Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Atem des Jägers

Titel: Der Atem des Jägers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
Vom Netzwerk:
betrachtete ihr Kind. Wenn sie in diesem Augenblick eine Waffe gehabt
     hätte, hätte sie ihm ins Gesicht geschossen.

[ Menü ]
    |185| II
Benny
    23
    Griessel waren seine Chefs nie unangenehm gewesen, vor allem, weil er sie sowohl einzeln als auch gesammelt unter den Tisch
     trinken konnte. Oder an die Wand arbeiten. Er knackte mehr Fälle, als jeder von ihnen in seinen Detective-Tagen geschafft
     hatte, Alkoholiker oder nicht. Aber heute fühlte er sich unwohl. Sie standen in dem kleinen Wartezimmer vor der Intensivstation
     im City Park Hospital, obwohl es freie Stühle gab: die Senior Superintendents Esau Mtimkulu und Matt Joubert, Leiter und stellvertretender
     Leiter der Abteilung Gewaltverbrechen, Commissioner John Afrika – dem Polizeipräsidenten der Provinzhauptstadt – und Griessel.
     Cupido und Keyter saßen außer Hörweite. Sie reckten die Ohren, konnten aber nichts verstehen. Wenn ein Mitarbeiter auf der
     Intensivstation lag, sprachen die Chefs mit gedämpfter Stimme.
    »Gib mir die Nummer dieses
Woolworth -
Mannes, Matt«, sagte Commissioner Afrika, ein farbiger Veteran, der sich in Khayelitsha, den Flats und der alten Mordkommission
     hochgearbeitet hatte. »Ich habe gehört, Sie wollen sich an den Minister wenden, aber zur Hölle mit ihnen. Ich kümmere mich
     darum. Das ist das geringste unserer Probleme …« Jetzt kommt’s, dachte Griessel. Er hätte diese Sau nie schlagen sollen, das
     wußte er; noch nie in seinem Leben hatte er sich so gehen lassen. Wenn sie den Fall abgeben müßten, weil er die Kontrolle
     über sich verloren hatte, wenn ein gottverfluchter Serienmörder freikäme, bloß weil Benny Griessel wütend auf die gesamte
     Welt war …
    |186| »Benny«, sagte Commissioner Afrika, »Sie sagen, bei der Verhaftung habe er sich die Gesichtsverletzungen zugezogen?«
    »Ja, Commissioner.« Er sah dem Mann in die Augen, und sie wußten, alle vier, was jetzt geschah. »Da stand eine Schaufensterpuppe
     an der falschen Stelle. Reynekes Gesicht traf das Gesicht des Mannequins. Daher stammen die Wunden.«
    »Das muß ein ganz schöner Zusammenstoß gewesen sein«, sagte Superintendent Mtimkulu.
    »Als ich mich auf ihn warf, hielt ich seine Arme fest, denn er hatte eine Feuerwaffe. Deswegen konnte er sein Gesicht nicht
     mit den Händen schützen. Daher hat er diese Verletzungen davongetragen.«
    »Und er hat gestanden?«
    »Er lag da und blutete, und dann rief er: ›Ich kann nicht anders, ich kann nicht anders‹, aber Cliffy war verwundet, und meine
     Aufmerksamkeit war … äh … geteilt. Erst später beim Verhör habe ich ihn gefragt, was er meinte. Was er nicht anders könnte.«
    »Und was hat er gesagt?«
    »Zuerst wollte er nichts sagen. Also … bat ich Cupido und Keyter rauszugehen, damit ich allein mit ihm sprechen konnte.«
    »Und dann hat er gestanden.«
    »Er hat gestanden, Commissioner.«
    »Hält das vor Gericht stand?«
    »Das gesamte Verhör wurde auf Video aufgezeichnet, Commissioner. Ich habe bloß darum gebeten, allein mit dem Verdächtigen
     zu sein, und als sie draußen waren, habe ich ihn bloß angeschaut. Dann sagte ich: ›Ich weiß, daß Sie nicht anders können.
     Ich verstehe das.‹ Und da begann er zu reden.«
    »Ein volles Geständnis.«
    »Ja, Superintendent. Alle drei Frauen. Details, die nicht in den Zeitungen standen. Wir haben ihn, was auch immer er sich
     für einen Anwalt nimmt. Und es gibt eine Vorstrafe. Vergewaltigung. Vor vier Jahren in Montagu.«
    |187| »Und der einzige Zeuge für die Mannequin-Sache ist Cliffy Mketsu?«
    »Das stimmt, Matt.«
    Alle vier schauten auf die Doppeltür zur Intensivstation.
    »Okay«, sagte der Leiter der Ermittlungen. »Gute Arbeit, Benny. Wirklich gute Arbeit …«
    Die Doppeltür öffnete sich. Ein Arzt kam heraus, ein so junger Mann, daß er aussah, als sollte er noch ein paar Jahre an der
     Universität verbringen. Er hatte Blutspritzer auf seinem grünen Overall.
    »Er kommt wieder in Ordnung«, sagte der Arzt.
    »Sind Sie sicher?« fragte Griessel.
    Der Arzt nickte. »Er hatte großes, großes Glück. Die Kugel hat fast alles verfehlt, aber den S4-Bereich seiner linken Lunge
     schwer beschädigt. Das ist die Spitze des oberen Teils des Lungenflügels. Möglicherweise müssen wir einen Teil entfernen,
     nur einen kleinen Bereich, aber das werden wir entscheiden, wenn sein Zustand stabil ist.«
    Wir
, dachte Griessel. Warum reden sie immer, als gehörten sie zu einer Geheimorganisation?
    »Das sind gute

Weitere Kostenlose Bücher