Der Antares-Krieg
hundert Jahre, die seit der Evakuierung von New Providence vergangen sind, eine Anzahl größerer Schlachten gegeben.«
»Haben Sie Hinweise darauf, wie viele?«
»Das ist schwer zu sagen, Captain. Offenbar werden die Sendungen zensiert, wenn es um militärische Belange geht. Über militärische Operationen wird praktisch nichts gemeldet.«
»Haben sie uns erwähnt?«
»Mit keinem Wort. Wenn diese sechs Schiffe nicht auf uns zukämen, würde ich sagen, dass sie unsere Ankunft gar nicht bemerkt haben.«
»Haben Sie einen Vorschlag, wie wir ihnen am besten beibringen können, wer wir sind?«
»Ich denke, eine einfache Erklärung der Fakten wäre das Beste. Wahrscheinlich haben sie unsere Identität bereits aus dem Umstand gefolgert, dass wir hier zum Vorschein gekommen sind.«
Drake nickte. Er drückte einen Schalter, und einen Augenblick später leuchtete sein Bildschirm wieder auf. Bethany konnte das Gesicht nicht sehen, aber die zugehörige Stimme war die eines der jüngeren Nachrichtenoffiziere der Discovery. »Wo ist Slater?«, fragte Drake.
»In seiner Kabine, Captain. Er hat Freiwache. Soll ich ihn rufen?«
»Tun Sie das. Entschuldigen Sie mich bei ihm, dass ich seine Ruhe unterbreche, aber sagen Sie ihm, dass ich ihn brauche. Wir gehen mit der Kontaktbotschaft, die wir in der letzten Wache aufgenommen haben, auf Sendung. Ich werde in fünf Minuten oben auf der Brücke sein. Wir senden noch in dieser Stunde.«
»Ja, Sir«, sagte der Nachrichtenoffizier. Er wiederholte Drakes Befehl und meldete sich ab.
»Würden Sie gern den historischen Augenblick erleben?«, fragte Drake, als er von seinem Platz aufstand und um den Schreibtisch ging.
Bethany gab ihm die Hand und ließ ihn ihr beim Aufstehen behilflich sein. Sie lächelte. »Sehr gern, Captain.«
Gefolgt von Bethany Lindquist, schritt Richard Drake durch eine der kardanisch aufgehängten Luftschleusen auf die Brücke. Er ging direkt zu seinem Platz und schnallte sich an. Karl Slater traf nur wenige Augenblicke später ein.
»Bereiten Sie die Sendung der Kontaktbotschaft vor, wenn Sie fertig sind, Mr. Slater«, sagte Drake.
»Ja, Sir«, erwiderte Slater. Seine Finger huschten über die Konsole, und auf dem Projektionsschirm erschien eine neue Ansicht: Auf einer Seite war das Zentralgestirn des Systems, während sechs winzige Punkte weißlich violetten Lichts in der Mitte glühten.
Die Teleskope der Discovery und City of Alexandria waren auf die sandarischen Schiffe gerichtet, seit sie gestartet waren, die Eindringlinge abzufangen. Anfangs war der Plasmaausstoß der Abfanggruppe nur als winzige Stellen diffusen Lichts in der Schwärze des Raumes auszumachen. Fünfunddreißig Stunden später hatte sich das geändert. Die verwaschenen Lichtflecken wandelten sich zu blendenden Strahlungspunkten, als die sandarischen Schiffe wendeten und zum Rendezvous mit der Einsatzgruppe 001 verlangsamten. Ein feines Fadenkreuz erschien im Projektionsschirm. Es bewegte sich auf einen der Strahlungspunkte zu, schoss darüber hinaus und korrigierte sich. Gleich darauf gesellte sich ein Zielkreis dazu, als eine der Kommunikationsantennen der Discovery sich auf ihr Ziel einstellte. Slater wiederholte das Verfahren noch fünfmal, bis jede der sechs Strahlungsquellen in einem scharf gebündelten Richtstrahl lag. Dann meldete er:
»Alle Ziele anvisiert, Captain. Wir können senden.«
»Gehen Sie auf Sendung«, befahl Drake.
Er lehnte sich zurück und verfolgte die Aussendung der Aufzeichnung, die er am Nachmittag gemacht hatte: »Wir begrüßen die Regierung und das Volk von Sandar ...« Die Kontaktbotschaft erläuterte in knapper Form, wer und was die altanische Expedition war, versicherte die friedfertigen Absichten der Expedition und schloss mit der Bitte an die sich nähernden Sandarer, mit der Expedition in Verbindung zu treten. Nach dem Ende der Botschaft folgte eine Pause von fünf Sekunden, dann begann sie von neuem. Nach der dritten Wiederholung ließ Drake auf Empfang schalten und beobachtete die Strahlungspunkte der näher kommenden sandarischen Schiffe. Minutenlang ereignete sich nichts. Dann begann einer der Zielkreise endlich zu blinken, um anzuzeigen, dass von dem betreffenden Schiff eine Sendung empfangen wurde.
Der Projektionsschirm brachte ein Nebenbild von einem schwarz uniformierten Mann mit hartem Gesicht. Er war völlig kahl, sogar die Augenbrauen fehlten. Seine Züge zeigten die Spuren vieler Stunden unter hoher Beschleunigung. Der Mann in
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