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Der Atem der Apokalypse (German Edition)

Der Atem der Apokalypse (German Edition)

Titel: Der Atem der Apokalypse (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Pinborough
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weiterkamen.
    Caroline Hurkes Gesicht passte zu ihrem Charakter: Es war sehr hässlich. Die dürre Frau war Mitte fünfzig. Scharfe Furchen zogen an ihren Mundwinkeln, sodass sie immer verkniffen aussah – nicht, dass sie in letzter Zeit Lust gehabt hätte zu lächeln. Auch ihr Blick war verbittert. Hask erkannte sofort, wie Caroline Hurke ihre Situation einschätzte.
Sie
war das Opfer; sie musste den Kopf hinhalten, obwohl sie die Sache doch nur begünstigt hatte; sie hatte die Blagen nicht mal angefasst … Sie strahlte wütendes Selbstmitleid aus und fühlte sich sichtlich schlecht behandelt. Das alles las Hask in ihrer Miene und beschloss auf der Stelle, dass er sie nicht ausstehen konnte.
    »Ich habe nichts hinzuzufügen. Ich kann mich nicht mehr erinnern.« Sie lehnte sich zurück und verschränkte abwehrend die Arme.
    »Selbstverständlich können Sie sich daran erinnern.« Ramsey lächelte. »Und Sie werden es uns auch verraten.«
    »O nein.« Sie wirkte wie eine abscheuliche Parodie auf einen schmollenden Teenager, der vom Rektor ermahnt wird. »Ich habe bis jetzt geschwiegen und werde es weiter tun.«
    »Wenn Joey tot ist, ist
er
vielleicht auch gestorben.«
    »Er ist nicht tot.« Sie lächelte, aber darunter gähnte die Todesmaske des Terrors. »Sie wissen es, ich weiß es. Hier drin gibt es auch Zeitungen, ja? Ich sitze nur in Untersuchungshaft, haben Sie das schon vergessen?«
    Hask spürte die knisternde Spannung im Raum. Sie hatte den Täter auf dem Fahndungsfoto erkannt und das bedeutete, dass sie die Kinder wirklich dem Gesuchten zugeführt hatte.
    »Schon komisch mit der Untersuchungshaft, was?« Armstrong war stehen geblieben. Jetzt lehnte er sich an die Wand neben dem Tisch. »Eigentlich ist man ja ein Gefangener, dann aber auch wieder nicht – mit der Sicherheit ist es so eine Sache in der U-Haft …«
    »Was wollen Sie damit sagen?« Hask warf ihm einen schnellen Blick zu.
    Armstrong antwortete nicht, doch er nickte der Gefängniswärterin zu, die an der Tür stand. Sie sah Ramsey an, der ebenfalls nickte, und verließ den Raum. Sie sah die Gefangene nicht einmal an.
    Hurke rutschte auf ihrem Stuhl herum. »Wo will sie hin? Sie müsste eigentlich hierbleiben, oder nicht?« Sie kniff die Augen zusammen. »Spielen Sie ja keine Spielchen mit mir. Ich kenne meine Rechte.«
    »Und wen interessiert das? Auf der Seite des Gesetzes, meine ich.« Ramsey lächelte.
    »Was soll das heißen?«
    »Das heißt, Sie begriffsstutzige Schlampe« – Hask beugte sich vor –, »dass die Anklage alles zusammen hat, um Sie und Ihre Kunden zu verurteilen – Sachbeweise, aufgezeichnete Telefongespräche, Aussagen der Kinder – wozu braucht man Sie also noch? Sie sind völlig unwichtig.«
    Ihre Pupillen weiteten sich. Er hatte einen Nerv getroffen.
    »Im Gegenteil: Sie fallen nur allen zur Last«, schob er nach.
    »Man braucht mich sehr wohl«, sagte sie energisch.
    »Niemand braucht Sie«, widersprach Armstrong nachdrücklich.
    »Aber Sie – Sie wollen etwas über
ihn
erfahren.«
    »Das stimmt«, gestand Ramsey. »Wir wollen etwas über ihn erfahren und wir wissen, dass Sie allen scheißegal sind. Eine interessante Kombination, finden Sie nicht?«
    Caroline Hurke wurde blass. Hask strapazierte seine Vorstellungskraft und überlegte, wie sie wohl in ihren besten Jahren ausgesehen hatte, mit einer gepflegten Frisur und Make-up und weicheren, weiblicheren Kleidern statt der weiten Hose und dem Pulli. Es gelang ihm nicht so richtig.
    »Wo bleibt die Wärterin?« Ein nervöses Krächzen lag in ihrer Stimme.
    »Ich glaube, Sie haben schlimmere Sorgen als sich zu fragen, ob die Wärterin pissen gegangen ist oder sich einen Tee holt.« Armstrong hatte sich nicht vom Fleck gerührt. »Wissen Sie, von welcher Wache wir kommen?«
    »Spielt das eine Rolle?« Hurke blieb mürrisch.
    »Oh, ich glaube schon. Wir sind von Paddington Green. Die meisten von uns sind in letzter Zeit in den Knast gewandert. Andere hatten mehr Glück.« Armstrong lächelte.
    »So ’n Scheiß.« Hurke klang trotzdem nicht überzeugt.
    »Haben Sie nicht eben gesagt, Sie würden Zeitung lesen? Dann haben Sie doch bestimmt das über unseren jungen Sergeant gelesen, oder?«
    »Wollen Sie etwa behaupten, Sie seien das gewesen?« Jetzt übernahm Ramsey. »Der, der vergiftet worden ist – in Untersuchungshaft?« Als Hurke mit dem Stuhl ein wenig nach vorn rutschte, quietschte das billige Linoleum.
    Hask lächelte innerlich. Sie trug zwar immer

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