist komisch, aber diese Legende überzeugte mich mehr davon, dass ich es mit einer fremden Lebensform zu tun hatte, als sechs Beine und eine Echsenhaut. Sie machte mir klar, dass die Ryall nicht wie wir denken; sie stellten die Annahme, dass ein Konflikt zwischen unseren Arten unvermeidlich sei, niemals in Frage.«
»Glauben Sie, dass die Ryall wirklich so denken?«
»Ich glaube das, es sei denn, wir sind die Opfer sandarischer Propaganda gewesen. Ich verstehe jetzt, wie sie einen Gefangenen dazu bringen konnten, alles zu sagen, was sie wollten, aber wie könnten sie einen Botschafter der Erde bestochen haben?«
»Wenn er der Botschafter ist ! «
Drake sah sie im Halbdunkel aufmerksam an. »Was wollen Sie damit sagen?«
Bethany biss sich auf die Lippe und zögerte. Als sie endlich antwortete, wählte sie ihre Worte mit Vorsicht. »Ich bin nicht sicher. Es ist bloß ein Gefühl, das ich hatte.«
»Wieso?«
»Seine Bemerkung, dass er es bequemer finde, die Amtsgeschäfte in seiner
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