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Der Atem des Jägers

Titel: Der Atem des Jägers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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wurde. Aber der Vater sagte, ich zitiere, ›Gott sei Dank‹ über Davids Tod. Er sagt, wenn er gewußt
     hätte, wo er das Schwein findet, hätte er ihn persönlich erstochen. Aber er sagt, er wäre es nicht gewesen, und er hätte kein
     Assegai. Die Nachbarn sagen, sie hätten keine Ahnung über diese Nacht. Nichts gesehen, nichts gehört.«
    »Hmm«, sagte Griessel.
    Bezuidenhout nahm eine weitere Akte vom Stapel. »Hier ist eine Liste aller Kinder, die Pretorius mißbraucht hat. Elf. Ist
     das zu glauben! Elf, von denen wir wissen. Ich habe angefangen anzurufen. Die meisten Eltern stammen aus Bellville. Ich kümmere
     mich morgen darum. Das wird ein langer Tag. Ich trage die Namen ebenfalls in die Datenbank ein.«
    »Hol dir die Uniformierten, Bushy.«
    »Benny, ich will nicht komisch sein, aber ich rede lieber selbst mit ihnen. Die Uniformierten sind noch sehr grün.«
    »Laß sie mit den Nachbarn reden oder so. Wir müssen sie einsetzen.«
    »Was ist mit Jamie?«
    »Was ist mit ihm?«
    »Er macht gar nichts.«
    »Willst du ihn haben?«
    »Ich könnte ihn brauchen.«
    »Bushy …« Dann überlegte er es sich anders. »Jamie«, rief er in Keyters Richtung.
    »Ja, Benny?« Keyter reagierte sofort. Er sprang auf und ließ seinen Stuhl beinahe hintenüber krachen.
    »Morgen gehst du mit Bushy mit.«
    Er kam zu ihnen. »Okay, Benny.«
    »Die ersten Gespräche führst du mit ihm. Verstanden?«
    »Okay.«
    |260| »Ich möchte, daß du aufpaßt, Jamie. Bushy wird dir sagen, wann du allein weitermachen kannst.«
    »Klaro.«
    »Jamie …«
    »Ja, Benny.«
    »Sag das nicht mehr.«
    »Was?«
    »Sag nicht mehr ›klaro‹. Das irritiert mich höllisch.«
    »Okay, Benny.«
    »Das ist sowieso Amerikaans«, sagte Bezuidenhout.
    »Amerikaans?« fragte Cupido.
    »Ja, du weißt schon. So wie es die Amerikaner sagen.«
    »Ein Amerikanismus«, sagte Griessel müde.
    »Hab ich doch gesagt.«
    Griessel sagte nichts.
    »Du hast ›Amerikaans‹ gesagt. Du Depp. Du hast wirklich keine Ahnung von Sprachen«, sagte Vaughn Cupido und stand auf, um
     zu gehen.

31
    Er wollte nach Hause. Nicht in seine Wohnung, sondern
nach Hause
. Dorthin, wo seine Frau und seine Kinder waren. Er hatte dröhnende Kopfschmerzen und fühlte sich müde, als hätte er keinen
     Tropfen Benzin mehr im Tank. Aber er steuerte den Wagen in Richtung Innenstadt. Er fragte sich, was die Kinder machten. Und
     Anna.
    Dann erinnerte Griessel sich wieder. Er wollte sie anrufen. Denn etwas beschäftigte ihn seit gestern. Er zog im Fahren sein
     Handy heraus und suchte ihre Nummer in der Liste. Er drückte den Wählknopf und es klingelte.
    »Hallo, Benny.«
    »Hallo, Anna.«
    »Die Kinder sagen, du bist immer noch nüchtern.«
    »Anna … ich möchte etwas wissen. Unsere Vereinbarung …«
    »Welche Vereinbarung?«
    |261| »Du hast gesagt, wenn ich sechs Monate nichts trinke …«
    »Das stimmt.«
    »Dann kann ich zurückkommen?«
    Sie sagte nichts.
    »Anna …«
    »Benny, es ist kaum eine Woche.«
    »Es sind gottverfluchte neun Tage.«
    »Du weißt, daß ich es nicht mag, wenn du fluchst.«
    »Ich frage bloß, ob du die Vereinbarung ernst meinst?«
    Es war still in der Leitung. Gerade, als er etwas sagen wollte, sprach sie. »Bleib sechs Monate nüchtern, Benny. Dann reden
     wir.«
    »Anna …« Aber sie hatte aufgelegt.
    Er hatte nicht die Kraft, wütend zu werden. Warum tat er sich das an? Kämpfte gegen das Saufen? Für ein Versprechen, das plötzlich
     kein Versprechen mehr war?
    Sie hatte einen anderen. Er wußte es. Er war ein verdammter Detective; er konnte zwei und zwei zusammenzählen.
    Das war ihre Art, ihn loszuwerden. Aber er würde darauf nicht hereinfallen. Er würde nicht für gar nichts durch die Hölle
     gehen. Nein, verdammt, nicht so wie er sich jetzt fühlte. Ein Glas, dann wären die Kopfschmerzen weg. Nur eins. Speichel sammelte
     sich in seinem Mund, er konnte den Alkohol schon schmecken. Zwei Glas für die Kraft, für Benzin im Tank, um die Assegai-Einsatzgruppe
     zu leiten. Drei, dann konnte sie so viele Stecher haben, wie sie wollte.
    Er wußte, daß es helfen würde. Alles würde besser werden. Niemand müßte es je erfahren. Nur er und sein süßes Geheimnis in
     seiner Wohnung und dann einmal anständig schlafen. Um mit dieser Sache mit Anna klarzukommen. Und dem Fall. Und der Einsamkeit.
     Er schaute auf seine Uhr. Die Läden waren noch offen.
     
    Als er mit einer Flasche
Klipdrift
und Coke in einer Plastiktüte vor seiner Tür stand, wartete

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