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Der Atem des Jägers

Titel: Der Atem des Jägers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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warum. War Captain Helena Louw
     das Plappermaul? Die vielleicht nicht. Einer der anderen drei?
    Als er mit Cloete fertig war, fuhr Griessel in die Stadt. Er kaufte sich an einer Ampel eine Zeitung und parkte in der Ladezone
     in der Caledon Street. Die SAPS-Zentrale des Organisierten Verbrechens befand sich in einem alten Bürogebäude in der Nähe
     des Caledon Square. Er mußte mit dem Fahrstuhl in den dritten Stock fahren und konnte den Druck und die Wut in sich spüren,
     und er wußte, er mußte cool bleiben, sonst würde er alles kaputtmachen. Aber was sollte es schon, sie würden ihm den Fall
     sowieso wegnehmen.
    Er marschierte hinein und fragte die Schwarze am Empfangstresen, wo er Boef Beukes finden könnte, und sie fragte: »Erwartet
     er Sie?«
    »Ganz sicher«, sagte er entschlossen, die Zeitung in Händen.
    »Ich werde fragen, ob er Sie empfangen kann.« Sie griff nach dem Telefon, und er dachte, was für ein Scheiß, Polizisten verstecken
     sich hinter Sekretärinnen wie Bankmanager, und er |301| klatschte seinen Dienstausweis vor sie hin und sagte: »Zeigen Sie mir einfach, wo sein Büro ist.«
    Mit weit aufgerissenen Augen, die eindeutig zeigten, daß sie sein Vorgehen mißbilligte, sagte sie: »Zweite Tür links!« Griessel
     marschierte wieder hinaus in den Flur. Die Tür stand offen. Beukes saß dort mit seinem gottverfluchten albernen Western-Province-Hütchen.
     Ein weiterer Detective war anwesend, er saß Beukes gegenüber und trug eine gottverfluchte Krawatte. Griessel warf die Zeitung
     vor ihm auf den Tisch und fragte: »Waren das deine Leute, Boef?«
    Beukes schaute hoch zu Griessel und dann runter auf die Zeitung. Griessel stand da, er hatte die Hände auf den Tisch gestemmt.
     Beukes las. Der Detective in dem Anzug saß da und schaute Griessel an.
    »Autsch«, sagte Beukes nach dem zweiten Absatz. Nicht besonders überrascht.
    »Zum Teufel, Boef. Ich will es wissen.«
    Beukes schob die Zeitung ganz ruhig zu ihm zurück und sagte: »Warum setzt du dich nicht einen Augenblick, Benny?«
    »Ich will nicht sitzen.«
    »Habe ich dich jemals hintergangen?«
    »Boef, sag’s mir einfach – habt ihr etwas damit zu tun?”
    »Benny, du beleidigst mich. Es sind nur noch zehn oder zwölf von uns aus den alten Tagen übrig, warum sollte ich dich ans
     Messer liefern? Du solltest den Verräter eher beim Gewaltverbrechen suchen, ich habe gehört, daß ihr euch da drüben nach der
     ganzen Minderheitenförderung ganz besonders liebhabt.«
    »Du bist sauer, Boef, wegen Sangrenegra. Du hast ein Motiv.« Er warf dem anderen Detective einen Blick zu, der einfach ungerührt
     sitzen blieb.
    »Motiv?« amüsierte sich Beukes. »Glaubst du wirklich, es kümmert uns, ob du Sangrenegra noch ein paar Tage frei rumlaufen
     läßt? Glaubst du, das macht einen Unterschied für uns …«
    »Sieh mir in die Augen, Boef, und sag mir, daß du es nicht warst.«
    |302| »Ich verstehe, daß du sauer bist. Das wäre ich auch. Aber jetzt beruhige dich einmal, damit du nachdenken kannst. Habe ich
     dich jemals hintergangen?«
    Griessel betrachtete ihn. Beukes’ Gesicht. Polizisten-Müdigkeit. Genau wie bei ihm. Sie hatten zusammen in den dunklen Tagen
     der achtziger Jahre gedient. Hatten dieselben Deals gemacht, denselben Scheiß geschluckt. Und Beukes war nie hinterhältig
     gewesen. Aber es war nicht mehr dieselbe Polizei.
     
    Griessel saß hinten im Gerichtssaal und wartete auf den Augenblick, in dem der Staatsanwalt sagte: »Der Staat ist nicht gegen
     eine Kaution per se, Euer Ehren.« Er beobachtete Sangrenegra und sah, wie überrascht der Kolumbianer war, wie er sich neben
     seinem Anwalt verkrampfte.
    »Aber wir bitten darum, daß die Kaution so hoch wie möglich angesetzt wird, zumindest zwei Millionen Rand. Und daß der Angeklagte
     seinen Paß abgeben muß. Außerdem bitten wir das Gericht, vorzuschreiben, daß der Angeklagte sich jeden Tag vor zwölf Uhr Mittag
     bei der Polizeiwache in Camps Bay zu melden hat. Das ist alles, Euer Ehren.«
    Der Vorsitzende raschelte mit einigen Zetteln, machte ein paar Notizen und setzte dann die Kaution auf zwei Millionen Rand
     fest. Anwalt und Mandant flüsterten miteinander. Griessel wünschte, er wüßte, was sie sagten. Kurz bevor Sangrenegra das Gericht
     verließ, wanderte sein Blick über die Zuschauerbänke. Griessel wartete, bis der Kolumbianer ihn entdeckt hatte. Dann grinste
     er.
    Sangrenegras Schultern sackten herunter, als hätte sich gerade eine schwere Last

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