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Der Atem des Jägers

Titel: Der Atem des Jägers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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Johannes Scholtz, er ist samt seiner Frau frei auf Kaution. Letzte Nacht wurde
     er bei sich zu Hause erstochen.«
    »Uniondale«, wiederholte er. »Wo ist Uniondale?«
    »Ungefähr hundertzwanzig Kilos östlich von hier.«
    Das ergab keinen Sinn. Zu weit weg vom Kap. »Woher wissen Sie, daß es mein Assegai-Mann ist?«
    »Die Frau des Verstorbenen. Der Verdächtige hat sie im Schlafzimmer eingeschlossen. Aber sie konnte hören, was geschah …«
    »Hat sie ihn gesehen?«
    |293| »Nein, er hatte die Tür abgeschlossen, während sie schlief. Aber sie hörte Scholtz durch das Haus rufen. Und er sagte, der
     Mann hätte ein Assegai.«
    »Moment, Moment«, sagte Griessel. »Er hat sie im Schlafzimmer eingeschlossen? Wie hat er den Mann aus dem Schlafzimmer gelockt?«
    »Die Frau sagt, daß sie nicht mehr im selben Bett schlafen, seit das Kind gestorben ist. Er hat im Wohnzimmer geschlafen.
     Sie ist aufgewacht, als Scholtz zu rufen begann. Sie hörte ihn sagen: ›Er hat ein Assegai.‹ Aber da ist noch etwas …«
    »Ja?«
    »Sie sagt, er habe gerufen, es sei ein schwarzer Mann.«
    »Ein schwarzer Mann?«
    »Sie sagt, er rief: ›Da ist ein Kaffer im Haus.‹«
    Das paßte nicht. Ein Schwarzer? So hatte er sich den Assegai-Mann nicht vorgestellt.
    »Wie zuverlässig das ist, bin ich nicht sicher. Es scheint, als hätten sie im Dunkeln gekämpft.«
    »Wie sieht die Wunde aus?«
    »Die tödliche Wunde befindet sich in seiner Brust, aber es sieht aus, als habe er versucht, sich mit den Händen zu wehren.
     Dort befinden sich einige Schnitte. Und Möbel sind umgefallen und kaputtgegangen. Sie haben offensichtlich gekämpft.«
    »Die Brustwunde – gibt es eine Austrittswunde auf dem Rücken?«
    »Sieht so aus. Der Leichenbeschauer ist noch bei der Arbeit.«
    »Hören Sie«, sagte Griessel. »Ich werde unseren Leichenbeschauer bitten, ihn anzurufen. Es gibt eine Menge Feinheiten bei
     der Spurensicherung, auf die Sie achten müssen. Das ist wichtig …«
    »Entspannen Sie sich«, sagte Tshabalala. »Wir haben das alles unter Kontrolle.«
     
    Er duschte und zog sich an, bevor er Pagel anrief, der die morgendliche Störung gelassen nahm. Er gab die Nummer seines |294| Anrufers weiter. Dann fuhr er zum Quickshop an der Tankstelle in der Annandale Road. Er kaufte zwei Sandwiches und einen großen
     Kaffee zum Mitnehmen und fuhr zur Arbeit. Die Straßen waren ruhig, das Büro noch ruhiger.
    Er setzte sich an seinen Schreibtisch und versuchte nachzudenken, den Stift in der Hand.
    Union-Arsch-der-Welt-dale . Er packte ein Sandwich aus. Bacon und Ei. Er nahm den Deckel vom Kaffeebecher. Der Dampf stieg langsam auf. Er schnupperte
     daran, nippte.
    Es würde ein oder zwei Tage dauern, bevor sie sicher waren, ob es dasselbe Assegai war, ganz egal, wieviel Druck der Commissioner
     ausübte. Griessel biß in das Sandwich. Es war einigermaßen frisch.
    Ein Schwarzer. Scholtz ringt im Dunkeln mit dem Angreifer, verängstigt, er sieht die lange Klinge des Assegai. Hatte er seinen
     Vorurteilen Raum gegeben? Konnte er wirklich etwas sehen? Ein Schwarzer mit einem Bakkie. In Uniondale. Große Überraschung.
     Zu groß. Die plötzliche Abweichung an einen Ort fünfhundert Kilometer vom Kap.
    Sie brauchten keinen Nachahmer, das war klar. Und eine solche Sache konnte leicht Nachahmer finden. Wegen der Kinder.
    Er begann Notizen auf dem Formular vor sich zu machen.
     
    »Nein, verdammt noch mal«, sagte Matt Joubert und schüttelte entschlossen den Kopf.
    Griessel und Ngubane standen um sieben Uhr morgens im Büro des Senior Superintendent. Alle drei waren zu aufgewühlt, sich
     zu setzen.
    »Ich habe …«, sagte Ngubane.
    »Matt, bloß ein paar Tage. Zwei oder drei«, sagte Griessel.
    »Mein Gott, Benny, kannst du nicht begreifen, was passiert, wenn er sich verdrückt? Das Land verläßt? Diese Arschgeigen haben
     falsche Pässe wie Konfetti. Auf keinen Fall …«
    »Ich …«, sagte Ngubane.
    »Wir haben ausreichend Männer, Matt. Wir können die Bude im Blick behalten. Er kann nicht weg.«
    |295| Joubert schüttelte den Kopf. »Was glaubst du, wird Boef Beukes unternehmen? Er landet den größten Drogenfang seiner Karriere,
     und du willst ihn auf Kaution rauslassen? Der schreit wie ein halbtotes Schwein.«
    »Matt, letzte Nacht habe ich …«, sagte Ngubane.
    »Scheiß auf Beukes. Soll er sich doch aufregen. So einen Köder kriegen wir nie wieder.«
    »Nein, verdammt noch mal.«
    »Jetzt hört mir endlich zu«, rief Ngubane frustriert,

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