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Der Anwalt: The Counselor. Ein Drehbuch (German Edition)

Der Anwalt: The Counselor. Ein Drehbuch (German Edition)

Titel: Der Anwalt: The Counselor. Ein Drehbuch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cormac McCarthy
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trinkt von seinem Kaffee. Der Anwalt hebt den Kopf und sieht ihn an.
    WESTRAY
    Es ist immer später, als man denkt, Counselor. Ich hätte längst aussteigen sollen und habe es nicht getan.
    ANWALT
    Was werden Sie tun?
    WESTRAY
    Ich? Ich bin in null Komma nichts weg.
    ANWALT
    Wo gehen Sie hin?
    WESTRAY
    Ja, genau.
    ANWALT
    Sie glauben, ich würde Sie verpfeifen.
    WESTRAY
    Counselor, wenn diese Leute sie in die Finger bekämen, würde auch die Jungfrau Maria mich verpfeifen.
    ANWALT
    Mein Gott.
    WESTRAY
    Ich habe das schon lange kommen sehen. Trotz all meiner Sünden glaube ich immer noch an eine moralische Ordnung. Bei Ihnen bin ich mir da nicht so sicher. Aber wenn Sie denken, man kann in dieser Welt leben, ohne ein Teil von ihr zu sein, dann kann ich nur sagen, Sie liegen falsch. Und das Entscheidende ist nicht, dass man untergeht, Counselor. Sondern was man dabei mitnimmt. Na gut. Passen Sie auf sich auf.
    Er steht auf und geht.
    *****
    Ein teures Restaurant.
    MALKINA
    Also, was glaubst du, was aus dem Ganzen wird, mi capitán?
    REINER
    Aus dem Ganzen?
    MALKINA
    Ja.
    REINER
    Ich kann deine Frage nicht recht ernst nehmen. Es wird daraus, was daraus wird.
    MALKINA
    Entweder du glaubst, alles geht gut, oder du willst überhaupt nicht darüber nachdenken.
    REINER
    Weil die dritte Möglichkeit etwas ist, was man sich nicht so ohne weiteres eingesteht.
    MALKINA
    Ja. Die ausgeschlossene Mitte. Das Tertium non datur.
    REINER
    Ich weiß nicht, Süße. Du liest dieses Zeug, nicht ich. (Kurzes Schweigen) Ich mag es nicht, wenn Entscheidungen für mich getroffen werden. Aber wenn man sie aufschiebt, wenn man auf das Maximum an Information wartet, dann kann genau das passieren. Man glaubt, man hat noch Raum genug, um die Entscheidung zu treffen. Und hat in Wirklichkeit keinen mehr.
    MALKINA
    Raum.
    REINER
    Ja.
    MALKINA
    Die Gier bringt einen immer in einen Ausnahmezustand, stimmt’s?
    REINER
    Sie bringt dich nicht in einen Ausnahmezustand, sie ist einer.
    MALKINA
    Du weißt, dass ich schon weg sein werde, wenn die Axt durch die Tür kommt, oder?
    REINER
    Verständlich.
    MALKINA
    Ich bin nicht ganz ohne Glauben. Du wirst schon sehen.
    Reiner lächelt.
    MALKINA
    Du bist in Schwierigkeiten.
    REINER
    Wahrscheinlich.
    MALKINA
    Was soll ich dir denn sagen?
    REINER
    Ich weiß nicht. Was willst du denn sagen?
    MALKINA
    Ich weiß nicht. Ich vermisse die Ladys.
    Reiner legt den Kopf schräg. Fast ein Schulterzucken.
    MALKINA
    Ich weiß nicht, was ich dir sagen kann.
    REINER
    Über die Ladys?
    MALKINA
    Nein, darüber nicht.
    REINER
    Dir fällt schon was ein.
    MALKINA
    Ich weiß. Aber der Raum wird rasch kleiner. Das weiß ich. Der Raum, von dem du gesprochen hast.
    REINER
    Ich will dich nicht verlieren. Da hast du’s.
    MALKINA
    Ich weiß.
    REINER
    Hast du Hunger?
    MALKINA
    Und wie.
    *****
    Reiners Büro. Der Anwalt geht auf und ab. Er bleibt stehen und dreht sich um.
    ANWALT
    Du hast mit ihm geredet.
    REINER
    Ja. Ich habe mit ihm geredet.
    ANWALT
    Können wir irgendwohin gehen?
    REINER
    (Steht auf) Klar.
    ANWALT
    Ich fühle mich hier drin nicht wohl.
    REINER
    Dann komm.
    *****
    Nische in einem Café.
    REINER
    Du hast mich das gefragt.
    ANWALT
    Ja. Aber du hast nicht darauf geantwortet.
    REINER
    Du denkst, ich weiß etwas, was du nicht weißt. Vielleicht denke ich ja das Gleiche.
    ANWALT
    Ich habe dir alles gesagt, was ich weiß.
    REINER
    Was wirst du tun?
    ANWALT
    Ich weiß nicht. Und du?
    REINER
    Ich weiß nicht.
    ANWALT
    Das hat Westray auch gesagt. Aber er weiß es. Oder nicht?
    REINER
    Ich weiß, dass du kein Geld hast, sonst hättest du die Chose überhaupt nicht mitgemacht.
    ANWALT
    Vielleicht.
    REINER
    Ja. Ich weiß jedenfalls, warum ich mitgemacht habe. Du auch?
    ANWALT
    Klar. Aus demselben Grund wie du. Gier.
    REINER
    Das glaube ich nicht. Du bist in Schwierigkeiten geraten. Ich habe schon vor zwei Jahren an deine Gier appelliert. Nichts zu machen. Jetzt ist es zu spät. Die Gier wird gewaltig überschätzt. Aber die Angst nicht.
    ANWALT
    Was meinst du, was ich machen soll?
    REINER
    Ich weiß nicht, Counselor. Die wissen, dass du dämlich bist. Nur wie dämlich, das wissen sie nicht.
    ANWALT
    Du sagst das, als wäre es meine verdeckte Karte.
    REINER
    Vielleicht ist es das ja.
    ANWALT
    Vielleicht könnte ich mit ihnen reden.
    REINER
    Und was willst du sagen?
    ANWALT
    Ich würde ihnen die Wahrheit sagen.
    REINER
    Scheiße, du bist nicht ganz bei Trost, weißt du das? Dann leg mal los.
    ANWALT
    Womit?
    REINER
    Mit der Wahrheit.

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