Der Atem des Jägers
wieder, er zog es aus der Tasche.
ANNA
.
Er schaltete es aus.
»Also«, sagte Joubert. »Da ich Griessel bitten werde, ans Eastern Cape zu fliegen, werde ich an diesem Ende die Ermittlungen
leiten.«
Er wollte nirgendwohin fliegen.
»Wir werden das Kap engmaschig nach Mpayipheli durchkämmen. Er muß irgendwo stecken. Benny wird herausfinden, ob er Familie
oder Freunde hier hat, aber in der Zwischenzeit müssen wir alle Möglichkeiten in Betracht ziehen, wo er Unterschlupf gefunden
haben könnte. Wir warten auf …«
Joubert schaute zu Boden, und alle anderen taten es ihm gleich. Boef Beukes war hereingekommen. Hinter ihm stand |356| der Mann in dem Anzug, den Griessel in Beukes Büro gesehen hatte. Joubert nickte in ihre Richtung.
»Wir warten auf gute Fotos vom Sicherheitsdienst, und jeder von euch wird eins bekommen, zusammen mit der besten Beschreibung,
die wir haben. Es ist bereits eine Fahndung auf den Bakkie ausgeschrieben, und wir haben Straßensperren errichtet an der N1,
N2, N7, R27, R44 und an vier Stellen an der R300 rund um Mitchells Plain und Khayelitsha. Wir werden außerdem die Medien informieren
und die Leser und Zuschauer bitten, uns zu helfen. In etwa einer Stunde sollten wir über einen Zeitplan verfügen, so daß wir
anfangen können, Hotels anzurufen. Bitte wartet, bis es soweit ist.«
Joubert setzte sich direkt neben Griessel. »Tut mir leid, Benny. Ich hatte keine Zeit, dich zu warnen.«
Griessel zuckte mit den Achseln. Es war egal.
»Alles in Ordnung?«
Er wollte fragen, wie es das sein könnte, nickte aber bloß.
»Wir haben dich auf den Neun-Uhr-Flug nach Port Elizabeth gebucht. Das ist der letzte heute.«
»Ich gehe packen.«
»Ich brauche dich dort, Benny.«
Er nickte wieder. Dann kamen Boef Beukes und der Mann mit der roten Krawatte auf ihn zu. Der fremde Mann hielt einen großen
braunen Umschlag in den Händen.
»Matt, können wir dich einmal sprechen«, fragte Beukes, und Griessel wunderte sich, warum er es auf englisch sagte.
»Es ist gerade viel los hier«, sagte Joubert.
»Wir haben da Informationen …«, sagte Beukes.
»Wir hören.«
»Können wir in deinem Büro reden?«
»Warum sprichst du englisch, Boef? Übst du für den Anruf beim
Argus
?« fragte Griessel.
»Ich darf euch Special Agent Chris Lombardi der DEA vorstellen«, sagte Beukes und deutete auf den Mann mit der roten Krawatte.
|357| »Ich arbeite für die Drug Enforcement Agency Administration der Vereinigten Staaten, und ich bin seit drei Monaten bei Ihnen
im Land«, sagte Chris Lombardi. Er hatte einen kahlen Schädel und lange, fleischige Ohrläppchen und sah aus wie ein Buchhalter,
fand Griessel.
»Superintendent Beukes und ich sind Teil einer Kooperation, um den Drogenfluß zwischen Asien und Südamerika zu untersuchen,
bei dem Südafrika, insbesondere Kapstadt, eine wichtige Rolle zu spielen scheint.« Lombardi hatte einen starken amerikanischen
Akzent, wie ein Filmstar.
Drei Monate, dachte Griessel. Die Arschlöcher beobachten Carlos schon seit drei Monaten.
Lombardi zog ein Blatt aus dem braunen Umschlag und legte es auf Jouberts Schreibtisch. Es war das Schwarzweiß-Porträt eines
glattrasierten Mannes mit dunklen Locken. »Das ist César Sangrenegra. Auch bekannt als
El Muerte
. Er ist der stellvertretende Kommandeur des Guajira Cartels, einer der größten kolumbianischen Drogenschmuggler-Organisationen.
Er ist einer der drei berühmten Sangrenegra-Brüder, und wir glauben, er ist heute morgen in Kapstadt gelandet.«
»Carlos’ Bruder«, sagte Griessel.
»Ja, er ist der Bruder des verstorbenen Carlos. Und das ist Teil des Problems. Aber lassen Sie mich von vorne beginnen.« Lombardi
zog ein weiteres Foto aus dem Umschlag. »Das ist Miguel Sangrenegra, alias
La Rubia
oder
La Rubia de la Santa Marta
. ›Rubia‹ heißt ›blond‹, und wie Sie sehen können, ist der Mann keineswegs blond. Er ist der Patriarch der Familie, zweiundsiebzig
Jahre alt, seit 1995 in Rente. Aber mit ihm hat alles begonnen. In den fünfziger Jahren war Miguel Kaffeeschmuggler in der
Karibik. Das war die perfekte Ausgangslage, um in den Sechzigern und Siebzigern auf Marihuana umzusatteln. Er stammt aus dem
Städtchen Santa Marta in der Provinz Guajira in Kolumbien. Nun ist Guajira nicht unbedingt die fruchtbarste Gegend Kolumbiens,
hat aber einen eigenartigen Vorteil. Dort wächst eine besonders nachgefragte Sorte Marihuana, die
Santa Marta Gold
genannt wird. Sie
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