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Der Atem der Apokalypse (German Edition)

Der Atem der Apokalypse (German Edition)

Titel: Der Atem der Apokalypse (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Pinborough
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Panzer; in ihrem Inneren war sie so gestört, dass sie einen Nervenzusammenbruch gehabt haben musste, ob sie es nun wusste oder nicht.
    Hurke, die seine Gedanken nicht lesen konnte, fuhr fort: »Er teilte mir mit, dass er im Auftrag seines Chefs gekommen sei, eines sehr wohlhabenden Mannes, der mit mir ins Geschäft kommen wollte.«
    Ramsey warf Hask einen raschen Blick zu. Also war es richtig, dass der Täter vermögend war.
    »Er beschrieb mir das gewünschte
Arrangement
mit den Jungen. Dabei hörte er sich an, als würde er mir anbieten, meinen Teppichboden zu reinigen oder Marmelade zu kaufen. Als wäre das
normal

    »Nur Jungen?«, fragte Ramsey.
    »Ja, nur Jungen – jedenfalls für ihn.« Sie schniefte. »Natürlich habe ich Nein gesagt. Ich war geschockt –
angewidert
. Kinder sind schließlich auch Menschen, nicht wahr? Und wenn sie etwas
verrieten
? Menschen reden, so ist das nun mal. Ich konnte nicht, nicht einmal als er mich damit erpressen wollte, dass ich die Bücher fälschte. Ich blieb bei meinem Nein. Ich bin kein Monster.« Zum ersten Mal sah Hask wahres Entsetzen in ihrem Blick – nicht wegen dieses geheimnisvollen Mannes, der sie zu diesen Dingen überredet hatte, sondern weil sie
tatsächlich
ein Monster geworden war.
    »Ich war sauer und sagte, ich würde ihn anzeigen.« Sie holte tief Luft. »Das beeindruckte ihn überhaupt nicht, aber er rief vom Handy jemanden an und fragte, ob ich mir zehn Minuten Zeit für seinen Arbeitgeber nehmen würde. Ich wollte nur noch, dass Draper ging – ich wusste nicht, wer er war, und bekam Angst; vielleicht war sein Chef ja von der Russenmafia. Die Kinder würden bald aus der Schule kommen und ich musste runter und dem Personal helfen.« Sie lachte halbherzig. »Ich habe mir
Sorgen
um die Kinder gemacht.«
    »Und dann?« Ramsey rutschte ungeduldig auf dem Stuhl hin und her. Er wollte den Rest hören. »Was ist passiert?«
    »Draper wollte mir tausend Pfund geben, wenn ich mir anhören würde, was sein Chef zu sagen hatte. Er versprach, dass mir nichts geschehen würde, und wenn ich danach immer noch nicht mit ihnen ins Geschäft kommen wollte, würden sie gehen und nie wieder etwas von sich hören lassen. Ich stimmte zu – ehrlich gesagt hatte ich keine andere Wahl. Ich rief unten im Büro an und behauptete, ich hätte Migräne. Dann warteten Draper und ich schweigend, bis sein Handy klingelte und er nach unten ging, um seinen Auftraggeber hereinzulassen. Er sah ganz anders aus, als ich erwartet hatte – er war schlanker und jünger, Mitte dreißig vielleicht. Keine Ahnung warum, aber ich hatte mit einem wesentlich älteren Mann gerechnet. Kurz und gut, er sah aus wie der Mann in der Zeitung.«
    »Haben Sie ihn noch mal wiedergesehen? Sie haben gesagt, Sie hätten ihn nur einmal gesehen?« Hask runzelte die Stirn.
    »Er hat mir einen Vortrag gehalten«, erwiderte Hurke, die sich auf die Erinnerung konzentrierte. »Bei ihm hörte sich das alles ganz vernünftig an – völlig
normal
. Er erzählte etwas über Historie und Kultur und Natur, bis mir der Kopf schwirrte und ich gar nicht mehr wusste, was ich denken sollte.« Sie machte eine Pause. »Und dann, als ich ihn fragte, woher er das alles wusste« – sie stockte und fuhr keuchend fort –, »zeigte er mir, was er wirklich war.« Sie riss die Augen auf und sah zur Decke. »Er
verwandelte sich
, vor meinen Augen. Gerade war er noch ein Mann in einem teuren Anzug, und dann war er … Er war weg; er war etwas anderes geworden, etwas Schönes und Schreckliches – ein
Gott
. Er war helles Licht und Krallen und Kanten und in diesem Strahlen, das mich völlig gefangen hielt, hörte ich grässliches Flügelschlagen. Es war wie mein Herzschlag.«
    »Das verstehe ich nicht«, sagte Ramsey. »Was meinen Sie damit, er
verwandelte sich

    »Das können Sie gar nicht verstehen«, antwortete Hurke. »Sie haben ihn nicht gesehen.« Sie seufzte schwer. »Danach konnte ich mich nicht mehr weigern. Ich hatte ihm nichts entgegenzusetzen.« Die Tränen liefen ihr übers Gesicht. »Bei ihm hörte es sich ganz normal an. Er gab mir das Gefühl, es wäre in Ordnung. Wie konnte ich mich da noch weigern?«
    Sie ließen sie allein bittere Tränen weinen und gingen zurück an die frische Dezemberluft. Hask tat die beißende Kälte gut.
    »Wieso haben die uns nicht gesagt, dass sie nicht mehr alle Tassen im Schrank hat?«
    »Ich muss zugeben«, sagte Hask, »dass ich es auch erst nach einer Weile gemerkt

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