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Der Atem der Apokalypse (German Edition)

Der Atem der Apokalypse (German Edition)

Titel: Der Atem der Apokalypse (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Pinborough
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trug, die davon zeugten, dass er zu viel Zeit an der frischen Luft verbrachte. Außerdem eine saubere, aber nicht neue Uniform. Eine Uhr, die nicht in erster Linie teuer war, sondern etwas aushielt. Er erklärte, er brauche Zugang zu den Servern – irgendwo hängte sich ständig etwas auf; es bestehe die Gefahr, dass Daten beschädigt, zu langsam übermittelt beziehungsweise schlimmstenfalls verloren gingen. Stephen Bestwick hörte gut zu und führte den Techniker durch das Gebäude. Er musste natürlich jemanden anrufen, um sich die Genehmigung zu holen – ein firmenübliches Verfahren. Der Techniker nickte.
Selbstverständlich.
    Auch um ein Uhr nachts wurde in dem Gebäude noch fleißig gearbeitet, aber dafür war es recht still, als wollte man die heilige nächtliche Ruhe nicht stören. Ihre Schritte stapften im Takt, als der Administrator zum Lift vorging, der sie nach unten brachte. Das war wenig verwunderlich. In der Kühle der Kellergeschosse waren Geheimnisse gut aufgehoben und genau das bargen die Computersysteme: kokette E-Mails, Finanzbetrügereien, alles, was gespeichert und verborgen war. Wenn man den Papierkorb auf seinem PC leerte, wurden die Dateien nicht unbedingt unwiederbringlich gelöscht, und schon gar nicht an einem Ort wie diesem. Alles wurde aufgehoben, für alle Fälle.
    An seiner Seite hatte der Administrator den Vorgesetzten des Technikers angerufen. Der Klingelton hallte laut durch die Stille. Der Techniker stellte sich vor, wie die Verbindung die Richtung änderte, wie er es am frühen Abend beim Amt programmiert hatte. Er stellte sie sich wie einen Lichtstrahl vor, der zu Brian Freeman und Cass Jones sauste. Jones ging ran, dessen Stimme jetzt heller und in einem Tonfall zu ihnen sprach, den man von allen Headset-Telefonierern von Mumbai bis Glasgow mittlerweile gewöhnt war. Es nahm nur wenige Augenblicke in Anspruch, dann legte der Administrator zufrieden auf.
    Der Aufzug hielt sanft im Keller an, ohne Aufprall. Die Bank war in allen Bereichen auf Samtpfoten unterwegs. Der Techniker gestattete sich zum ersten Mal, seit er diesem Projekt zugestimmt hatte, ein leises aufgeregtes Herzflattern und ihm lief bei der Aussicht darauf, die Systeme vor ihm zu erforschen –
zu knacken
 – förmlich das Wasser im Mund zusammen. Er folgte dem Administrator und zwang sich zu schlurfen statt ungeduldig mit dem Fuß zu trommeln, während er die Tür aufschloss.
    Drinnen war die Luft kühl und das Summen im Raum hörte sich an wie eine wispernde Geliebte. Seine Haut kribbelte. Er setzte die Werkzeugkiste ab, stützte eine Sekunde die Hände in die Hüften und atmete tief aus, als wäre er enttäuscht, dass es um so viele Server ging. Dann öffnete er die Kiste und holte das übliche Werkzeug heraus, auf dem jeweils ein Etikett der Firma klebte. Er sah auf die Uhr.
Ich wollte heute früh zu Hause sein. Daraus wird wohl nichts.
Er zuckte die Achseln und lächelte wieder. Der Administrator warf einen Blick auf den schweren robusten Laptop in der Umhängetasche, die Trinkflasche und die Brötchenbox. Dann sah er wieder den Techniker an und kaute auf seiner Unterlippe. Wie lange wird das dauern? Die Frage hatte der Techniker erwartet, auf die Ungeduld der Menschen war Verlass.
Eine Stunde? Etwas mehr? Vielleicht auch weniger.
    Nach einer etwas längeren Pause zog Stephen Bestwick eine Visitenkarte aus der Tasche und reichte sie dem Handwerker.
Rufen Sie mich an, wenn Sie fertig sind. Dann bringe ich Sie raus.
    Er wartete ganze fünf Minuten, nachdem Bestwick gegangen war, bevor er den klobigen Laptop auspackte, den falschen Boden unter der Tastatur löste und das deutlich schlankere Modell darunter hervorholte. Er kippte die sieben mit nummerierten Etiketten versehenen USB -Sticks aus der Flasche, öffnete einen Port, griff auf das Netzwerk zu und gab den Benutzernamen des Administrators ein, indem er die gleiche Formel benutzte wie für Diana Jacobs, also mit einem Punkt zwischen Vor- und Zunamen. Dann steckte er den Stick mit der Nummer Eins in den Schlitz und ließ den komplizierten Wörterbuchangriff laufen, der darauf gespeichert war. Nach wenigen Minuten erhielt er das Passwort des Administrators.
    Er lehnte sich einen Augenblick zurück und lächelte. Dann vertiefte er sich für die nächsten anderthalb Stunden in seine Arbeit.
    *
    Und jetzt ist alles wieder in Ordnung?
Der Aufzug fuhr genauso lautlos nach oben wie zuvor nach unten.
Keine Probleme mehr?
Der Techniker versicherte dem

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