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Der Atem des Jägers

Titel: Der Atem des Jägers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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Meer, hierhin, dahin, sie wichen aus, waren nicht zu fassen. Seine verfluchten Hände schweißnaß. Er konnte nicht
     einfach sagen, daß er nichts zu berichten hatte. Dann würden sie über ihn lachen. Joubert würde ihn zusammenscheißen. Er mußte
     sagen, daß er auf die Spurensicherung wartete. Großer Gott, wenn er wenigstens seine Hände stillhalten könnte. Ihm war übel,
     er wollte sich übergeben, die ganze Scheiße auskotzen.
    Senior Superintendent Matt Joubert klatschte zweimal in die Hände, und das scharfe Geräusch ließ ihn zusammenzucken. Die Stimmen
     der Detectives verebbten.
    »Ihr habt es wahrscheinlich alle schon gehört«, sagte Joubert, und die anderen merkten auf. »Erzähl es ihnen, Bushy.« In seiner
     Stimme lag Ärger, und jetzt bemerkte auch Griessel die Stimmung – irgend etwas war los.
    Bezuidenhout stand an der gegenüberliegenden Wand, und Griessel versuchte, sich auf ihn zu konzentrieren, er zwinkerte, blink,
     blink, blink, blink. Er hörte Bushys Grabesstimme: »Letzte Nacht wurde Enver Davids in Kraaifontein erstochen.«
    Jubel brach im Konferenzraum aus. Griessel war erstaunt. Wer war Enver Davids?
    Bezuidenhout fuhr fort: »… mit einem Messer.« Sie lachten, und der Lärm dröhnte durch Griessel hindurch, die Übelkeit nahm
     zu. Gott, er war krank, krank wie ein Hund.
    »Seine Freunde sagen, daß sie in einer Kneipe in Khayelitsha |79| trinken waren und gegen ein Uhr nachts zurück nach Hause in Kraaifontein kamen, dann gingen sie schlafen. Am Morgen, kurz
     nach fünf, hat jemand an der Tür geklopft, um zu sagen, daß ein toter Mann auf der Straße liegen würde.«
    Griessel wußte, daß er den Schrei hören würde.
    »Niemand hat irgend etwas gesehen oder gehört«, berichtete Inspector Bushy Bezuidenhout. »Es sieht aus wie ein Messerkampf.
     Davids hat Schnittwunden an den Händen, und eine am Hals, aber zur Zeit vermuten wir, daß die tödliche Wunde ein Stich ins
     Herz war.«
    Griessel sah Davids hintenüberfallen, den Mund weit aufgerissen, die Füllungen in seinen Zähnen rostbraun. Dann kam der Schrei,
     zuerst dick wie Karamel, langsam streckte sich die Zunge hervor, dann wurde der Schrei dünn, dünner als Blut. Und er hörte
     ihn.
    »Sie hätten ihm die Eier abschneiden sollen«, sagte Vaughn Cupido.
    Die Polizisten lachten, und dadurch beschleunigte sich der Schrei, das lange dünne Ende huschte durch den Äther. Griessel
     riß seinen Kopf zur Seite, aber der Klang fand ihn, ein entschlossener Dämon stieß durch seinen Ohrkanal, um seinen Kopf zum
     Bersten zu bringen.
    Dann übergab er sich, er würgte trocken, er hörte das Gelächter, und jemand sagte seinen Namen. Joubert? »Benny, alles in
     Ordnung? Benny?« Aber es war gottverdammt noch mal nicht alles in Ordnung, der Schrei war in seinem Kopf, und er würde niemals
     wieder dort rauskommen.
     
    Er fuhr zuerst in das Hotelzimmer in Parow. Davids’ Blut auf seinen Armen und seiner Kleidung. Die Worte des Bosses hallten
     in seinem Kopf:
Hat im Knast Aids von einem Wyfie bekommen.
    Er wusch seinen kräftigen Körper, schrubbte sich mit Seife und Wasser, wusch seine Kleider anschließend in der Badewanne,
     zog sich saubere Sachen an und ging hinaus zu seinem Bakkie.
    |80| Es war nach fünf, als er herauskam – im Osten konnte man bereits die Farbveränderung des Sonnenaufgangs ahnen. Er nahm die
     N1 und dann die N7, fuhr bei der Raffinerie ab, wo noch tausend Lichter schimmerten. Minibus-Taxis waren schon unterwegs.
     Er fuhr bis nach Blouberg, dachte an nichts. Bog ab zum Meer. Ein wolkenloser Morgen. Ein unruhiger Wind, der noch nach seiner
     Richtung suchte, traf sanft auf seine Haut. Er schaute hoch zum Tafelberg, die ersten Sonnenstrahlen ließen tiefe Schatten
     über die Klippen fallen, wie die Falten eines alten Mannes. Er atmete langsam ein, langsam aus.
    Erst als sein Herzschlag wieder Normalgeschwindigkeit hatte, holte Thobela aus dem Handschuhfach, in dem er ihn gestern verstaut
     hatte, den Artikel aus dem
Argus
, den er vorsichtig ausgerissen hatte.
     
    »Bedroht Sie jemand?« fragte der Priester.
    Sie putzte sich laut die Nase und schaute ihn entschuldigend an, sie zerknüllte das Taschentuch in der Hand, nahm ein weiteres
     und putzte sich noch einmal die Nase.
    »Ja.«
    »Wer?« Er griff unter seinen Tisch und holte einen weißen Papierkorb aus Plastik hervor. Sie warf die Taschentücher hinein,
     nahm sich ein weiteres und wischte ihre Augen und Wangen trocken.
    »Mehr als

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