Der Antares-Krieg
Zerstörer sein mochten.
Der Anblick der Werftanlagen und ihrer Ansammlung beschädigter Schiffe beeindruckte die Mannschaft der Discovery tiefer als die Ruinen auf New Providence. Für die meisten Altaner waren die seit langem toten Städte von New Providence eine Episode aus früherer Zeit. Die Reparaturwerft hingegen war ein greifbarer Beweis eines noch andauernden Krieges, der sich leicht ausbreiten und das System Valeria erfassen konnte.
Bald nach dem Eintritt in die Umlaufbahn wählte Drake die erste Delegation zur Landung auf der Oberfläche Sandars aus. Die Zusammensetzung der Delegation war eine Quelle eifriger Spekulation gewesen, seit sie vor zehn Tagen den Hellsgate-Napier-Faltpunkt verlassen hatten, und manchmal hatte es den Anschein, als wollte praktisch jeder von Bord gehen. Am Ende wählte Drake sich selbst, Bethany Lindquist, Stan Barren und Alicia Delevan aus, dazu die Assistenten der beiden – Nathan Kellog und Carl Aster – sowie Argos Cristobal. Letzerer sollte Hintergrundmaterial über die Sandarer sammeln, während die eigentliche Delegation mit Kontakten auf höherer Ebene beschäftigt war. Bethany verzichtete auf einen Assistenten.
Vor dem Landgang gab Drake der Delegation und der Bootsbesatzung, die sie transportieren würde, letzte Anweisungen. Er begann damit, dass er aus dem Expeditionsauftrag vorlas.
»Paragraph sieben. Alle Daten, die das Schlachtschiff Conqueror der Erde betreffen, sollen als altanisches Staatsgeheimnis behandelt und nichtaltanischem Personal keinesfalls mitgeteilt werden.«
»Ich möchte davon eine Ausnahme machen, Captain«, sagte Alicia Delevan.
Drake legte den Ausdruck beiseite, aus dem er vorgelesen hatte, zog die Brauen hoch und fragte: »Warum, Mrs. Delevan?«
»Wie Sie sich erinnern werden, war ich von Anfang an gegen unseren Besuch dieses Systems. Nun aber, da wir hier sind, halte ich es nicht für klug, den Sandarern die Wahrheit über die Conqueror vorzuenthalten.«
»Möchten Sie das genauer erklären?«
»Gewiss. Paragraph sieben war in den Expeditionsauftrag aufgenommen worden, weil der Beraterstab des Ministerpräsidenten dachte, wir würden uns inmitten eines Krieges sehen und keine Ahnung haben, wer gegen wen kämpft. Sie wollten nicht, dass wir über die Conqueror redeten, solange wir uns nicht vergewissert hätten, dass wir nicht mit den Gegnern der Conqueror sprechen. Zu dem Zeitpunkt schien das eine vernünftige Vorsichtsmaßnahme.
Im Licht der jüngsten Ereignisse ist es aber offensichtlich eine Vorsichtsmaßnahme, die nicht mehr benötigt wird. Es ist ziemlich klar, dass die Conqueror in ein Gefecht mit den Ryall geriet. Darum sehe ich nicht, dass etwas zu gewinnen wäre, wenn wir den Sandarern die Wahrheit vorenthalten. Noch wesentlicher scheint mir, dass wir viel zu verlieren haben, wenn wir nicht aufrichtig zu ihnen sind. Befolgen wir Paragraph sieben, so werden sie früher oder später doch herausfinden, dass wir sie belogen haben. Das wird ihnen Anlass zu Überlegungen geben, in welchen anderen Punkten wir sie ebenfalls belogen haben könnten. Unsere Beziehungen würden dadurch ohne jeden Grund beeinträchtigt.«
»Woher wissen wir, dass die Sandarer völlig aufrichtig zu uns sind?«
»Wir wissen es nicht«, sagte Alicia Delevan. »Aber ist es nicht besser, ihnen im Zweifelsfall etwas zugute zu halten?«
»Meiner Ansicht nach«, erwiderte Drake, »ist es am besten, wenn keine Partei der anderen allzu sehr vertraut, solange wir einander nicht besser kennen. Das ist übrigens der Grund dafür, dass wir die Suitana als Rückendeckung im Faltpunkt zurückgelassen haben. Ich sehe keinen Grund, diese Politik zum gegenwärtigen Zeitpunkt zu ändern.«
»Aber sie vertrauen uns!«
»Tun sie das?«
»Sie trauen uns genug, dass sie uns eine Parkumlaufbahn über ihrem Planeten zugewiesen haben«, sagte Alicia. »Wenn wir das Waffenarsenal der Discovery betrachten, dann gehen sie ein erhebliches Risiko ein, wenn sie uns so nahe heranlassen.«
»Es ist für sie kein so großes Risiko, wie Sie vielleicht denken.«
»Das verstehe ich nicht.«
»Wir haben in den letzten dreißig Stunden Zeit gehabt, den Planeten ziemlich umfassend kartographisch aufzunehmen. Dabei haben wir zahlreiche große Installationen ausgemacht, die auf und in den polaren Eiskappen angelegt sind. Unsere Fachleute haben sie vorläufig als ein Netzwerk planetarischer Verteidigungszentren identifiziert. Nach ihrer Zahl zu urteilen, mag diese Welt durchaus die am
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