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Der Arzt von Stalingrad

Der Arzt von Stalingrad

Titel: Der Arzt von Stalingrad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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trat er ihm in den Hintern. Wimmernd sank Pjatjal zusammen und sah mit stieren Augen, wie das Grab von zwei Plennis zugeworfen wurde und ein Hügel sich darüber wölbte.
    Der Mord an Bascha wurde nie geklärt. Nur so viel erfuhr man, daß es keiner der Plennis war. Denn in den Baracken wurden interne Sitzungen abgehalten, Verhöre geführt und fachmännische Untersuchungen angestellt, die ergebnislos verliefen. Der Mörder mußte unter den Mongolen und Kirgisen zu suchen sein, die das Lager bewachten. Vielleicht eine Eifersuchtstat oder ein Mord aus Angst, von Bascha auch als Liebhaber verraten zu werden. Recht hartnäckig hielt sich das Gerücht, daß es Leutnant Markow selbst gewesen sei, aber das war wohl eine gehässige Verleumdung.
    Schon acht Tage später vergaß man das Ganze. Was war schon geschehen? Eine kleine, geile Hure wurde umgebracht … na ja … schade um das Mädel … aber das Leben geht weiter, und wenn die Sonne jetzt aus den Wolken bricht, wird sie am Himmel bleiben und den Schnee schmelzen. Dann ist der Frühling gekommen … und im Frühling soll es ja in die Heimat gehen …
    Worotilow bekam aus Moskau neue Befehle. Endlich! Es war, als zerrisse eine schwarze Wand. Der Major atmete auf und entwickelte große Betriebsamkeit. Befehl Nummer 1: Zusammenstellung neuer Listen zur Entlassung unter Berücksichtigung besonderer avantgardistischer Leistungen unter den Gefangenen. Keine Facharbeiter, aber Leute, die anständig ernährt waren und in Deutschland den Eindruck einer guten Gefangenschaft erwecken konnten. Maßstab 75:25 zugunsten von Plennis, die in der sowjetisch besetzten Zone beheimatet sind!
    Zwei Tage nach dem neuen Befehl wurde der Plenni Walter Grosse zu Worotilow geführt. Markow schob ihn vor sich ins Zimmer und verließ dann sofort wieder den Raum. Erstaunt sah Worotilow von seiner Arbeit auf.
    »Was wollen Sie?« fragte er kurz.
    Walter Grosse knickte ein wenig ein. Er schob sich näher an den Tisch heran. Sein Gesicht war fahl, gealtert, zerrissen. Durch den ausgemergelten Körper lief ein ständiges Zittern.
    »Sie kennen mich, Herr Major?«
    Worotilow nickte. »Sie sind doch unser Spitzel, nicht wahr? Den man in der Scheiße ersticken wollte?«
    »Ja.« Walter Grosse, der ehemalige Politische Leiter aus Stuttgart, sah auf den Boden. Er rang die Hände, während er sprach. Ein Wrack, dachte Worotilow. Ein Mensch ohne Halt. Etwas wie Mitleid glomm in ihm auf.
    »Was wollen Sie, Grosse?«
    »Ich wollte fragen, ob ich auch entlassen werde …«
    »Das kann ich Ihnen nicht sagen! Ihre Kameraden wissen es auch nicht. Sie alle hoffen darauf … hoffen Sie mit …«
    Walter Grosse schüttelte sich. Es war wie ein Fieber, das ihn erbeben ließ. Seine Haut wurde gelb.
    »Man hat mir gesagt, daß ich einer der ersten bin, die man entläßt«, stammelte er. »Man hat gesagt: ›Du kannst sofort in die Heimat, wenn du ein Spitzel wirst. Sobald die ersten Transporte gehen, bist du dabei! Und wenn du kein Spitzel wirst, Walter Grosse, dann erinnern wir uns, daß du ein Politischer Leiter warst und stellen dich an die Wand! Und deine Familie auch! Dafür sorgen wir … ‹ Das hat man mir gesagt, Herr Major … Und ich habe eine Frau und vier Kinder! Da wurde ich ein Spitzel, bis sie mich erwischten und in die Latrine stießen. Dr. Böhler hat mich gerettet … und jetzt sollen wir entlassen werden, und ich bin nicht dabei! Das ist doch ungerecht! Das ist doch gemein! Man hat mein ganzes Leben zerstört … man hat mir alles versprochen, Herr Major! Man hat gesagt: ›Du kannst in die Heimat, wenn du ein Spitzel wirst.‹ Und ich habe …«
    »Das haben Sie schon einmal gesagt.«
    »Mir hat man es hundertmal gesagt!« schrie Walter Grosse. »Und man hat mich dabei geschlagen … damals, im Lager Poltowitschi … man hat auf meinen Kopf geschlagen mit den langen, ledernen Reitgerten der Offiziere. Kavallerie lag im Lager, und ich sollte an die Steigbügel eines Pferdes gebunden und zehnmal durch die Reitbahn geschleift werden, wenn ich nicht ja sagte! Und ich sagte ja … Ich habe eine Frau und vier Kinder! Und ich wollte schnell zurück in die Heimat … man hat es mir ja versprochen … und jetzt soll ich nicht dabeisein?«
    »Ich kann es Ihnen nicht sagen.« Worotilow stand auf, steif und verschlossen. »Die Listen werden in Moskau endgültig zusammengestellt.«
    »Dann melden Sie mich doch in Moskau!« schrie Grosse. Er hielt sich an der Wand fest und schwankte. »Ich habe mein Wort

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