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Der Antares-Krieg

Der Antares-Krieg

Titel: Der Antares-Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael McCollum
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Residenz zu führen, kam mir irgendwie falsch vor, ganz abgesehen davon, dass Botschafter gewöhnlich in der Hauptstadt des Gastlandes residieren.«
    »Sprechen Sie weiter.«
    »Nun, Captain, Sie wissen, dass die Admiralität in Homeport in der alten Botschaft der Erde untergebracht ist. Stellen Sie sich das Gebäude vor. Es hat sechs Stockwerke und beherbergte früher einmal ein Botschaftspersonal von zweihundertfünfzig Diplomaten und Angestellten! Dabei war Alta vor dem Ausbruch der Nova niemals mehr als eine um ihr Überleben ringende Kolonie zweiter Klasse am Rand des von Menschen besiedelten Raums.
    Sandar kämpft angeblich auf Seiten der Erde einen interstellaren Krieg. Ein Krieg im Weltraum ist der Logistikintensivste aller Kriege, und ein Krieg von interstellaren Ausmaßen muss noch viel komplizierter sein. Wenn die Sandarer auf der Seite der Erde kämpfen, müssten Zehntausende von Menschen und Hunderte von Schiffen beschäftigt sein, die Versorgungslinien offen zu halten und Nachschublieferungen zu transportieren. Die Botschaft der Erde sollte ungefähr von der Größe dieses Schlosses sein.«
    »Und Sie sagen, das sei nicht der Fall.«
    »Das sage ich«, bekräftigte sie. »Ich sah einen alten Mann und ein Dutzend Leute, die in der Residenz des Botschafters arbeiteten. Ich fand heraus, dass es gegenwärtig keine Kriegsschiffe der Erde im System gibt, und dass der Botschafter nicht einmal sicher ist, wann das nächste Handelsschiff eintreffen wird. Etwas stimmt da nicht.«
    Drake nickte nachdenklich. »Ich stimme Ihnen zu. Wir werden uns eingehender damit beschäftigen müssen.« Er blickte auf seine Armbanduhr, dann zum Geräuschmodulator.
    »Es wird Zeit, dass wir dieses Ding wieder einstecken, bevor irgendein Sicherheitsbeamter herauskommt, um zu prüfen, warum seine Abhörwanze nicht mehr funktioniert. War sonst noch etwas?«
    »Das war ungefähr alles.«
    Er schaltete den Würfel aus, und das tiefe Summen verstummte. Drake steckte den Würfel in die Tasche, zwinkerte ihr zu und sagte zum ersten Mal seit mehreren Minuten im normalen Gesprächston: »Nun, genug des Naturgenusses. Es wird Zeit, dass Sie zum Abendempfang des Königs kommen.«
    »Noch nicht«, antwortete Bethany. »Würde es Ihnen etwas ausmachen, wenn wir noch ein wenig durch den Park schlenderten?«
    Er stand auf und bot ihr seinen Arm. »Mit Vergnügen.«
    Sie folgten dem Pfad weitere hundert Meter schweigend. Bethany war erleichtert, dass sie ihren Verdacht jemandem anvertraut hatte, und zum ersten Mal seit Stunden fühlte sie sich zufrieden. Sie vergaß ihre Sorgen und beschäftigte sich mit den Beleuchtungseffekten und der Lichtschau oben unter der Kuppel. Nach ein paar Minuten wurden ihr die Geräusche der Insekten unnatürlich bewusst, vor allem das irritierend laute, vielstimmige Zirpen von etwas, das die Sandarer Grillen genannt hatten. Endlich brach sie das Schweigen mit der Bemerkung: »Diese Lichteffekte sind hübsch, aber wissen Sie, was wirklich schön sein würde?«
    »Was?«
    »Es wäre schön, wenn sie alle Lichter löschen würden, dass es pechschwarze Nacht wäre, um dann das Bild eines Mondes auf die Unterseite der Kuppel zu projizieren.«
    »Sandar hat schon vier echte Monde, die man anschauen kann. Ich gebe zu, dass sie nicht sehr eindrucksvoll sind, aber warum sollten sie einen fünften falschen Mond projizieren?«
    »Ich spreche nicht von irgendeinem Mond hier«, sagte sie mit einer Eindringlichkeit, die ihm ein Lächeln entlockte. »Ich meine den Erdenmond – Luna ...« Sie blickte auf, dann streckte sie die Hand zu einem Punkt an der Kuppel aus, der dem Schlossgebäude gegenüber war. »Dort würde ich ihn hintun.«
    »Warum?«
    »Weil die alten Dichter alle sehr beeindruckt von der Wirkung sprachen, die der Vollmond auf die Menschen hatte.«
    »Ich bin nicht sicher, ob ich jemals ein Bild vom Erdenmond gesehen habe.«
    »Oh, das sollten Sie nachholen! Es ist ein großer Mond, ein Viertel so groß wie die Erde selbst. Die Bücher sagen, dass man im Licht des Vollmonds lesen konnte.«
    »Etwas wie bei uns daheim der Antaresaufgang?«
    »Ach was, viel schöner! Antares ist wie ein Schweißbrenner. Wirkliches Mondlicht ist eine weiche, silbrige Strahlung. In warmen Sommernächten lagen die Liebenden im Gras und verbrachten Stunden damit, ihn über den Himmel ziehen zu sehen.«
    »Ich habe immer gehört, dass der Vollmond die Leute verrückt machte.«
    »Das ist Unsinn. Ich habe es aus erster Hand, dass ein Vollmond

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