Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Atem des Jägers

Titel: Der Atem des Jägers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
Vom Netzwerk:
über die Musik hinweg, sie sahen sich um. Der kräftige Schwarze tanzte jetzt ohne Hemd auf dem Tisch. Ein Drachen-Tatoo
     spie blaßrote Flammen über seine Brust, die anderen feuerten ihn an.
    Boß Madikiza schüttelte den Kopf. »Nichts als Ärger«, |71| sagte er und schaute wieder Thobela an. »Ich glaube nicht, daß Johnny Zeit hat, mein Freund. Ich habe gehört, daß er auf der
     Flucht ist. In Ciskei wurde er wegen bewaffneten Überfalls und fahrlässiger Tötung verhaftet. Eine Tankstelle – Johnny kann
     einfach nicht groß denken. Und als die Verhandlung schiefging, hat er viel Geld hingelegt, um einen Schlüssel zu kaufen, wenn
     du verstehst, was ich meine. Ich weiß nicht, wo er steckt, aber er ist definitiv nicht am Kap. Wenn doch, wäre er schon lange
     wieder hier angekrochen gekommen. Und außerdem habe ich bessere Männer zu bieten – sag mir einfach, was du brauchst.«
    Zum ersten Mal kam Thobela die Idee, daß er sie vielleicht nicht zu fassen bekäme. Die Möglichkeit, daß seine Suche ergebnislos
     bleiben würde, daß sie sich in ein Loch verkrochen hatten, das er nicht fand. Die Frustration lastete schwer auf ihm, er fühlte
     sich lahm und impotent. »Es ist so«, sagte er, obwohl er schon wußte, daß es nichts bringen würde, »Khoza hat Informationen
     über diesen möglichen Auftrag. Einen Kontakt drinnen. Gibt es niemand, der weiß, wo er ist?«
    »Er hat einen Bruder … keine Ahnung, wo.«
    »Sonst niemand?« Was jetzt? Wenn er Khoza und Ramphele nicht finden konnte? Was dann? Mühsam schüttelte er das Gefühl ab und
     konzentrierte sich darauf, was der Boß ihm sagte.
    »Ich weiß nicht viel über ihn. Johnny ist ein kleiner Gauner, einer von vielen, die hierherkommen. Sie sind alle gleich –
     sie kommen her mit ihrem großen Maul, schmeißen vor den Mädchen mit Geld rum, als wären sie echte Gangster, aber dann überfallen
     sie Tankstellen. Keine Klasse. Wenn Johnny dir gesagt hat, daß er einen Kontakt für eine vernünftige Sache hat, solltest du
     vorsichtig sein.«
    »Das werde ich beherzigen.« Die Farm war keine Option. Er konnte nicht zurückkehren. Die Frustration in seinem Inneren würde
     ihn wahnsinnig machen. Was sollte er tun?
    »Wie kann ich dich erreichen? Wenn ich etwas höre?«
    |72| »Ich komme wieder.«
    Der Boß kniff die Augen zusammen. »Du traust mir nicht?«
    »Ich traue niemandem.«
    Das kleine Lachen stieg wieder hoch, wie Champagner aus einem Faß, und die Marshmallow-Hand klopfte ihm auf die Schulter.
     »Schön gesagt, mein Freund …«
    Dann ein Krachen, lauter als die Musik. Der Tisch des tanzenden Drachens war zusammengebrochen, und er stürzte spektakulär,
     zur großen Freude der Zuschauer. Er lag am Boden und reckte triumphierend sein Bierglas hoch.
    »Scheiße«, sagte der Boß und stemmte sich von seinem Hocker. »Ich wußte, das würde Ärger geben.«
    Der Farbige erhob sich langsam und machte eine entschuldigende Geste in Madikizas Richtung. Der nickte mit einem gezwungenen
     Lächeln zurück.
    »Den Tisch wird er bezahlen, der Scheißkerl.« Er wandte sich an Thobela. »Weißt du, wer das ist?«
    »Keine Ahnung.«
    »Enver Davids. Ist gestern von Baby-Vergewaltigung freigesprochen worden. Verfahrensfehler. Die verdammte Polizei hat seine
     Akte verlegt, ist das zu glauben – ein echter bürokratischer Fehler, so was kann man gar nicht kaufen. Der ist noch übler
     als die
Financial Mail
. General der Twenty Seven, einer echt üblen Gang. Hat im Knast Aids von einem
Wyfie
bekommen. Und dann geben sie ihm Bewährung, und er marschiert los und vergewaltigt ein Baby, um sein Aids zu kurieren … Und
     jetzt kommt er her und trinkt hier, weil seine eigenen Leute ihn aufknüpfen würden, diese verdammte Drecksau.«
    »Enver Davids«, sagte Thobela langsam.
    »Verdammte Drecksau«, sagte der Boß wieder, aber Thobela hörte nicht mehr zu. Etwas ergab einen Sinn für ihn. Er konnte einen
     Weg sehen.
     
    Seine Hände zitterten am Steuerrad. Sie hatten ein Eigenleben. Ihm war kalt in der warmen Sommernacht, und er wußte, es |73| war der Entzug. Er wußte, das war der Anfang – es würde eine schreckliche Nacht in der Wohnung von Josephine Mary McAllister
     werden.
    Griessel streckte die Hand zum Radio aus, hatte Schwierigkeiten, den Knopf zu finden, drückte darauf. Musik. Er drehte die
     Lautstärke herunter. Um diese Nachtzeit waren die Straßen in Sea Point voller Wagen und Fußgänger, die Leute waren alle irgendwohin
     unterwegs.

Weitere Kostenlose Bücher