Der Archipel GULAG: Vom Verfasser autorisierte überarbeitete und gekürzte Ausgabe in einem Band (German Edition)
Jahr nach der Erfindung des Stacheldrahtes (1867).
Das zweite Jubiläum wird man wahrscheinlich übergehen …
27. 4. 1958 – 22. 2. 1967
Rjasan Zufluchtsort
Ein Jahr danach
Ich habe mich damals beeilt, in der Annahme, daß ich durch die Detonation meines Briefes an den Schriftstellerkongreß wenn schon nicht umkommen, so doch die Freiheit zu schreiben und den Zugang zu meinen Manuskripten verlieren würde. Aber die Dinge entwickelten sich so, daß ich nicht nur unangetastet blieb, sondern in meinem Stand erstarkte. Und ich erkannte, daß ich die Pflicht hatte, dieses Buch zu Ende zu schreiben.
In der Zwischenzeit haben es einige Freunde gelesen und mir geholfen, wichtige Mängel zu erkennen. Es einem größeren Kreis zur Prüfung vorzulegen, habe ich nicht gewagt, und wenn die Umstände es einmal zulassen, wird es für mich zu spät sein. In diesem Jahr habe ich verbessert, was ich konnte. Wenn das Buch dennoch unvollständig ist, möge man mir keinen Vorwurf machen: Der Gegenstand ist unerschöpflich, und jeder, der mit ihm in Berührung gekommen ist oder über ihn nachgedacht hat, wird etwas hinzufügen können, vielleicht sogar sehr Wertvolles. Es gibt jedoch ein Gesetz des Maßes. Der Umfang des Buches hat bereits eine Grenze erreicht – einige Körnchen mehr, und der Felsen bricht auseinander.
Daß ich mich mitunter ungenau und unglücklich ausgedrückt, mitunter in meinen Urteilen geirrt, manches wiederholt oder zu locker miteinander verbunden habe – dafür bitte ich um Verzeihung. Denn ein ruhiges Jahr ist mir doch nicht beschieden gewesen, und in den letzten Monaten glühte wieder der Boden unter mir. Selbst bei dieser letzten Redaktion habe ich das Buch kein einziges Mal komplett vor mir liegen gehabt.
Es ist noch nicht die Zeit gekommen, um die Namen aller jener dem Papier anzuvertrauen, ohne die das Buch nicht geschrieben, nicht verbessert, nicht bewahrt worden wäre. Sie wissen es selbst. Ich grüße sie.
Roschdestwo an der Istja, Mai 1968
Anhang
I
Biographisches Namenverzeichnis
Dieses Verzeichnis erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Allgemein bekannte Persönlichkeiten (z. B. Tolstoi, Lenin, Roosevelt) sowie solche, die vom Verfasser ausreichend charakterisiert oder aber nur beiläufig erwähnt werden, wurden nicht aufgenommen. Ferner mußte aus Platzgründen auf die Angabe von Publikationstiteln verzichtet werden.
ABAKUMOW, Viktor Semjonowitsch, 1894–1954, Staatssicherheitsfunktionär; nach Tscheka-Karriere 1942 Smersch-Chef, 1946 Minister für Staatssicherheit; 1951 von der politischen Szene verschwunden, 1954 in Leningrad verurteilt und hingerichtet.
ADSCHUBEJ, Alexej Iwanowitsch, geb. 1924, Journalist, Schwiegersohn Chruschtschows; 1961–65 Vorsitzender des Journalistenverbandes, 1959–64 Chefredakteur der Iswestija ; zahlreiche Auslandsreisen, zum Teil gemeinsam mit Chruschtschow.
AGRANOW, Jakow Sawlowitsch, ?–1939, Tschekist, stellvertretender Leiter der NKWD unter Jagoda und Jeschow; maßgebliche Rolle bei der Vorbereitung der Moskauer Schauprozesse 1936–38; erschossen.
ALXNIS (eig. Astrow), Jakow Iwanowitsch, 1897–1938 (?), Generaloberst, Befehlshaber der Luftstreitkräfte der Roten Armee; ab 1937 stellvertretender Verteidigungskommissar; erschossen.
ANDERS, Wladyslaw, 1892–1970, polnischer General, 1941 Oberbefehlshaber der polnischen Armee in der UdSSR, die er 1943 über Persien nach Nordafrika führte; nach 1945 polnischer Exilpolitiker in London.
ANTONOW-SARATOWSKI, Wladimir Pawlowitsch, 1884–1965, Altbolschewik, Jurist; bekleidete in den zwanziger und dreißiger Jahren hohe Posten in der sowjetischen Justiz.
ARTUSOW (eig. Fraucci), Artur Christianowitsch, 1891–1943, italienisch-schweizerischer Abstammung; ab 1919 leitender Funktionär der Tscheka bzw. GPU; einer der Chefs der sowjetischen Spionageabwehr.
BAKUNIN, Michail Alexandrowitsch, 1814–1876, Revolutionär, geistiger Vater und Haupttheoretiker des Anarchismus; wegen führender Teilnahme am Dresdner Aufstand 1849 zum Tode verurteilt, an die zaristische Regierung ausgeliefert und nach Abfassung der «Beichte» und eines reumütigen Briefes an den Zaren nach Sibirien verbannt; seit 1861 in England, Mitglied der I. Internationale; 1872 wegen anarchistischer Umtriebe wieder ausgeschlossen.
BELOBORODOW, Alexander Georgijewitsch, 1891–1938, Partei-und Staatsfunktionär; gab 1918 den Befehl zur Erschießung Zar Nikolaus II. und seiner Familie; in den zwanziger Jahren Volkskommissar des
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