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Der Atem des Jägers

Titel: Der Atem des Jägers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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er gesagt, ich solle ihn darüber nachdenken lassen, er werde sich etwas einfallen lassen, aber er hat die ganze Woche
     nicht angerufen, und am Freitagabend, bevor ich zur Arbeit gehen mußte, entschied ich mich, ihn noch einmal anzurufen, und
     wenn er mir immer noch ausweichen wollte, dann könnte er mich am Arsch lecken, entschuldigen Sie, aber es war nun einmal eine
     schwierige Zeit. Und dann sagten sie mir, es habe einen Unfall gegeben, er sei tot. Bloß war es kein Unfall. Er hatte sich
     im Golfladen eingeschlossen, an einen kleinen Tisch gesetzt und einen Revolver gegen seinen Schädel gedrückt.
    Ich habe zwei Jahre gebraucht, bis ich nicht mehr wütend war, bis ich mich erinnern konnte, daß diese drei Monate mit Viljoen
     schön waren. Ich habe mich gefragt, was ich meinem Kind über seinen Vater erzählen sollte. Irgendwann würde sie das wissen
     wollen, und …«
    »Sie haben ein Kind?« fragte der Priester; zum ersten Mal wirkte er bestürzt.
    »… und ich müßte mich entscheiden, was ich ihr sage. Er hat noch nicht mal einen Abschiedsbrief geschrieben. Er hat überhaupt
     nichts für sie geschrieben. Er hat nicht mal gesagt, es tue ihm leid, es sei eine Depression, er habe nicht den Mut, irgend
     etwas. Also entschied ich mich, ich würde ihr von diesen drei Monaten erzählen, denn das waren die besten meines Lebens.«
     Sie schwieg, seufzte tief. Nach einer Pause fragte der Priester: »Wie heißt Ihre Tochter?«
    »Sonia.«
    »Wo ist sie?«
    »Davon handelt meine Geschichte«, sagte sie.

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    Griessel bemerkte es kaum. Zwei Krankenschwestern kamen früh am Morgen mit dem Frühstücksrollwagen, er war schon angezogen
     und hatte gepackt und wollte entlassen werden. Seine Gedanken waren anderswo, er hörte ihrem Gezwitscher nicht zu, als sie
     sich seinem Zimmer näherten.
    »… und als sie herausfand, daß es ein alter Trick von ihm war, hat er gestanden. Sie sagt, er wäre darauf gekommen, daß alle
     Frauen ihres Alters sich Freitagabend was Nettes zu Essen im
Pick and Pay
kaufen, denn danach sitzen sie den ganzen Abend vor dem Fernseher, und da schiebt er seinen Wagen durch die Gänge und sucht
     sich die Hübscheste aus, um sie anzuquatschen. So hat er auch Emmarentia kennengelernt. Oh, hallo, Sarge, Sie sind schon auf?
     Heute morgen gibt es Käseomelette. Das mögen alle am liebsten.«
    »Nein, danke«, sagte er, griff nach seinem Koffer und ging zur Tür. Dann jedoch blieb er stehen und fragte: »Freitagabend?«
    »Sarge?«
    »Sagen Sie das noch mal, über Emmarentia und
Pick and Pay?«
    »Also, Sarge, Sie müssen nicht verzweifeln, so schlecht sehen Sie nicht aus«, sagte eine.
    »Sie haben etwas von einem russischen Zaren in sich«, sagte die andere. »Diese slawischen Züge sind richtig sexy.«
    »Nein, darum geht es …«
    »Vielleicht ist Ihre Frisur nicht ideal, aber das kann man ändern.«
    »Außerdem tragen Sie doch einen Ehering, oder nicht?«
    »Moment.« Er hob die Hände. »Ich interessiere mich nicht für Frauen …«
    »Sarge! Wir hätten schwören können, Sie sind hetero.«
    Er begann sich zu ärgern, aber dann sah er ihre Gesichtsausdrücke und daß sie ihn absichtlich mißverstanden hatten. Er lachte
     mit ihnen, tief aus dem Bauch heraus. Die Tür ging auf, und seine Tochter Carla stand da, in Schuluniform. Sie war |107| einen Augenblick verwirrt, dann erleichtert. Sie umarmte ihren Vater.
    »Ich hoffe, das ist seine Tochter«, sagte die eine Krankenschwester.
    »Kann nicht sein, er ist doch schwul.«
    »Dann vielleicht sein Freund, die Tunte?«
    Auch Carla lachte, während sie ihren Kopf an seine Brust drückte, und schließlich sagte sie: »Hallo, Pa.«
    »Du kommst zu spät zur Schule.«
    »Ich wollte wissen, ob es dir gutgeht.«
    »Alles in Ordnung, mein Kind.«
    Die Krankenschwestern wollten gehen, und er bat sie noch einmal, ihm das mit Emmarentia zu erklären.
    »Warum wollen Sie das wissen, Sarge?«
    »Ich habe da einen Fall. Wir kommen nicht darauf, wie er die Opfer auswählt.«
    »Und jetzt will der Sarge uns um Rat fragen?«
    »Genau.«
    Sie skizzierten das Bild als Duett. Jimmy Fortuin baggerte die Frauen Freitagabend im
Pick and Pay
an, denn dann war der Laden voll Single-Frauen.
    »Aber eher um die Vierzig. Die Jüngeren haben noch Mut genug, allein tanzen zu gehen, oder sie treffen sich mit Freundinnen,
     gehen als Gruppe aus.«
    »Sie kaufen was zu Essen für Freitagabend und das Wochenende, was Nettes, Sie wissen schon, um sich etwas zu gönnen.

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