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Der Antares-Krieg

Der Antares-Krieg

Titel: Der Antares-Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael McCollum
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Teil seiner Aufmerksamkeit verglich er die eigene Position auf dem Orientierungsfeld im oberen Visierbereich mit dem, was seine Augen ihm zeigten, und verglich das mit den Positionen der anderen Männer seiner Gruppe. Die taktische Situation war nicht anders, als sie in den letzten zwei Tagen gewesen war – frustrierend!
    Der Angriff der Marinesoldaten des Truppentransporters TSNS Mozart auf Corlis im System Eulysta hatte im Morgengrauen einige vierzig Stunden früher begonnen. Nach einer Annäherung unter hohem Bremsdruck war der Angriff wie nach dem Lehrbuch abgelaufen. Cunninghams Kompanie war mit ihren Raumtransportern in die Atmosphäre eingetreten, noch ehe die Mozart ihre erste Umlaufbahn vollendet hatte. Sie stießen hinab auf den Schlammstrom, wo das Bergwerk der Ryall gewesen war, und hatten das Gelände in einer klassischen vertikalen Einschließung genommen. Doch was vom Bergwerk und der Erzaufbereitungsanlage übrig geblieben war, lag verlassen. Nur einige blaue Zelte verrieten, dass vor kurzem noch jemand dagewesen war. Die Zeichen waren eindeutig. Die Echsenleute hatten nach der Zerstörung der Anlage durch die Flutwelle den Schlamm aufgegraben und nach Hinweisen darauf gesucht, was hier geschehen war. Das Ausmaß der Grabungsarbeiten ließ auf eine große Zahl von Arbeitern schließen. Einige Männer in seiner Kompanie spekulierten, dass sie zu ihrem Schiff evakuiert worden waren, sobald die Flotte im Faltpunkt erschienen war. Dies bezweifelte Cunningham allerdings. Seine Intuition, unterstützt durch taktische Analyse, ging dahin, dass die Zeit zu einer Flucht mit dem Schiff nicht ausgereicht hatte. Das Schiff der Ryall hatte die Umlaufbahn nach dem Ausbruch der Flotte aus dem Faltpunkt zu kurzfristig verlassen, als dass die Ausgrabungsmannschaft an Bord sein konnte.
    Wenn die Ryall aber nicht mit dem Schiff entkommen waren, dann mussten sie sich in die Büsche geschlagen haben, denn in den zumeist abgesoffenen Bergwerksstollen waren sie nicht versteckt. Cunningham und zwei Kompanien Marinesoldaten hatten Auftrag erhalten, die Umgebung nach Flüchtlingen zu durchkämmen. In den vergangenen zwei Tagen hatten sie ein knappes Dutzend Echsenleute gefangen genommen und zusammengetrieben.
    Keiner der bisher gefangenen Ryall war von der Kriegerkaste. Das hatte sie nicht daran gehindert, sich energisch zur Wehr zu setzen. Glücklicherweise waren die schussfesten Kampfanzüge auch gegen Zähne unempfindlich, obwohl ein kräftiger Gefangener im Handgemenge einem Marinesoldaten den Arm gebrochen hatte.
    Es wäre leichter gewesen, sie zu erschießen, aber sie hatten Befehl, so viele Gefangene wie möglich zu machen, um sie zu vernehmen. Und obwohl das anstrengende Stapfen durch diesen weglosen fremden Urwald schweißtreibende, unangenehme Arbeit war, zog Cunningham sie noch immer dem an die Nieren gehenden Bremsdruck vor, den sie während der Annäherung an Corlis hatten ertragen müssen.
    »Sergeant!«, erklang die bekannte Stimme in seinen Kopfhörern und übertönte momentan das Hintergrundgeräusch der Insekten.
    »Ja, Suharo?«
    »Ich glaube, ich sehe einen.«
    »Wo?«
    »Ungefähr fünfzig Meter voraus. Die Analyse brachte eben eine Zielfigur in mein Orientierungsfeld.«
    »Das kann alles sein, Suharo. Du weißt, wie schlecht die Analytik auf einer fremden Welt ist. Sie hatte noch nicht Zeit zu lernen, was sie wissen muss.«
    »Soll ich es ignorieren?«
    »Nein. Geh vorsichtig näher und nimm dich in Acht. Dass die anderen unbewaffnet waren, bedeutet nicht, dass dieser es auch ist.«
    »Verstanden, Sergeant. Ich arbeite mich jetzt näher heran.«
    »Murphy und Gleason, ihr gebt Suharo Flankenschutz und Unterstützung.«
    »Verstanden, Sergeant. Wird gemacht.«
    Cunningham spitzte die Lippen und begann tonlos zu pfeifen. Die Dinge entwickelten sich nicht schlecht, wie es schien.
    Lieutenant Mirabel Fortura lag angeschnallt im zurückgeklappten Sitz und ließ ihren Blick über die Bildschirme gleiten. Bis auf die Begleitung ihres Schiffes und eine expandierende Wolke von Plasma fünfzigtausend Kilometer entfernt war nichts zu sehen. Das goldene Symbol, das die Javelin darstellte, ihren schnellen bewaffneten Aufklärer, lag genau jenseits des blassroten Ovals, das den Faltpunkt zum nächsten System der Ryall verkörperte. Um das Oval formierten sich die übrigen bewaffneten Aufklärer der Merkur-Klasse. Die starke und anhaltende Beschleunigung hatte ihre Triebwerke überbeansprucht, und man würde sie zu

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