Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Atem des Jägers

Titel: Der Atem des Jägers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
Vom Netzwerk:
sich Cloete vor. Er zeigte nach draußen: »Jemand hat ihnen gesagt, das sei
     Artemis. Die Zeitungen sind auch hier. Ich mußte es von der Presse erfahren.« Anklagend.
    »Ich bin gerade selbst erst gekommen.«
    |270| »Ich habe nicht gesagt, daß du es warst, aber wer zur Hölle …«
    »Cloete, tut mir leid wegen gestern. Es war einer meiner Männer, der mit den Medien geredet hat. Kommt nicht wieder vor.«
    »Was willst du, Benny?«
    »Was soll das heißen?«
    »Wenn du dich entschuldigst, dann willst du etwas. Was ist los?«
    »Es ist nicht einfach. Ein neunzehnjähriges Mädchen hat seinen Vater mit einem Assegai erstochen, weil er sie mißbraucht hat.
     Aber sie hat die anderen Morde nicht begangen.«
    »Bist du sicher?«
    »Absolut.«
    »Und wie soll ich damit umgehen?«
    »Cloete, die Assegai-Sache ist inzwischen politisch geworden. Unter uns gesagt, das Mädchen da drinnen wurde durchaus durch
     unseren Mörder inspiriert, wenn du weißt, was ich meine. Aber wenn du den Medien das sagst, kriegt unser Commissioner einen
     Herzanfall, denn der steht unter Druck von oben.«
    »Der Minister?«
    »Eine parlamentarische Kommission.«
    »Scheiße.«
    »Du mußt auch mit Anwar reden, damit wir alle dieselbe Geschichte haben. Ich denke, wir sollten nur einen häuslichen Kampf
     und eine scharfe Stichwaffe nennen. Sag nichts weiter über die Waffe, im Moment.«
    »Aber das ist nicht das, was du von mir willst, Benny, oder?«
    »Nein, du hast recht. Du mußt mir noch einen Gefallen tun.«
    Cloete schüttelte ungläubig den Kopf. »Das ist doch nicht zu glauben, ich bin bloß eine Hure. Eine Polizeiprostituierte, das
     bin ich.«

|271| 32
    Die Stadt war zu klein.
    Hier konnte er nicht herumschnüffeln. Am Nachmittag, als er die lange Kurve der Hauptstraße entlangfuhr, schauten sie ihm
     nach. Die Farbigen, die vor ein paar Cafés saßen, die schwarzen Tankwarte an der Tankstelle, die aus ein paar Pumpen und einem
     verrosteten Caravan bestand. Und die wenigen weißen Einwohner von Uniondale, die ihre trockenen Gärten wässerten.
    Thobela wußte, daß er nur einen Versuch hatte, das Haus zu finden. Er würde sich nicht umsehen können, er würde nicht auf
     und ab fahren können. Denn hier wußten alle von dem Scholtz-Skandal, und sie würden sich an einen Schwarzen, der einen Bakkie
     fuhr, erinnern – einen fremden Schwarzen in einem Ort, in dem jeder jeden kannte.
    Er mußte sich also mit einem Straßenschild an der Hauptstraße begnügen, das die Straße anzeigte. Das reichte. Er nahm die
     R339 aus der Stadt heraus, Richtung Osten, zu den Bergen hin. Als die Straße die Stadt umrundete, entdeckte er eine Stelle,
     an der er parken konnte; eine Senke, in der Pfefferbäume wuchsen, dort konnte er den Wagen in der Nacht abstellen. Er fuhr
     weiter, über den Paß, am Kamannasie River entlang, und zwölf Kilometer später tankte er neben der Kooperative in Avontuur.
    Wohin war er unterwegs? fragte der Xhosa-Tankwart.
    Port Elizabeth.
    Warum nahm er
diese
Straße?
    Weil sie ruhig war.
    Gute Fahrt, mein Bruder.
    Der Tankwart würde sich an ihn erinnern. Das zwang ihn, zurück auf die Hauptstraße zu fahren und rechts abzubiegen. Richtung
     Langkloof, denn der Mann konnte ihn sehen. Wenn er von der Route abwich, würde sich der Mann fragen, warum, und sich noch
     besser an ihn erinnern.
    So oder so mußte er die Zeit bis zum Dunkelwerden herumbekommen. Er fuhr einen langen Umweg. Kieswege, vorbei an |272| Jagdhütten und schließlich über den Paß zurück. Oberhalb von Uniondale trat er im Mondlicht neben seinen Bakkie und betrachtete
     die Lichter der Stadt unten. Er mußte durch das Feld und über einen Hügel marschieren. Sich anschleichen. Zwischen den Häusern
     hindurch. Mußte Hunden ausweichen. Das richtige Haus finden. Er mußte hineingelangen und tun, was er zu tun hatte. Und dann
     zurückkommen und wegfahren.
    Es war schwierig. Er hatte zu wenige Informationen über die Gegebenheiten, über die Lage des Hauses. Er wußte nicht einmal,
     ob sie zu Hause waren.
    Weg. Jetzt. Das Risiko war zu groß. Die Stadt war klein.
    Er zog das Assegai hinter dem Sitz hervor. Stand auf einem Fels und schaute über die Stadt. Seine Fingerspitzen strichen über
     den glatten Holzgriff.
    Er hatte die ganze Nacht.
     
    Zwischen Bishop Lavis und Camps Bay klingelte zweimal sein Handy.
    Erst war es Greyling von der Spurensicherung: »Benny, dein Mann fährt einen Bakkie.«
    »Aha?«
    »Und wenn wir uns nicht irren, dann einen

Weitere Kostenlose Bücher