Der Antares-Krieg
litten Hunger. Ein andermal gelang es gewissen Raubkatzen, die Pferde einzuholen, und die langsameren Pferde mit kürzeren Beinen wurden gefressen.
So ähnlich stelle ich mir vor, was mit Ihnen und den Schnellen Essern geschah. Ihre Zahl wuchs bis zu dem Punkt, wo der Bevölkerungsdruck sie zwang, in Ihren Lebensbereich vorzudringen. Sie fanden, dass die Ryall der Vorzeit gut zu essen waren, und der Wettbewerb zwischen Ihnen bewirkte, dass beide Seiten statt längerer Beine größere Gehirne entwickelten.«
»Und die Geschichte von missgestaltet geschlüpften Jungen?«
»Vielleicht ist sie übertrieben. Es wird in jeder Generation einige Mutationen und Erbschäden geben. Nach Ihrer Geschichte vom Bösen Stern wurden Ihre Häuptlinge sehr empfindlich dagegen und töteten die frisch geschlüpften Jungen, die erbgeschädigt schienen. Auf diese Weise züchteten sie Ihre Art zu erhöhter Intelligenz.«
»Worauf wollen Sie hinaus?«, fragte Varlan nach einer Denkpause.
»Nur darauf, dass Ihre Erzählung von einem durch die Supernova ausgelösten Vernichtungskrieg mit den Schnellen Essern eine übermäßige Vereinfachung dessen sein mag, was wirklich geschah. Wenn wir die Zusammenhänge des wahren Geschehens finden können, gelingt es uns vielleicht auch, Ihre Leute davon zu überzeugen, dass Krieg bis zum Tod nicht immer die Antwort sein muss, wenn zwei intelligente Arten aufeinander stoßen.«
Varlan war im Begriff zu antworten, als Bethany die Hand hob. »Wenn es Ihnen nichts ausmacht, ich bin sehr ermüdet. Können wir dieses Gespräch morgen fortsetzen?«
»Selbstverständlich, Señora. Meine Entschuldigung, dass ich so viel Zeit beansprucht habe.«
»Danke, Señor Santiago.«
In diesem Augenblick läutete Bethanys Mobiltelefon. Sie zog es aus der Tasche und schaltete ein.
»Ja?«
Die anderen sahen, wie ihr Gesicht einen angespannten Ausdruck annahm. Sie lauschte eine Weile, dann steckte sie das Mobiltelefon wieder ein. Ihre Sorgenfalten waren nicht zu übersehen, als sie sich zu den Besuchern umwandte.
»Was ist geschehen, Bethany?«, fragte Varlan. In den letzten drei Jahren hatte sie gelernt, ihrer Freundin die Stimmungen vom Gesicht abzulesen, und diese Stimmung war eine von schmerzlicher Ungewissheit.
»Das war meine Assistentin. Gerade ist Nachricht von der Flotte eingegangen.«
Drei menschliche Stimmen fragten gleichzeitig: »Was für Nachrichten?«
»Nichts Eindeutiges. Richards Kampfgruppe hat vor zwei Tagen den Transit nach Eulysta vollzogen und ist noch nicht zurückgekehrt. Anscheinend ist die Schlacht im Gange.«
Sie wandte sich zum Gehen. Ihr Bett, wo sie liegen und die Füße hochlegen konnte, war in den vergangenen zwei Stunden zunehmend Gegenstand ihrer Sehnsucht geworden. Sie tat einen Schritt und blieb schwankend stehen, tastete nach der Lehne von Olivia Southingtons Stuhl, verfehlte sie und fühlte sofort eine stützende Hand an ihrem Arm. Jorge Santiago war geistesgegenwärtig aufgesprungen, um einen Sturz zu verhindern.
»Was ist los?«
Bethany hielt sich mit beiden Händen den Bauch und verzog vor Schmerzen das Gesicht. Nach einem Dutzend Atemzügen, in denen sie nicht sprechen konnte, richtete sie sich auf und seufzte. »Das war die bisher schlimmste Kontraktion.«
Olivia Southington, die Bethanys Rückseite sah, räusperte sich und sagte: »Das war mehr als eine Kontraktion, Bethany. Es ist das Fruchtwasser.«
Auch Varlan hatte den Fleck gesehen und legte als Ausdruck ihrer Sorge die Ohren an. »Ist etwas nicht in Ordnung?«
Olivia wandte sich mit einem Lächeln zu ihr um. »Kein Grund zur Sorge, Varlan. Bethany bekommt jetzt ihr Kind!«
59
Periskay von den Fernen Bergen im Nebel hatte Angst – nicht um sich selbst, aber um Die Rasse . Das Geheimnis um die Zerstörung der Erzaufbereitungsanlage auf Corlis war aufgeklärt, und wie bei so manchem Geheimnis weckte die Aufklärung den Wunsch, dass sie ausgeblieben wäre.
Fünf planetarische Umdrehungen früher war sein junger Assistent in seine Schlafkammer geplatzt und hatte das schrille Warnsignal vor Gefahr ausgestoßen. Als Periskay zu sich kam, war er schon auf sechs Beinen und hatte Rumpf und Kopf in der Abwehrhaltung, den Schwanz ausgestreckt, um ihn als Keule zu gebrauchen, die Arme in der Höhe, um ungesehene Schläge abzuwehren. Seine Ohren waren flach an den Schädel gelegt und die Zähne entblößt, bereit zu zerfleischen, wen oder was ihn bedrohte. Doch statt der verhassten angestammten Feinde sah er Dillatan
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