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Der Atem der Apokalypse (German Edition)

Der Atem der Apokalypse (German Edition)

Titel: Der Atem der Apokalypse (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Pinborough
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wusste er, dass sein Sergeant, sobald er das Zimmer verlassen hatte, alles zusammenschreien würde, damit Cass verhaftet wurde. Er hielt sich nur zurück, weil er noch ein wenig Luft ablassen wollte.
    »Nein.« Armstrong lächelte. »Das habe ich weggelassen. Sie sind sowieso schon halb von Ihrer Unschuld überzeugt. Die Arschlöcher. Sie Arschloch.«
    »Verständlich«, sagte er. Sein Herz schlug wieder schneller. Wenn Ramsey wirklich geneigt war, an seine Unschuld zu glauben, gab es vielleicht doch noch einen Weg zurück. Armstrong hustete schwach und verschleimt. Für ihn gab es kein Zurück mehr.
    »Wissen Sie, ich weiß, dass Sie das nicht hören wollen … jedenfalls nicht von mir …« Cass suchte nach den richtigen Worten – er stand nicht auf diese gefühligen Unterhaltungen, aber er hatte schon so viele Menschen verloren, ohne noch etwas sagen zu können. Jetzt musste er es. »Toby, Sie waren wirklich ein guter Bulle, und was Sie gestern getan haben – und ich weiß natürlich, dass Sie es mittlerweile bereuen –, war sehr mutig. Ich habe über die Jahre mit vielen Leuten gearbeitet und kann an einer Hand abzählen, wer so etwas Mutiges getan hätte. Es tut mir leid, dass ich Sie am Anfang so rangenommen habe. Es tut mir leid, dass ich Sie mit Claire verglichen habe, und ich entschuldige mich dafür, dass ich Sie nicht besser auf dem Laufenden gehalten habe.«
    »Sie sind hergekommen, um mir das zu sagen?«
    »Ja.« Das war nicht die ganze Wahrheit, aber es steckte etwas Wahres darin.
    »Es gibt noch etwas, was ich Ramsey nicht erzählt habe«, sagte Armstrong leise. »Und Mullins auch nicht, glaube ich. Sie haben mich nicht danach gefragt, also hat er es sicher auch weggelassen.«
    »Was?« Cass runzelte die Stirn.
    »Er hat sich verwandelt«, flüsterte Armstrong. »Bevor er mich gebissen hat. Ich zielte mit der Pistole auf ihn, aber dann war es auf einmal strahlend hell und es gab so ein furchtbares Geräusch, dass ich keine Luft mehr bekam, und er hat sich so schnell bewegt, dass ich nicht mehr reagieren konnte. Dann war alles wieder ganz normal, er lag auf dem Boden und die Verstärkung traf ein.« Er sah Cass mit großen Augen an, die einen scheußlichen Augenblick lang mit kindlichem Staunen erfüllt waren. »Das überrascht Sie nicht. Was ist er, Cass?«
    Cass verlor sich in der Erinnerung an Mr Solomon, den Fliegenmann, der in der Kirche gestorben war: an das Licht und die Fliegen und das Gefühl, dass alle Luft aus seiner Lunge gesogen wurde, und Mr Bright, der mit silbernen Tränen zusah.
    »Ich weiß es nicht«, sagte er. »Wirklich nicht.« Er spürte, wie sich das Netz zuzog und ihn immer mehr in Mr Brights Nähe rückte. Craven war wie Solomon, was zwangsläufig bedeutete, dass er ebenfalls zu Mr Brights Netzwerk gehörte. »Aber ich werde es herausfinden.«
    »Nur schade, dass ich es nie erfahren werde, was?« Armstrong ließ seiner Verbitterung wieder freien Lauf. »Ich bin nur ein blödes Bauernopfer in diesem Spiel. Mein Auftritt ist vorbei und das ist alles Ihre Schuld, Jones. Ich hoffe, Sie faulen in der Hölle, Cassius Jones. Und das meine ich genau so.«
    Cass wich zurück, nicht vor den Worten, da hatte er schon Schlimmeres gehört, nein, vor dem ätzenden Ton. Toby Armstrong schlug nicht nur wegen der allgemeinen Ungerechtigkeit um sich, nein, er meinte, was er sagte.
    »Ich verfluche Sie, Cass Jones.« Armstrong lachte leise. »Ich werde Sie mit meinem letzten Atemzug verfluchen. Vergessen Sie das nie. Und jetzt raus mit Ihnen.«
    Cass konnte sich einen Moment lang nicht rühren. Wenn er gekommen war, um seinen Frieden mit dem Sterbenden zu machen, war das gründlich schiefgegangen. Er hatte nicht geahnt, dass Armstrong ihn so sehr hasste. Er wollte etwas sagen – irgendwas –, doch Armstrong hatte die Augen geschlossen und den Kopf auf die Seite gelegt. Cass ließ es sein. Wenn es seinem Sergeant half, ihn zu hassen, dann würde Cass sich nicht dagegen wehren – abgesehen davon, dass er nicht wusste, wie –, doch als er den Mundschutz wieder hochzog, war ihm schwer ums Herz. Vielleicht hatte Armstrong recht. Vielleicht war er ein Fluch für die Menschen.
    Er stand schweigend auf und ging zur Tür, um sich darauf vorzubereiten, wegzulaufen, sobald er aus dem Raum war und Armstrong den Notruf betätigt hatte. Doch als er gerade das Zimmer verlassen wollte, war draußen plötzlich die Hölle los. In einem Raum in der Nähe schrie jemand – er hörte sich an wie

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