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Der Atem des Jägers

Titel: Der Atem des Jägers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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sein verfluchtes
     Handy wieder einzuschalten, aber erst einmal suchte er den Wagen. Sie hatten ihm einen Nissan Almera gegeben, das behauptete
     jedenfalls das Schildchen am Schlüssel. Er konnte den verdammten Wagen nicht finden. Mit seinem Koffer in der Hand ging er
     an den Autoreihen vorbei, die blöden Kisten waren alle weiß, jedenfalls fast. Er hatte keine Ahnung, wie ein Almera aussah.
     Er hatte einen Sentra gehabt, einen Vorführwagen, den er in Bellville günstig bekommen hatte; mit dem hatte er nie irgendwelche
     Probleme gehabt. Herrgott, das war ewig her. Da war der verdammte Almera, direkt vor seiner Nase. Er drückte den Knopf am
     Schlüssel, |363| der Wagen machte »Piep«, und die Lampen blinkten. Er öffnete den Kofferraum, stellte seinen Koffer hinein und zog sein Handy
     heraus.
    Er mußte sich an den Wagen lehnen. Na gut, er war ein wenig unsicher auf den Beinen.
    SIE HABEN DREI NEUE NACHRICHTEN. BITTE WÄHLEN SIE 121.
    Er drückte die Ziffern. Eine Frauenstimme. »Sie haben drei neue Nachrichten. Erste Nachricht …«
    »Benny, hier ist Anna. Wo bist du? Carla ist noch nicht zu Hause. Wir wissen nicht, wo sie ist. Wenn du nüchtern bist, ruf
     mich an.«
    Wann hatte Anna angerufen? Irgendwann am Nachmittag hatte er das Telefon ausgeschaltet. Warum klang sie so panisch?
    »Hier ist Tim Ngubane. Es ist zwanzig Uhr neunundvierzig. Ich wollte dir nur sagen, daß Christine van Rooyen verschwunden
     ist, Benny. Die Zeugenschutzleute haben mich angerufen. Offensichtlich ist sie einfach abgehauen. Sie haben sie in ein Haus
     in Boston gebracht, und sie ist einfach weg. Ich halte dich auf dem laufenden. Bis bald.«
    Sie ist einfach abgehauen?
Warum würde sie das tun? Er drückte die Sieben, um die Nachricht zu löschen.
    »Benny, hier ist Anna. Ich habe mit Matt Joubert gesprochen. Er sagt, du bist in P.E. Ruf mich bitte an. Carla ist immer noch
     nicht da. Wir haben alle angerufen. Ich mache mir große Sorgen. Ruf mich an, wenn du das hörst. Bitte!«
    In Annas Stimme lag eine Verzweiflung, die seinen Alkoholnebel durchdrang und ihn begreifen ließ, daß er in der Scheiße steckte.
     Er drückte die Neun und unterbrach die Verbindung. Er lehnte sich gegen den Almera. Er konnte sie nicht anrufen, denn er war
     betrunken.
    Wo war Carla? Teufel, er mußte einen Kaffee oder so trinken, er mußte nüchtern werden. Er stieg in den Wagen. Der Fahrersitz
     war direkt bis ans Steuer vorgeschoben, er mußte nach dem Hebel darunter tasten, bevor er einsteigen konnte. Schließlich konnte
     er den Wagen anlassen.
    |364| Er war nicht zu betrunken, mußte sich bloß konzentrieren. Er fuhr los, wollte ins Hotel. Kaffee trinken. Gehen, zu Fuß gehen,
     bis der Nebel sich lichtete, dann erst konnte er Anna anrufen. Sie dürfte nicht hören, daß er getrunken hatte. Sie würde es
     sofort merken. Siebzehn gottverdammte Jahre Erfahrung – sie würde es sofort bemerken. Er hätte niemals diese Drinks nehmen
     dürfen. Er hatte sogar die Flasche eingepackt. Er war bereit, wieder volle Kante zu saufen, und jetzt war Carla verschwunden,
     und ein Verdacht begann in ihm aufzukeimen, aber er wollte nicht darüber nachdenken.
    Sein Handy klingelte.
    Er schaute darauf. Es war nicht Anna.
    Wer rief ihn um elf Uhr nachts an?
    Er mußte anhalten. Er war nicht nüchtern genug, um zu fahren und zu reden.
    »Griessel.«
    »Ist da Detective Inspector Benny Griessel?« Das »G« war weich gesprochen, in einem leichten Akzent.
    »Ja.«
    »Hokay. Detective Inspector Griessel, Sie werden jetzt genau zuhören, denn das ist sehr wichtig. Hören Sie genau zu?«
    »Wer ist da?«
    »Ich sage es noch einmal: Hören Sie genau zu?«
    »Ja.«
    »Ich verstehe, Sie jagen den Mörder von Carlos Sangrenegra. Stimmt das?«
    »Ja.« Sein Herz raste.
    »Hokay. Das ist gut. Denn Sie müssen bringen ihn zu mir. Sie verstehen?«
    »Wer sind Sie?«
    »Ich bin der Mann, der Ihre Tochter hat, Detective Inspector. Ich habe sie hier bei mir. Sie müssen mir jetzt sehr, sehr gut
     zuhören. Ich habe Leute, die mit Ihnen arbeiten. Ich weiß alles. Ich weiß, wenn Sie etwas Dummes tun, Sie verstehen? Wenn
     Sie etwas Dummes tun, schneide ich ab einen Finger |365| von Carla, Sie verstehen? Wenn Sie anderer Polizei sagen, ich habe Ihre Tochter, ich schneide, Sie verstehen?«
    »Ja.« Er zwang das Wort unter größter Mühe heraus, die Gedanken überschlugen sich in seinem Hirn.
    »Hokay. Ich Sie werde anrufen. Jeden Tag. Morgens und abends, ich Sie werde anrufen,

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