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Der Archipel GULAG: Vom Verfasser autorisierte überarbeitete und gekürzte Ausgabe in einem Band (German Edition)

Der Archipel GULAG: Vom Verfasser autorisierte überarbeitete und gekürzte Ausgabe in einem Band (German Edition)

Titel: Der Archipel GULAG: Vom Verfasser autorisierte überarbeitete und gekürzte Ausgabe in einem Band (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Solschenizyn
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Oh, ihr linken Anhänger der Labour Party! Oh, ihr fortschrittlichen amerikanischen, deutschen und französischen Studenten! Euch genügt das alles noch nicht. Mein ganzes Buch wird an euch spurlos vorbeigehen. Ihr werdet erst dann begreifen, wenn ihr, «Hände auf den R-rücken!», selbst durch das Tor unseres Archipels marschiert.

    Tatsächlich, die Politischen heute – zahlenmäßig nicht zu vergleichen mit der Stalinzeit: Sie zählen nicht mehr nach Millionen, und auch nicht mehr nach Hunderttausenden.
    Weil sich das Gesetz gebessert hat?
    Nein, es hat sich nur (vorübergehend) der Kurs des Schiffes geändert.

    Wir haben dieses Kapitel überschrieben: «Das Gesetz heute». Es würde richtiger heißen: «Die GESETZLOSIGKEIT heute».
    Es sind noch immer dieselben tückischen Geheimnisschleier, dieselben grauen Nebeldecken des Unrechts, die über uns, über unseren Städten liegen, dichter als der Rauch, der aus den Schornsteinen aufsteigt.
    Mehr als ein halbes Jahrhundert schon besteht dieser gewaltige Staat, zusammengehalten von eisernen Zwingen, und es gibt nur diese Zwingen –ES GIBT KEIN RECHT.

Nachwort
    Ich hätte dieses Buch nicht allein schreiben, sondern die einzelnen Kapitel unter sachkundigen Leuten aufteilen sollen. In gemeinsamer Redaktionsarbeit wären dann die Teile zu einem Ganzen abgestimmt worden.
    Doch die Zeit dazu ist noch nicht gekommen. Und wem ich angeboten habe, einzelne Kapitel zu schreiben, hat abgelehnt und mir statt dessen einen mündlichen oder schriftlichen Bericht zur Verfügung gestellt. Warlam Schalamow habe ich vorgeschlagen, das ganze Buch gemeinsam zu schreiben, auch er hat abgelehnt.
    Man hätte ein ganzes Büro, einen ganzen Stab gebraucht, hätte Presse und Rundfunk («Meldet euch!») einschalten und eine breite, offene Korrespondenz führen müssen, wie es Smirnow tat, als er die Verteidiger der Festung Brest-Litowsk suchte.
    Nicht nur, daß ich diesen Abstand nicht treiben konnte, ich war gezwungen, mein Vorhaben, meine Briefe, mein Material geheimzuhalten, zu zersplittern, und alles in tiefster Verborgenheit auszuführen. Um die Arbeit am Buch zu tarnen, mußte ich Beschäftigung mit anderen Dingen vorschützen.
    Oft habe ich resigniert und wieder begonnen. Ich konnte mir nicht darüber klarwerden: Ist es meine Aufgabe oder nicht, dieses Buch zu schreiben? Und werde ich es durchstehen? Doch als zusätzlich zu dem gesammelten Material zahlreiche Häftlingsbriefe aus dem ganzen Land bei mir eintrafen – da gewann ich die Gewißheit: Wenn ich es bin, dem das alles gegeben wird, dann muß ich das Buch schreiben.
    Es muß gesagt werden, daß dieses Buch kein einziges Mal vollständig, in allen Teilen, vor mir auf dem Tisch gelegen hat! Im September 1965, als die Arbeit am Archipel in vollem Gange war, wurde mein Archiv überfallartig durchsucht und einer der Romane konfisziert. Ich beschloß damals, die schon geschriebenen Teile des Archipels sowie die Unterlagen für die übrigen Teile zu zerstückeln und an verschiedenen Orten getrennt aufzubewahren. Ich wollte nichts riskieren, zumal in dem Buch viele Personennamen vorkommen. Um das Gedächtnis zu entlasten, schrieb ich die Stellen heraus, wo etwas zu verifizieren oder zu streichen war, und mit diesen Zettelchen fuhr ich von einem Versteck zum anderen. Gerade dieser hektische, unfertige Charakter des Buches ist wohl ein sicheres Zeichen unserer verfolgten Literatur. Nehmt es, wie es ist.
    Nicht deshalb habe ich die Arbeit an dem Buch eingestellt, weil ich es als abgeschlossen betrachte, sondern weil mir nicht mehr genug Leben übrigbleibt.
    Ich bitte nicht nur um Nachsicht für die Mängel des Buches, ich möchte alle Freunde, die überlebt haben und den Archipel gut kennen, aufrufen: Sobald die Zeit kommt und euch die Möglichkeit gegeben ist, setzt euch zusammen und schreibt zu diesem Buch einen Kommentar: Korrigiert dort, wo es notwendig ist; ergänzt das, was notwendig ist (doch seht zu, daß es nicht zu umfangreich wird, vermeidet Wiederholungen). Erst dann wird das Buch abgeschlossen sein, helfe euch Gott!
    Es verwundert mich, daß ich das Werk überhaupt so weit gebracht habe, daß ich mit ihm nicht zuschanden geworden bin. Mehrere Male habe ich den Zugriff erwartet.
    Ich beende das Buch in einem bedeutsamen Jahr, in einem zweifachen Jubiläumsjahr (es besteht sogar ein Zusammenhang zwischen den beiden Jubiläen): Im fünfzigsten Jahr nach der Revolution, die den Archipel hervorgebracht hat, und im hundersten

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