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Der Antares-Krieg

Der Antares-Krieg

Titel: Der Antares-Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael McCollum
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ein Symptom von Geisteskrankheit sei. Auf der anderen Seite (ihr Gebrauch dieses menschlichen Ausdrucks, erkannte sie, war ein Hinweis auf ihren Geisteszustand) gab es vielleicht einen Kern von Wahrheit in Bethanys fremdartigen Einsichten.
    Varlan hatte niemals einen Schnellen Esser gesehen, es sei denn in künstlerischen Darstellungen und Skeletten in Museen. Das bedeutete allerdings nicht, dass die Schnellen Esser lediglich eine fast versunkene Erinnerung aus prähistorischer Zeit waren. Sie brauchte nur die Blinzhäute über ihre Augen gleiten zu lassen und sich eine der Bestien vorzustellen, um ihren Körper in Kampfbereitschaft zu bringen.
    Da die Schnellen Esser gefräßige Essmaschinen waren, hatte sich niemals die Frage von Verhandlungen mit ihnen gestellt. Varlans Vorfahren hatten keine Wahl gehabt: töten oder gefressen werden. Wie aber, wenn es anders gewesen wäre?
    Wäre vielleicht eine Zeit gekommen, wo es möglich war, vernünftig mit ihnen zu reden?
    Periskay von den Fernen Bergen im Nebel langweilte sich. Seit der ersten Mahlzeit waren zwölf hoch drei Herzschläge vergangen, und bis zur zweiten Mahlzeit würde es noch dreimal so lang dauern. Seine Ausscheidungsaktivitäten für den Tag hatte er bereits hinter sich gebracht, und in seiner Zukunft gab es nichts auch nur entfernt Interessantes, bis Eulysta hinter den nahen Hügeln unterging und es wieder Zeit zum Schlafen sein würde. Mit anderen Worten, dieser Tag entwickelte sich zu einem Tag wie jeder andere seit seiner Gefangennahme durch die Ungeheuer.
    Es wäre anders gewesen, wenn er jemanden von seiner eigenen Kaste als Gesprächspartner gehabt hatte, aber Ingenieur-Philosophen waren unter den Insassen des Gefangenenlagers von Corlis naturgemäß unterrepräsentiert. Mit anderen Worten, er war der Einzige.
    Dillatan von den Flinken Schwimmern, sein Assistent, tat sein Bestes, um mit Periskay Konversation zu pflegen, doch nach so langer Gefangenschaft war ihnen der Gesprächsstoff weitgehend ausgegangen. Das heißt, Periskay hatte die Grenzen von Dillatans Gesprächskultur kennen gelernt, die für einen seines jugendlichen Alters typisch war.
    Um den Verstand nicht zu verlieren und um aus der Not eine Tugend zu machen, hatte Periskay angefangen, ihre Gefangenenwärter zu studieren. Relativ frühzeitig hatte er gelernt, die feinen Unterschiede zwischen den Ungeheuern – oder Menschen, wie sie sich selbst nannten – zu erkennen und sie als Individuen wahrzunehmen.
    Da war Sergeantsuharo mit seiner etwas anderen Pigmentierung und der verlängerten Form seiner Augendeckel. Er war es gewesen, der Periskay und einen halben Zwölfer seiner Arbeiter gefangen hatte, als sie sich durch den Busch gearbeitet hatten. Dann gab es Sergeantcunning-soundso mit dem unaussprechlichen Namen, dessen Status höher war als der von Sergeantsuharo. Nachdem er bemerkt hatte, dass viele menschliche Namen die ersten paar Silben gemeinsam hatten, hatte Periskay zuerst gedacht, sie seien Eigenossen. Später hatte er jedoch eine Tendenz der Menschen bemerkt, manchmal die mehr oder weniger überflüssigen Anfangssilben wegzulassen.
    Sergeantsuharo war für seine Kantinengenossen Suharo, und Sergeantcunning-soundso war Cunning-soundso für jene, die seine Sergeant-Vorsilben teilten, außer wenn Suharo Yoshi war und Cunning-soundso Matt, was Periskay völlig verwirrte.
    Er begann zu argwöhnen, dass Vorsilben wie Sergeant oder Soldat Ehrentitel irgendeiner Art waren, oder mögliche Statusbezeichnungen, eine Folgerung, zu der er gelangt war, nachdem Dillatan darauf hingewiesen hatte, dass alle »Soldaten« sich allen »Sergeants« zu beugen schienen, und beide Gruppen änderten ihr Verhalten in der Gegenwart von »Lieutenants« und »Captains«. Vielleicht war die menschliche Sozialstruktur selbst für einen Ingenieur-Philosophen Der Rasse einfach zu fremdartig, um sie zu begreifen. Oder vielleicht taten sie es bloß, um ihn zu verwirren?
    Wenn die menschliche Sozialstruktur schwierig zu entziffern war, so schien ihre Sprache ebenso unverständlich. Sie war isolierend, wobei die Bedeutung von Silben von der Reihenfolge abhängig war, in der sie ausgesprochen wurden, obwohl diese Reihenfolge manchmal verändert werden konnte, ohne den Informationsgehalt zu ändern, während es in anderen Fällen nicht möglich war, die Reihenfolge zu verändern. Einige der menschlichen Äußerungen ergaben sich aus ihrem Zusammenhang. Das einsilbige »nein« war ein Negativ und bedeutete, dass

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