Der Antares-Krieg
befinden wir uns im Besitz von Daten, die wesentlich für die Kriegsführung sind.«
»Was für Daten, Sir?«
»Außerordentlich wertvolle Daten, Mr. Gellard. Bevor wir jedoch preisgeben, was wir wissen, müssen wir Ihre Zusicherung haben, dass Sie uns gegen die Ryall helfen werden.«
»Sie haben Ihre Anträge zur Mitgliedschaft im Interstellaren Rat vor sich liegen, Sir«, erwiderte Gellard. »Eine umfassendere Zusicherung als diese können wir Ihnen nicht geben. Noch können wir auf Ihren Antrag hin handeln, solange wir nicht wissen, welche Kenntnisse Sie uns vorenthalten.«
»Nun gut, Mr. Gellard, ich werde Sie beim Wort nehmen.«
Graf Husanic wandte sich an Admiral Gower. »Der Ball scheint jetzt bei Ihnen zu liegen, Admiral.« Gower nickte bedächtig. »Ich denke, wir haben bekommen, was wir brauchen. Meine Damen und Herren, unsere Reise hierher war nicht ganz so geradlinig, wie wir Sie glauben machten. Tatsächlich machten wir einen kleinen Umweg ...«
50
Der Samstagmorgen war frisch und klar, der goldene Sonnenball eingerahmt von den dunkelblaugrauen Flanken des Istacihuatl und Popocatepetl. Ein sanfter Südostwind trug den Duft von Kiefern und das Versprechen kühlen Wetters mit sich. Richard Drake stand auf dem Balkon des Hotelzimmers, überblickte die Stadt und atmete tief die frische Morgenluft. Im Norden spiegelten sich die Sonnenstrahlen in den Fenstern der neoaztekischen Mega-Strukturen, die einen großen Teil der Stadtbevölkerung beherbergten. Die Ostseiten der riesigen Pyramiden waren wie mit orangefarbenem Feuer übergossen, während an den Westhängen noch die Leuchtbalken der Flugsicherung im Sekundenabstand blinkten. Direkt unter Drakes Aussichtspunkt fächerten die Arbeitstrupps der Stadtgärtnerei mit ihren Pflegemaschinen über eine der vielen Grünanlagen aus. Auf halber Strecke zum Horizont begann sich ein Verkehrskreisel mit Fahrzeugen zu füllen, als Frühaufsteher ihren Samstagmorgengeschäften nachgingen. Als er zusah, wie Mexico City an dem Tag erwachte, der sein Hochzeitstag sein sollte, wurde Richard Drake bewusst, wie viel sich in achtundvierzig Stunden ändern kann.
Der Katalysator war natürlich Admiral Gowers Enthüllung gewesen, dass die Helldiver-Expedition Navigationsdaten für die Ryall-Hegemonie besaß. Im Anschluss an diese Eröffnung hatte sich die Stimmung im Kabinettsaal rasch gewandelt. Hatte sich vorher eine Atmosphäre von Argwohn und Misstrauen ausgebreitet, so erzeugte die unerwartete Aussicht auf Erkenntnisse über die Topologie der feindlichen Region einen völligen Umschwung. Admiral Gower hatte seine Erklärung kaum beendet, da wurde er schon mit Fragen über das Datenmaterial bestürmt. Als er sich weigerte, mehr zu sagen, schlug Koordinator Gellard vor, dass sie die Verhandlungen über die Vertragsbedingungen zum Abschluss bringen sollten, unter denen Alta und Sandar ihre rechtmäßigen Plätze im Interstellaren Rat einnehmen würden. In weniger als einer Stunde hatten beide Seiten eine vorläufige Übereinkunft erzielt. Das Oberkommando der Großen Flotte erklärte sich bereit, vorbehaltlich der Zustimmung der Regierung mit den Planungen und Vorbereitungen für den Feldzug gegen Aezer zu beginnen. Die Kolonisten wiederum versprachen, dass ihr erster offizieller Akt als Mitglieder im Interstellaren Rat die Übergabe aller erbeuteten Daten an die Große Flotte sein würde.
Am Nachmittag desselben Tages fand die offizielle Aufnahme in den Interstellaren Rat statt. Damit waren Alta und Sandar wieder in die politische Organisation der Menschen-Hegemonie eingebunden. In Anwesenheit der übrigen Expeditionsmitglieder erhielten Graf Husanic und Stan Barrett ihre Urkunden, wurden von den Koordinatoren formell im Interstellaren Rat willkommen geheißen und unter stehenden Ovationen der eilig zusammengerufenen Vertreter aller Ratsmitglieder zu ihren Plätzen im Plenarsaal geführt. Am Ende der Zeremonie, die weniger als zwanzig Minuten in Anspruch nahm, vertagte sich der Rat durch Akklamation. Eine halbe Stunde später waren die Kolonisten an der Reihe, ihren Teil der Vereinbarung zu erfüllen. In einem Hörsaal der Universität erläuterte Argos Cristobal vor einem Publikum von Regierungsvertretern, Marineoffizieren und Astronomen anhand von Topologiekarten des Faltraums, was die Helldiver-Expedition über die Ryall-Hegemonie in Erfahrung gebracht hatte, vor allem aber den Umstand, dass die Hegemonie einen einzigen, eng verbundenen Faltraumhaufen umfasste. Der
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