Der Antares-Krieg
kniete nieder und fuhr mit den Fingerspitzen über Varlans Rücken, um nach einem bestimmten Wirbel zu suchen. Als sie ihn fand, hielt sie die Mündung der Pistole an das Gelenk und injizierte eine Dosis der Droge.
»Das Mittel wird erst nach einigen Augenblicken wirksam, Varlan. Ängstigen Sie sich nicht über die begleitenden Empfindungen. Es ist harmlos.«
Die beiden Frauen beobachteten aufmerksam, wie Varlan sich langsam entspannte. Weniger als eine Minute nach der Injektion lag sie ausgestreckt wie ein schlafender Drache. Nur die Augen zeigten, dass sie wach und bei Besinnung war.
»Wie fühlen Sie sich?«, fragte Kirsten aus ihrer knienden Haltung neben dem Zentauren.
»Schläfrig, aber nicht schläfrig«, antwortete das Übersetzungsgerät am Hals der Ryall. Die Diktion des Computers war unverändert klar, aber Bethany glaubte eine Ungenauigkeit in der Sprechweise der Ryall auszumachen. Sie sagte es Kirsten.
»Das ist normal«, meinte die Psychologin. Sie machte sich daran, Varlans Herzschlag, Temperatur und Atmung mit Hilfe eines komplizierten Geräts zu kontrollieren, dann nickte sie befriedigt. »Sie ist unzweifelhaft in Narkose. Fangen Sie einfach an, wie wir besprochen haben.«
Bethany ließ sich neben der liegenden Gestalt nieder, dass Varlan sie besser sehen konnte. »Wie ist Ihr voller Name, bitte?«
»Ich bin Varlan von der Sippe der Duftenden Wasser.«
»Und Ihre Heimatwelt?«
»Das schöne Darthan!«
»Und welche Position bekleideten Sie auf Corlis?«
»Ich war die Betriebsleiterin der Mineralgewinnungsanlage.«
»Wissen Sie, wer ich bin?«
»Sie sind Bethany von den Lindquists, Mensch und meine Gefängniswärterin.«
»Bedeute ich Ihnen sonst nichts?«
»Sie erleichtern mir die Langeweile und belehren mich über Ihre Art, die von meinesgleichen ›Ungeheuer‹ genannt wird.«
»Sicherlich denken Sie nicht, dass ich ein Ungeheuer bin, Varlan.«
Die Ryall antwortete nicht. Kirsten bedeutete Bethany, dass sie die Frage wiederholen solle, was diese tat. Es folgte eine weitere Verzögerung, und Bethany bemerkte, dass Varlans Atmung von einem langsam rhythmischen Ruhezustand zu einem kurzen, schnellen Keuchen beschleunigte. Die Herrschaft der Droge über sie war offensichtlich nicht vollständig. Irgendwo unter dieser graugrünen Haut, die sich über den birnenförmigen Schädel spannte, tobte ein Kampf. Dann, ganz plötzlich, als hätte irgendwo im Bewusstsein der Ryall eine Barriere nachgegeben, stieß Varlan eine Reihe von quietschenden Lauten aus, beinahe zu schnell, als dass das Übersetzungsgerät ihr folgen konnte.
»Du bist schlimmer als ein Ungeheuer! Deine Gattung ist die Brut des Bösen Sterns, und ihr würdet euch an unseren Jungen mästen, wenn wir euch die Gelegenheit gäben. Ihr seid Geschöpfe, die vernichtet werden müssen, selbst wenn eure Vernichtung das Werk von tausend Generationen sein sollte!«
Etwa sechzehn Stunden später entließ die Maschine vom Raumhafen Mojave eine zutiefst niedergeschlagene und entmutigte Bethany Drake in die Arme ihres wartenden Gemahls.
»Wie ist es gegangen?«, fragte er nach einem Begrüßungskuss. Die Frage war rein rhetorisch. Er sah ihrem Gesichtsausdruck an, wie es gegangen war.
»Ach, Richard, es war furchtbar!«, schluchzte sie. »Du kannst dir nicht vorstellen, wie sehr Varlan uns hasst.«
»Und ihre Bekehrung zu unserer Sicht?«
»Alles Heuchelei und Verstellung. Sie hatte einen unausgegorenen Plan, dem Oberkommando der Ryall die Position der Erde mitzuteilen. Während ich glaubte, wirklich voranzukommen, plante sie die ganze Zeit einen Angriff auf die Erde.«
Drake zog seine Frau in die Arme und hielt sie umfangen. So standen sie lange Minuten, ohne auf die Blicke Vorübergehender zu achten. Schließlich schnupfte Bethany, nahm den Kopf von seiner Schulter und zwang sich zu einem Lächeln. »Und wie war dein Tag, Liebster?«
»Verglichen mit deinem?«, fragte er. »Nicht gut. Ich werde dir davon erzählen, wenn wir zum Hotel kommen.«
Später, in der Zurückgezogenheit ihres Zimmers, berichtete er von der Sitzung im Amtszimmer des Ersten Koordinators. Sie lauschte mit wachsendem Entsetzen, als er auf die Schlussfolgerung ihrer irdischen Gastgeber zu sprechen kam.
»Evakuierung? Das kann nicht ihr Ernst sein!«
»Ich fürchte, sie meinen es verdammt ernst«, versetzte Drake. »Sie haben Valeria und Hellsgate abgeschrieben. Ihre Computersimulationen geben uns keine strategische Chance, die Ryall von Aezer zu
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