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Der Atem der Apokalypse (German Edition)

Der Atem der Apokalypse (German Edition)

Titel: Der Atem der Apokalypse (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Pinborough
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alle drei sonderbar und alterslos?
    Er stellte den Becher und die Schale auf den Tisch und setzte sich ans Bett. Neben Armstrongs Hand lag ein Tablett mit einem Notfallknopf, das Cass vorsichtshalber ein wenig zur Seite schob – außer Reichweite –, bevor er die kühle Hand drückte.
    »Armstrong«, sagte er sanft.
    Der Sergeant riss die Augen auf und drehte den Kopf.
    »Psst«, sagte Cass und hielt seine Hand fest. »Ich will nur mit Ihnen reden.«
    Trotz seiner wilden Blicke war Armstrong einfach nicht mehr stark genug, was sicher auch an dem Mittel lag, das ihm durch den Tropf eingeflößt wurde. Als Cass seinen Mundschutz herunterzog, sahen sich die beiden Männer einen Augenblick lang schweigend an. Cass war nicht überrascht, Ablehnung und Hass in Armstrongs Blick zu lesen.
    »Was wollen Sie hier, verdammt?«, fragte der Sergeant schließlich. Seine Stimme war trocken, doch beim Atmen rasselte der Schleim in seiner Brust. »Wollen Sie mir beim Sterben zusehen? Es wird nicht mehr lange dauern. So was haben die Ärzte angeblich noch nie gesehen. So was Schreckliches.«
    »Es tut mir leid«, sagte Cass. Er wusste, dass es leere Worte waren, doch Armstrongs Verbitterung schmerzte, obwohl er ihn verstehen konnte. Der junge Mann hing in einer
Wenn
-Schleife, aus der er nicht wieder herauskam. Wenn ich doch bloß auf Verstärkung gewartet hätte! Wenn ich ihn doch nur direkt erschossen hätte, als ich reinkam!
    »Ich wünschte, ich hätte Sie nie kennen gelernt. Das wissen Sie, oder?«
    Wenn ich doch nie zu DI Cass Jones abgestellt worden wäre!
    Cass nickte. »Das kann ich Ihnen nicht verübeln. Ich wünschte auch, Sie hätten mich nie getroffen.«
    Armstrong lockerte seinen Griff und gab jeden Versuch auf, den Notfallknopf zu drücken. Dann drehte er den Kopf, um an die Decke zu sehen. Sie schwiegen eine Weile. »Ich war auf der Suche nach Ihnen.«
    »Das habe ich mir schon gedacht. Sie sind ein guter Detective.«
    »Gewesen.« Armstrong hustete ein trauriges verschleimtes Lachen. »Ich bin Geschichte. Warte nur darauf, dass mein Körper mich einholt. Merkwürdiges Gefühl.«
    Cass sagte nichts. Der Druck auf Armstrongs Hand diente nicht seiner Sicherheit, sondern war Ausdruck seines Schmerzes. Armstrong drückte nicht zurück, doch er zog seine Hand auch nicht weg.
    »Der Mann – oder was immer er sein mag – Craven«, fuhr Armstrong fort, »hat behauptet, er wisse, dass man Sie reingelegt hat. Das habe ich gehört. Können Sie sich vorstellen, wie ich mich da gefühlt habe?« Er sah Cass mit Tränen in den Augen an. »Ich war
sauer
! Die Zeit, die ich investiert habe, die Beweise, die ich gefunden habe, und dann machen Sie mich und meine Karriere zum Affen, indem Sie doch nicht schuldig sind.«
    »Sie haben eine gute Anklage zusammengestellt«, sagte Cass. Das stimmte. »Ich hätte mir auch die Schuld gegeben.«
    »Sie hätten mir sagen sollen, was Sie vorhatten«, sagte Armstrong. »Wenn Sie es mir gesagt hätten, wäre ich jetzt nicht hier.« Als er ihm die Worte hinrotzte, wäre Cass am liebsten vor der Speichelflut zurückgewichen.
    »Sie hätten mir nicht geglaubt«, sagte er sanft.
    Armstrong wandte wieder das Gesicht ab. Diese Wahrheit passte nicht zu seiner Wut. Er wollte jemand anderen für seine Situation verantwortlich machen und es sollte bitteschön Cass sein.
    »Es geht immer nur um Sie, was? Ständig geht es nur um Sie.« Er seufzte. »Sie bringen den Menschen in Ihrer Nähe Unglück, nicht wahr? Sie sind wie ein Fluch – für Ihre Familie, Claire May, mich –, wir alle sind verflucht, nur weil wir Sie kennen.«
    Das war ein Schlag ins Gesicht und diesmal wich Cass zurück. Es war nicht seine Schuld – das hier, Claire May, das war alles nicht seine Schuld. Wen wollte er hier eigentlich überzeugen? Die Toten waren in seinen Träumen immer noch hinter ihm her und bald würden auch die kühlen Finger, die er gerade festhielt, nachts ihre Klauen nach ihm ausstrecken.
    »Ich wünschte, diese Kugel hätte Sie getötet!« Armstrongs Stimme war leer. »Wirklich, das wünschte ich.«
    Cass hatte damit gerechnet, dass Armstrong ihn hasste – schließlich hatte er seinen DI schon nicht gerade gern gehabt, bevor das alles passiert war. Er hätte nur nicht gedacht, dass der Hass so tief saß.
    »Haben Sie Ramsey gesagt, dass Craven behauptet hat, man habe mich reingelegt?«, fragte er. Die Zeit lief ihnen davon. Armstrongs Eltern würden sich gleich zu ihrem Sohn setzen wollen. Außerdem

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