Der Antares-Krieg
Miss Lindquist.«
»Ja, Exzellenz.«
»Ich habe zu meiner Zeit von allen Arten von Historikern gehört, aber das ist mir etwas Neues. Bitte, erklären Sie mir, was ein komparativer Historiker ist?«
Bethany erklärte ihren Beruf und seinen Platz in der Gesellschaft von Alta. Cartier hörte ihr zu, ohne sie zu unterbrechen, und als sie geendet hatte, nickte er. »Also sind Sie eine Spezialistin für die Geschichte der Erde! Ich muss gestehen, dass es auch eine meiner Leidenschaften ist. Wenn wir den geschäftlichen Teil beendet haben, können wir vielleicht ein wenig fachsimpeln. Ich werde Sie über die Ereignisse des vergangenen Jahrhunderts unterrichten.«
»Das würde mir gefallen, Exzellenz. Ich hoffe, eines Tages in der Lage zu sein, die Erde zu besuchen.«
»Das müssen Sie tun! Neapel sehen und sterben, wie die alte Redensart geht. Zurückkehren zu unseren Wurzeln. Nun, junge Dame, wie kann ich Ihnen helfen?«
Bethany erzählte die Geschichte von Granville Whitlow und seinem lebenslangen Bemühen, eine irdische Vertretung auf Alta zu erhalten. »Seitdem ist das Amt des Botschafters der Erde als Erbe in meiner Familie weitergegeben worden. Mein Onkel ist der gegenwärtige Inhaber des Titels. Als er hörte, dass Regierung und Parlament eine Expedition aussenden, um mit dem Rest der Menschheit wieder in Verbindung zu treten, sorgte er dafür, dass ich daran teilnehmen konnte. Ich habe Depeschen von einhundertfünfundzwanzig Jahren bei mir, um sie zur Erde weiterzuleiten.«
Cartier klatschte in die Hände und lachte laut auf. »Wie herrlich, meine Liebe! Der diplomatische Dienst muss von der Geschichte Ihrer Familie erfahren. So viel Pflichtbewusstsein sollte geehrt werden, gerade zu diesem späten Zeitpunkt.«
»Danke, Sir«, sagte Bethany. »Ich habe die Depeschen bei mir und wäre Ihnen dankbar, wenn Sie sie an sich nehmen und durch Ihren Kurierdienst zur Erde senden würden.« Sie öffnete ihre Aktentasche und nahm ein versiegeltes Paket heraus, das sie Cartier übergab. »Würden Sie die Güte haben, die Umstände, wie ich sie Ihnen darlegte, in Ihrem nächsten Bericht zur Erde zu erläutern?«
Cartier nahm das Paket, wendete es in den Händen und betrachtete es lange Sekunden, dann gab er es Bethany zurück.
»Behalten Sie es einstweilen, meine Liebe.«
»Sie wollen es nicht?«, fragte Bethany. Ihre Verwirrung spiegelte sich in ihren Zügen.
»Oh, ich will es, sicherlich! Aber wie die Dinge liegen, besteht kein Grund zur Eile. Die Ryall haben die Routen zwischen hier und der Erde unsicher gemacht, und der Verkehr ist in letzter Zeit ein wenig unregelmäßig gewesen. Ich werde Sie rechtzeitig benachrichtigen, wenn der nächste diplomatische Kurier abgeht.«
Bethany runzelte die Stirn. »Vielleicht wird in nächster Zeit eine Einheit der Großen Flotte zur Erde zurückkehren. Sie könnte meine Depeschen mitnehmen.«
Cartier und Lara tauschten einen Blick, dann wandten beide ihre Aufmerksamkeit Bethany zu. Cartier räusperte sich und sagte: »Ich fürchte, dass sich gegenwärtig keine Einheiten der Großen Flotte im System aufhalten, Miss Lindquist. Taktische Überlegungen erfordern ihre Anwesenheit anderswo. Nein, wir werden ein Handelsschiff abwarten müssen, um Ihre wichtigen Dokumente zu ihrem Bestimmungsort zu bringen.«
»Verzeihen Sie mir meine Hartnäckigkeit, Exzellenz, aber die Erde bekämpft doch die Ryall, nicht wahr?«
»Mein liebes Kind, die gesamte menschliche Rasse bekämpft die Ryall. Sie haben uns in der Angelegenheit keine andere Wahl gelassen.« Der Botschafter stellte seine Teetasse ab und beugte sich vor. »Als Historikerin werden Sie die Geschichte äußerst interessant finden. Wie es scheint, liegt die eigentliche Ursache unserer gegenwärtigen Schwierigkeiten nicht in uns selbst, sondern in unseren Sternen – und in den undurchsichtigen Nebeln der Ryall-Geschichte.«
Er lehnte sich zurück und faltete die Hände im Schoß.
»Was ich Ihnen jetzt erzähle«, fuhr er fort, »ist eine Legende der Ryall. Sie ist rekonstruiert aus Tausenden von Vernehmungen Gefangener aus den verschiedensten Bereichen der Ryall-Hegemonie. Alle Gefangenen haben die Legende in der gleichen Weise wiedergegeben, ungeachtet der eingesetzten Vernehmungstechniken – und ich muss zugeben, dass wir uns nicht immer an den Geist der alten Genfer Konvention gehalten haben.
Vor dreißigtausend Jahren waren die Ryall ein einfaches Fischervolk, das an den Flussufern und Flachküsten ihrer Meere lebte.
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