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Der Antares-Krieg

Der Antares-Krieg

Titel: Der Antares-Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael McCollum
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Mars zu sehen und nicht sonderlich beeindruckt gewesen war, fragte sie sich, ob der Dichter nicht an eine andere Welt gedacht hatte.
    »Darthan ist sehr schön«, stimmte Bethany zu. »Es wird noch schöner sein, denke ich, wenn wir morgen in eine Umlaufbahn kommen.«
    »Ja«, bekräftigte Varlan. »Und am Tag danach, wenn wir zur Oberfläche hinuntergehen!«
    Die Gesandtschaft sollte klein sein und nur aus Bethany, Richard und Phillip bestehen, dazu dem Piloten und Kopiloten des Raumtransporters, der sie beförderte. Tarsanau würde sie selbstverständlich begleiten, dazu ein paar seiner gegenwärtigen Inspektoren als ›Leibwache‹, und Varlan als Dolmetscherin.
    Die Mitglieder der Gesandtschaft waren nicht nach Gesichtspunkten wie Intelligenz, Bildung oder Wissen ausgewählt worden, sondern nach ihrem wahrgenommenen Status in den Augen der Ryall. Richard Drake würde natürlich an der Spitze stehen. Bethany ging mit, weil sie Richards Frau und eine Kennerin der Kultur und Psychologie von Ryall war. Phillip ging mit, weil er Thronfolger von Sandar war. Varlan musste als Dolmetscherin dabei sein, obwohl Bethany den Eindruck gewonnen hatte, dass Tarsanau sie lieber nicht dabei gehabt hätte. Nach seiner Reaktion auf die erste Begegnung mit Varlan vermutete Bethany, dass er eine »vermenschlichte« Ryall beunruhigend fand. Dennoch war Varlan ein entscheidendes Mitglied der Gesandtschaft, schließlich würde sie ihr Sprachrohr sein.
    Verspätet war entschieden worden, dass auch Periskay an der Reise zur Oberfläche teilnehmen sollte, obwohl seine Beherrschung der Standardsprache für ernste Verhandlungen nicht ausreichte. Er sollte verfügbar sein, um Varlan während Perioden »gesellschaftlicher Interaktion« zu entlasten. Was Tarsanau meinte, wenn er von »gesellschaftlicher Interaktion« sprach, war nicht klar. Bethany hoffte nur, dass die Ryall das Äquivalent eines Sektfrühstücks mit ihren Freunden nicht darin sehen würden, dass sie gemeinsam um ein kaltes Sumpfloch lagerten.
    Im Lauf der Zeit hatte Bethany Hunderte von Stunden damit verbracht, sich von Varlan über die Gesellschaftsstruktur der Ryall und ihre Wertvorstellungen unterrichten zu lassen. Sie glaubte viel gelernt zu haben, doch nun, als sie mit den Ryall in ihrem Heimatsystem in Verbindung trat, war sie sich ihres Wissens nicht mehr so sicher. So gab es auf allen Gebieten zahlreiche Feinheiten, die ein Fremder niemals verstehen konnte. Umgekehrt verhielt es sich genauso, wenn Bethany versuchte, Varlan menschliche Sitten, Traditionen und Denkweisen zu erklären. Sie wusste, dass die Gesellschaft der Ryall um die Sippe organisiert war – deren nächste menschliche Analogie die Clans der Hochlandschotten im Mittelalter darstellten –, und der Wohlfahrt der Gemeinschaft wie der gesamten Art diente. Das war ungefähr der Umfang dessen, was sie mit Sicherheit zu wissen glaubte. Wenn es darüber hinaus Loyalitäten gab, konnte Bethany sie nicht erkennen. Was Menschen die Ryall-Hegemonie nannten, war tatsächlich eine Serie miteinander verflochtener Allianzen zwischen erweiterten Familien, die von dem Begriff der Sippenehre zusammengehalten wurden.
    Sippenehre diktierte das Erscheinungsbild der Gesandtschaft. Tarsanau betonte, dass Jene Die Herrschen nicht mit »geringeren Wesen« verhandeln würden, und Varlan erläuterte dazu, dass der Berater durchaus nicht snobistisch sei. Vielmehr sei der wahrgenommene Status der menschlichen Gesandtschaft ein integraler Bestandteil der Sippenehre und des Eides, unter denen ihnen sicheres Geleit gewährt worden sei. Eine Gesandtschaft von geringerem wahrgenommenem Status zu entsenden, um für die Menschheit zu verhandeln, wäre als eine Beleidigung angesehen worden und hätte ihren einzigen Schutz in diesem feindlichen Sternsystem entwerten können.
    Es war nicht schwierig zu verstehen, dass die Ryall die Zahl der Menschen, die ihre Welt besuchten, niedrig halten wollten. Je weniger »Gesandte«, desto weniger Augenpaare, die Dinge von militärischer Bedeutung sehen könnten.
    Richard Drake hatte seine eigenen Gründe, die Gesandtschaft klein zu halten. Hier ging es nicht um ein Handelsabkommen, wo nach langen und zähen Verhandlungen Kompromisse geschlossen wurden. Ihre Mission war einfach: Es galt, den Herrschern der Ryall gegenüberzutreten und das Ultimatum mitzuteilen: Kapitulation oder Tod.
    Als sie erkennen musste, dass ihre Freundin nicht gerade die Mitteilsamste war, verließ Bethany die Feuerleitzentrale.

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