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Der Atem der Apokalypse (German Edition)

Der Atem der Apokalypse (German Edition)

Titel: Der Atem der Apokalypse (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Pinborough
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gern, sogar die, die einem echt auf den Geist gingen. Ich habe über viele Jahre Pflege- und Kinderheime geleitet. Erst gemeinsam mit Jake und als das auseinanderging« – das Stirnrunzeln wich einer höhnischen Grimasse, und Hask war ziemlich sicher, dass eine dritte Partei mit Hurkes Mann durchgebrannt war –, »habe ich eben allein weitergemacht.«
    »Und was ist dann passiert?« Ramsey versuchte mitfühlend zu klingen.
    »Bis vor einem Jahr ging es noch, aber dann wurde es immer schwieriger, also für mich, meine ich. Ich hatte Probleme, meine Kreditkartenschulden für die Frustkäufe wegen der Sache mit Jake abzuzahlen. Es war blöd von mir, ehrlich, ich konnte die Sachen nicht mal leiden. Jedenfalls habe ich Geld vom Kinderheim abgezweigt und damit meine Schulden beglichen, aber auch das reichte hinten und vorne nicht. Zweimal konnte ich die Hypothekenrate nicht bezahlen.« Als sie aufblickte, verrutschte die harte Maske und sie sah aus wie eine ängstliche Frau, die wusste, dass sie erledigt war. »Kennen Sie dieses grässliche Gefühl, wenn man merkt, es geht abwärts und man steckt schon so tief in der Scheiße, dass man nur noch Löcher stopft statt das Problem zu lösen?«
    Hask nickte. Davon gab es jede Menge; manchmal hatte er das Gefühl, als hielte die ganze Welt nur noch mit Mühe den Kopf über Wasser. Zu viele Menschen – in der Regierung, den großen Firmen und der Bevölkerung gleichermaßen – hatten zu viel Geld ausgegeben und keiner hatte mehr Geld auf der Bank, um es wieder auszugleichen. Das Kartenhaus wackelte.
    »Dann bekam ich Besuch von einem Mann, der angeblich von meiner finanziellen Misere wusste und behauptete, mir helfen zu können.«
    »War das unser Mann?«, fragte Ramsey.
    »Nein, noch nicht.
Ihn
habe ich nur einmal gesehen – und das reichte völlig. Dieser Mann hieß Draper. Ich war im Arbeitszimmer in meiner Wohnung unterm Dach des Kinderheims, als er auf diese Klingel drückte, und nicht die vom Heim. Seinen Vornamen kenne ich nicht. Er war Anfang, Mitte vierzig, würde ich sagen. Braune Haare, durchschnittliche Figur, wirkte alltäglich, aber nicht dumm. Ich dachte, er käme von Alliance & Lloyd, bei denen meine Hypothek lief, und als er das verneinte, wollte ich ihn fortschicken. Ich hatte ihn für einen Kredithai gehalten, von denen bekanntlich genug herumlaufen. Aber so verlockend es auch wäre, war mir doch klar, dass es auf Dauer nicht gut gehen würde. Damals hoffte ich, dass Jake mir genug Geld leihen würde, um mich über Wasser zu halten – wir waren immerhin fünfzehn Jahre verheiratet gewesen, das war doch nicht nichts. Aber er konnte mir auch nicht helfen; anscheinend war sie schwanger und sie brauchten das ganze Geld für das Baby.«
    Als sie verdrossen das Gesicht verzog, fiel Hask erneut auf, wie unglaublich verbittert sie war. Waren mittlerweile alle Menschen so drauf? Machten alle andere für ihr Unglück verantwortlich?
    »Das Jugendamt zahlt nicht gerade üppig für die Kinder und selbst wenn ich ein paar mehr nahm, konnte ich nur wenig abzwacken. Ich ging dazu über, die Kreditkartenschulden zu ignorieren, damit ich wenigstens die Hypothekenraten bezahlen konnte, aber es reichte hinten und vorne nicht. Ich war am Ende. Das sagen die Leute dauernd, stimmt’s?
Ich bin am Ende.
Aber wenn es stimmt, dann weiß man es auch. Ich war wie gelähmt, konnte mich überhaupt nicht konzentrieren. Ich dachte daran, das Haus einfach abzufackeln, mitsamt den Kindern, und davonzulaufen.« Ihr kamen die Tränen. »Ist das nicht schrecklich?«
    Hask begriff, dass Caroline Hurke damals einen Knacks bekommen hatte, der nie wieder verheilt war. Hatte sie überhaupt eine Vorstellung davon, was sie seitdem verbrochen hatte?
    »In der Zeit kam Draper wieder und diesmal habe ich ihn hereingelassen. Ich weiß gar nicht, warum, vielleicht nur, weil er so ruhig aussah – als ob er etwas gegen diese Katastrophe tun könnte.« Sie lächelte dünn. »Hat er in gewissem Sinne ja auch.«
    Armstrong hatte leise den Raum verlassen und recherchierte zweifellos bereits den Namen Draper, doch Hurke hatte es gar nicht gemerkt. Obwohl sie so dringend Informationen brauchten, hoffte Hask, dass sie bei der Frau nicht noch mehr Schaden anrichteten. Es war seine Idee gewesen, mit schwerem Geschütz die ›guter Cop / böser Cop‹-Nummer abzuziehen, um sie zum Reden zu bringen, doch als sie jetzt vor seinen Augen zusammenbrach, bereute er es beinahe. Ihre Verbitterung war wie ein

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