Der Atem der Apokalypse (German Edition)
Schuld seelenruhig in unseren Betten schlafen können.« Als er den jungen Sergeant ansah, fiel Hask auf, wie stark der DI in diesem Augenblick wirkte. Er erinnerte ihn irgendwie an Cass, obwohl er nicht genau wusste, warum – vielleicht lag es an seinem Blick. »Und ob Sie es glauben oder nicht, Sergeant Armstrong, Sie mag ich auch«, fuhr Ramsey fort, »und ich möchte nicht, dass Sie einen Unschuldigen auf dem Gewissen haben, falls Jones hingerichtet wird und sich fünf Jahre später herausstellt, dass wir uns geirrt haben. Geht das in Ihren sturen Schädel?«
»Das hört sich schon ganz anders an«, grollte Armstrong.
Als das Telefon auf dem Schreibtisch des DCI klingelte, ignorierte er es.
»Und, spielt das wirklich eine Rolle?«, fragte Ramsey. »Verdammt, darum machen wir den Job doch, oder etwa nicht? Das müssen wir können, wir müssen um die Ecke denken und gegen den Strom schwimmen, wenn die Beweise es von uns verlangen – bis wir die Wahrheit herausgefunden haben.«
Hask runzelte die Stirn. Auf der anderen Seite der Glasscheibe passierte etwas. Polizisten verließen ihre Plätze und außer Sichtweite rief jemand: »Hey, Sie können hier nicht so reinplatzen, Sie müssen sich eintragen!«
»Ich glaube, Sie sollten ans Telefon gehen«, sagte er. Armstrong und Ramsey stritten sich immer noch verbissen, doch er blendete sie aus. Wer verursachte solch einen Aufruhr auf einer Polizeiwache?
Die Antwort kam durch die Tür, bevor er gedanklich so weit war. Heddings’ Telefon hörte auf zu klingeln und die beiden Polizisten gaben endlich Ruhe.
»Es tut mir leid, Sir …«, keuchte ein Constable, als er in Heddings’ Büro stürzte. »Er lässt sich nicht aufhalten.«
»In Ordnung.« Heddings klang gestresst. »Schließen Sie die Tür hinter sich.«
Einen Augenblick lang war es still, bevor David Fletcher, der Leiter der ATD ein Foto auf den Schreibtisch des DCI knallte. »Ich dachte, das könnte Sie interessieren.«
Die körnige Aufnahme war eindeutig nachts gemacht worden, doch man konnte den Mann in der Mitte trotzdem gut erkennen. Cass Jones trug sein Haar länger und hatte abgenommen, aber es war tatsächlich der gesuchte DI . Er starrte an irgendetwas hoch, die Zigarette in der Hand.
»Woher haben Sie das?«, fragte Armstrong.
»Es wurde heute Morgen um 3.15 Uhr vor Der Bank aufgenommen. Die meisten Sicherheitskameras in dem Bereich gehören Der Bank, aber wir haben noch ein, zwei aus der Zeit übrig, als der MI 6 in dem Gebäude untergebracht war.«
»Er stand vor
Der Bank
?«, fragte Hask. »Mitten in der Nacht?«
»Ist er reingegangen?«, fragte Ramsey.
»Nein, soweit wir wissen, stand er nur zehn Minuten dort herum, betrachtete das Gebäude und ging wieder.«
»Sie wissen nicht zufällig, wohin, oder?«, fragte Heddings.
»Nein, er ist uns entwischt.«
»Er hat sich Die Bank angesehen«, sagte Hask leise.
»Nun, sein Bruder hat früher dort gearbeitet«, sagte Fletcher.
»Nein, darum geht es nicht«, sagte Hask. »Zum Trauern wäre er sicher eher zu Christians Haus gegangen. Menschen in Trauer haben einen Hang zu persönlichen Dingen, nicht zu beruflichen. Dafür wäre er auch dieses Risiko nicht eingegangen. Das hier … das ist etwas ganz anderes.«
»Mr Bright«, sagte Ramsey ruhig.
»Wer?« Fletcher runzelte die Stirn.
Hask lächelte den DI an. »Cass Jones hat sich seine Nemesis angesehen.«
24
Es war schon nach ein Uhr nachts, als der Laster der Telefongesellschaft vor Der Bank parkte. Ein Mann stieg aus und ging mit gesenktem Kopf und einer Laptoptasche über der Schulter auf das Gebäude zu.
Er lächelte, als er mit der Empfangsdame sprach und seinen Ausweis über den Tresen schob. Sie sah ihn sich genau an, bevor sie sowohl den Ausweis zurückgab als auch das Lächeln erwiderte.
Einen Augenblick.
Er nickte und blieb dort stehen, während sie leise in ihr Headset sprach und ihn noch einmal höflich anlächelte.
Der Administrator kommt gleich.
Der Administrator. Von seinem Standort am Empfangstresen hatte er den Namen auf dem Bildschirm gesehen, als sie die Durchwahl gesucht hatte:
Stephen Bestwick.
Er wartete. Als Bestwick kam, entsprach er seinen Erwartungen: mittleren Alters, Anzug mit Krawatte, etwas gehetzt – so wie Netzbetreuer auf der ganzen Welt aussahen. Nur trug Mr Bestwick einen teuren, ja sogar maßgeschneiderten Anzug und handgearbeitete italienische Schuhe. Er musterte seinerseits den Telefontechniker, der schwere Arbeiterstiefel mit Schlammspuren
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