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Der Archipel in Flammen

Titel: Der Archipel in Flammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Lampe in einer Heiligen-Nische zu unterhalten, die zudem in rabiater Stimmung waren über das geringfügige Erträgnis Pfründengroschen, Beichtgroschen, Begräbnis- und Taufgroschen – in gewissen Teilen Griechenlands, sage ich, machen sich diese armen Leute kein Gewissen daraus, im Solde der Küstenanwohner als Spürhunde – und als was für eine Sorte von Spürhunden! – zu wirken.
    Kein Wunder, daß sich die Matrosen von Vitylo, die dort am Hafen liegen ganz wie in Neapel die Lazzaroni, und gleich diesen mehrstündige Ruhe haben müssen, wenn sie ein paar Minuten lang gearbeitet haben, im Nu erhoben, als sie einen ihrer Mönche unter lebhaften Gestikulationen eilenden Schrittes auf ihr Dorf zulaufen sahen.
    Es war ein Mann von 50–55 Jahren, nicht bloß dick, sondern fett, und zwar mit solchem Fett behaftet, das als Produkt der Faulheit und Müßigkeit entsteht – ein Mann, dessen verschlagenes Gesicht einen bloß mittelmäßigen Grad von Vertrauen wecken konnte.
    "Ei! was gibt es, heiliger Vater, was gibt es?" rief, auf ihn zueilend, einer der Matrosen. Der Vityliner sprach stark durch die Nase, daß einem wohl der Gedanke hätte kommen können, Nason für einen Altvordern der Hellenen zu halten, zugleich redete er jenes maniotische Platt, das ein Gemisch aus Griechisch, Türkisch, Italienisch und Albanesisch ist und den andern Gedanken wecken kann, als sei es schon zur Zeit des Turmbaues von Babel gesprochen worden.
    "Haben die Soldaten Ibrahims die Höhen des Taygetes erstiegen?" fragte ein anderer Matrose mit einer Gebärde so ausgesprochener Gleichgiltigkeit, daß man von Vaterlandsliebe bei ihm kaum Spuren vermuten konnte.
    "Wenn es nicht am Ende gar Franken sind, die uns gerade noch fehlten," erwiderte der, welcher zuerst gesprochen hatte.
    Aus diesem Gespräch ließ sich entnehmen, in welch geringem Maße der damals in seinem schrecklichen Stadium befindliche Kampf diese Griechen vom äußersten Peloponnes interessierte, im starken Gegensatz zu den Manioten im Norden, die sich im Freiheitskriege durch die glänzendsten Waffentaten auszeichneten.
    Aber der fette Gottesknecht konnte weder diesem noch jenem Rede und Antwort stehen. Er hatte sich auf dem Wege über die steilen Abhänge ganz außer Atem gerannt. Seine Asthmatiker-Brust keuchte. Er wollte sprechen, doch es gelang ihm nicht. Einer seiner Altvordern im Hellas, der Krieger von Marathon, hatte wenigstens noch, ehe er tot zusammenbrach, den Sieg des Miltiades verkünden können. Aber es handelte sich ebenso wenig noch um Miltiades als um den Krieg der Athener wider die Perser. Waren es ja doch kaum Griechen, diese wilden Bewohner der äußersten Spitze der Landschaft Magnos!
    "Ei, so sprich doch, Vater! sprich doch!" rief ein alter Matrose, namens Gozzo, der ungeduldiger war als die übrigen, als hätte er, was der Mönch verkünden wollte, erraten.
    Endlich war der Gottesknecht wieder zu Atem gekommen, und die Hand ausstreckend, rief er:
    "Schiff in Sicht!"
    Auf diese drei Worte hin waren die Faulpelze im Nu auf den Beinen und stürmten, freudig in die Hände klatschend, einen Felsen hinauf, der den Hafen überragte. Von da aus konnte ihr Blick das weite Meer in weit größerem Umkreise übersehen.
    Wer hier nicht einheimisch war, hätte meinen können, dieses Leben sei durch das Interesse geweckt, das jedes von hoher See her kommende Schiff bei fanatischen Seeleuten naturgemäß wecken müsse. Dem war nicht so oder vielmehr, dem war nur in gewisser Hinsicht so, wenn nämlich diese Halbinsulaner durch eine Nutzensfrage in Alarm gesetzt werden konnten.
    Zur Zeit nämlich, wo diese Erzählung zu Papier gebracht wird – nicht in jenem Augenblick, da sich dieselbe zutrug – ist die Landschaft Magnos ein Land für sich im Mittelpunkte des durch den Willen der europäischen Signatarmächte im Vertrag von Adrianopel Anno 1829 zum unabhängigen Königreich erhobenen Griechenlands. Die Manioten oder zum wenigsten die diesen Namen führenden Küstenleute, die auf den verlängerten Landspitzen zwischen den Meerbusen wohnen, sind mehr als zur Hälfte Barbaren geblieben, denen ihre persönliche Freiheit weit mehr am Herzen liegt als die Freiheit ihres Vaterlands. Kein Wunder also, daß diese äußerste Landzunge von Nieder-Morea seit alters sich unter kein Regiment hat zwingen lassen wollen! weder den türkischen Janitscharen, noch den griechischen Gendarmen hat dieses Kunststück gelingen wollen. Händel- und rachsüchtig, gleich den Korsen Sklaven der

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