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Der Atem des Jägers

Titel: Der Atem des Jägers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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Mohammed stand hinter ihm.
    »Miss Fortuin«, sagte Mohammed leise.
    |267| Sie hob den Kopf aus den Händen und schaute Griessel an. Er konnte sehen, daß sie hübsch war, ein fein geschnittenes Gesicht
     mit tiefliegenden, fast schwarzen Augen.
    »Guten Abend«, sagte er.
    Sie nickte bloß.
    »Mein Name ist Benny Griessel.«
    Keine Reaktion.
    »Miss Fortuin, der Inspector hier arbeitet an dem Assegai-Fall. Erzählen Sie ihm von den anderen«, sagte Mohammed.
    »Das war ich«, sagte sie. Griessel sah, daß ihr Blick ins Nichts ging. Ihre Hände zitterten leicht.
    »Wer ist der Mann dort drüben?« fragte er.
    »Das ist mein Dada.«
    »Waren Sie das?«
    Sie nickte. »War ich.«
    »Warum?«
    Sie zwinkerte langsam mit ihren großen Augen.
    »Was hat er getan?«
    Sie schaute Griessel an, aber er war nicht sicher, ob sie ihn sah. Als sie sprach, tat sie das mit überraschender Kraft in
     der Stimme. »Er ist gekommen und hat mit mir geschlafen. Zwölf Jahre lang. Und ich dürfte es niemandem sagen.«
    Griessel konnte die Wut hören.
    »Und dann haben Sie von dem Mann mit dem Assegai gelesen?«
    »Das ist kein Mann. Es ist eine Frau. Das bin ich.«
    »Ich hab’s dir gesagt«, sagte Mohammed.
    »Wo haben Sie das Assegai her?«
    »Vom Bahnhof.«
    »Welchem Bahnhof?«
    »Dem Bahnhof in Kapstadt.«
    »Vom Flohmarkt am Bahnhof?«
    Sie nickte.
    »Wann haben Sie es gekauft?«
    »Gestern.«
    »Gestern?« hakte Mohammed nach.
    |268| »Und dann haben Sie gewartet, daß er heute abend nach Hause kommt?«
    »Er hat nicht aufgehört. Ich habe ihn gebeten, aufzuhören. Ich habe ihn nett gebeten.«
    »Leben Sie zwei hier allein?«
    »Meine Mutter ist gestorben. Vor zwölf Jahren.«
    »Miss Fortuin, wenn Sie das Assegai erst gestern gekauft haben, wie könnten Sie dann die anderen Menschen umgebracht haben?«
    Ihr schwarzer Blick huschte hinüber zu Griessel. Dann sah sie weg. »Ich habe es im Fernsehen gesehen. Da wußte ich es. Das
     bin ich.«
    Er streckte eine Hand aus und legte sie auf ihre Schulter. Sie zuckte weg und in ihren Augen sah er für einen Moment die Angst.
     Oder den Haß, das war nicht zu unterscheiden. Er ließ die Hand sinken.
    »Ich habe das Sozialamt verständigt«, sagte Mohammed leise hinter ihm.
    »Das ist gut, Anwar«, sagte er. Die Mitarbeiter des Sozialamtes könnten besser damit umgehen. Er erhob sich und führte Mohammed
     am Ellenbogen hinaus. In der Küche, neben der Leiche, sagte er: »Behalt sie im Auge! Laß sie nicht allein!«
    Bevor Mohammed etwas erwidern konnte, hörten sie Pagels Stimme in der Tür. »Guten Abend, Nikita, guten Abend, Anwar.«
    »Guten Abend, Prof.«
    Der Pathologe trug einen Anzug und hielt seinen Koffer in der Hand. Er ging an den Video-Leuten vorbei und kniete sich neben
     dem Mann auf den Boden.
    »Das ist nicht unser Assegai, Nikita«, sagte er, als er seinen Koffer öffnete.
    »Ich weiß, Prof.«
    »Benny«, rief eine Stimme aus dem Wohnzimmer.
    »Hier«, sagte er.
    Cloete, der Pressesprecher, kam herein. »Teufel, ist hier viel los.«
    |269| Er schaute hinunter auf das Opfer. »Der ist hin.«
    »Ach, jetzt sind Sie auch schon Leichenbeschauer?« fragte einer der Kameramänner.
    »Vorsichtig, Prof, Cloete will Ihren Job«, sagte der andere.
    »Das ist, weil Benny jetzt nüchtern ist. Ein Job weniger für Cloete.«
    »Aber Benny sieht nicht besser aus.«
    »Meine Güte, seid ihr heute abend aber lustig«, sagte Griessel. Und zu Cloete: »Komm her, wir reden da.« Er sah Mohammed hinter
     ihnen her gehen. »Anwar, hol jemand, der nach dem Mädchen sieht, bevor du zu uns kommst.«
    »Versucht sie sonst zu entwischen?« fragte Cloete.
    »Das ist es nicht, was mir Sorgen macht«, sagte Griessel und setzte sich in einen Sessel im Wohnzimmer. Auf dem Fernseher
     lief immer noch die Komödie. Gelächter. Griessel beugte sich vor und schaltete das Gerät aus.
    »Hast du die Fernsehleute draußen gesehen?«
    Griessel nickte. Bevor er noch etwas sagen konnte, klingelte das Handy in seiner Tasche. »Entschuldigung«, sagte er zu Cloete
     und nahm den Anruf an: »Griessel.«
    »Hier ist Tim Ngubane. Joubert sagt, du suchst nach einem Köder. Für die Assegai-Sache …«
    »Ja.«
    »Wie klingt ein kolumbianischer Drogendealer, der auf kleine Mädchen steht?«
    »Das klingt gut, Tim.«
    »Gut? Es ist perfekt. Und ich habe ihn für dich.«
    »Wo bist du?«
    »In Camps Bay, wo die Reichen und Schönen wohnen.«
    »Ich komme, sobald ich kann.«
    Bevor er das Telefon wegstecken konnte, beugte

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