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Der Atem des Jägers

Titel: Der Atem des Jägers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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Dieb.«
    »Ach?«
    »Sehen Sie, ich bekomme jeden Morgen die
Cape Times
«, sagte sie immer noch übertrieben flüsternd.
    »Ja?« Es begann ihm zu dämmern. Es gibt im Leben kein Curry umsonst.
    »Ich bekomme sie in meinen Briefkasten im Hausflur. Und jemand stiehlt sie. Nicht jeden Morgen, muß ich sagen. Aber oft. Ich
     habe alles versucht, ich habe sogar die Tür vom Garten aus beobachtet. Ich glaube, Sie Polizisten nennen das eine Beschattung,
     stimmt das?«
    »Das ist richtig.«
    »Aber der Dieb ist sehr gerissen. Ich bin nicht weitergekommen.«
    »Meine Güte«, sagte er. Er hatte keine Ahnung, was er noch sagen könnte.
    »Aber jetzt haben wir einen richtigen Polizisten im Haus«, sagte sie äußerst zufrieden und lehnte sich zurück.
    Griessels Handy klingelte in seiner Hemdtasche.
    »Entschuldigen Sie«, sagte er. »Da muß ich rangehen.«
    »Aber sicher, mein Lieber.«
    Er zog das Handy heraus. »Griessel.«
    »Benny, hier ist Anwar«, sagte Inspector Anwar Mohammed. »Wir haben sie.«
    »Wen?«
    »Deine Assegai-Frau. Artemis.«
    »Assegai-Frau?«
    |265| »Allerdings. Sie hat gestanden.«
    »Wo bist du?«
    »23 Petunia Street in Bishop Lavis.«
    Er stand auf. »Du mußt mich hinlotsen. Ich rufe dich an, wenn ich in der Nähe bin.«
    »Okay, Benny.«
    Er legte auf. »Tut mir wirklich leid, aber ich muß los.«
    »Aber natürlich. Die Pflicht ruft, wie es aussieht.«
    »Ja, das ist der Fall, an dem ich arbeite.«
    »Nun, Benny, es war sehr nett, Sie kennenzulernen.«
    »Ganz meinerseits«, sagte er auf dem Weg zur Tür hinaus.
    »Mögen Sie Lammbraten?«
    »O ja, aber Sie dürfen sich meinetwegen keine Mühe machen.«
    »Das ist doch keine Mühe«, sagte sie mit einem großen weißen Lächeln. »Jetzt, wo Sie an meinem Fall arbeiten.«
     
    In der Petunia Street war die Hölle los. Im Licht der Straßenlampen standen ein paar hundert Gaffer, so daß er langsam fahren
     und darauf warten mußte, daß sie ihm Platz machten. Vor Nummer 23 rotierten die Blaulichter von drei Polizei-Vans und das
     Rotlicht eines Krankenwagens. Die zwei Toyota-Minibusse der Spurensicherung und der Videoleute standen halb auf dem Bürgersteig.
     Vor dem Haus nebenan zwei Minibusse von
SABC
und
e.tv
.
    Er stieg aus und drängte sich durch die Schaulustigen. Auf dem Rasen versuchte ein farbiger Constable in Uniform, ihn aufzuhalten.
     Er zeigte seinen Plastikausweis und wies ihn an, mehr Leute anzufordern, um die Meute unter Kontrolle zu halten.
    »Es gibt keine Leute mehr, die ganze Wache ist schon hier«, entgegnete er.
    Griessel ging durch die offene Haustür. Zwei uniformierte Männer saßen im Wohnzimmer und schauten Fernsehen.
    »Das ist nicht euer Ernst«, sagte Griessel zu ihnen. »Die Meute schwappt gleich zur Tür herein, und ihr sitzt hier und guckt
     Fernsehen?«
    |266| »Keine Sorge«, antwortete einer. »Wir sind hier in Bishop Lavis. Die Leute sind neugierig, aber anständig.«
    Anwar Mohammed hörte seine Stimme und kam aus einem angrenzenden Zimmer.
    »Schick diese Leute raus, Anwar, hier ist ein verdammter Tatort.«
    »Ihr habt den Inspector gehört, alles klar?«
    Die Männer erhoben sich zögernd. »Aber es ist
Frasier
«, sagte einer und zeigte auf den Bildschirm.
    »Es ist mir egal, was läuft. Geht an eure Arbeit«, sagte Mohammed. Dann zu Griessel: »Das Opfer ist hier, Benny.« Er ging
     vor in die Küche.
    Griessel sah zuerst das Blut – ein dicker fetter roter Bogen, der auf der Tür eines Küchenschranks begann und sich bis zur
     Decke zog. Rechts an Kühlschrank und Herd klebte noch mehr Blut im typischen Muster einer zerfetzten Arterie. Ein Mann lag
     fötal zusammengekrümmt in der Ecke des kleinen Zimmers. Die beiden Video-Männer stellten Lampen auf, um filmen zu können.
     Das Licht ließ das rotbraune Blut auf dem Hemd des Opfers glänzen. Der Stoff war an einigen Stellen zerrissen. Neben ihm lag
     ein Assegai. Der hölzerne Schaft war etwa einen Meter lang, die blutige Klinge etwa dreißig Zentimeter. Sie war drei oder
     vier Zentimeter breit.
    »Das ist nicht der Assegai-Mann«, sagte Griessel.
    »Woher willst du das wissen?«
    »Alles ist anders, Anwar. Und die Klinge ist zu schmal.«
    »Du redest besser mal mit dem Mädchen.«
    »Dem Mädchen?«
    »Neunzehn. Und hübsch.« Mohammed deutete mit dem Kopf zur Tür. Er ging vor.
    Sie saß im Eßzimmer, den Kopf in die Hände gestützt. Auf ihren Armen war Blut. Griessel ging um den Tisch herum und zog den
     Stuhl neben ihr heran, setzte sich.

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