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Der Atem des Jägers

Titel: Der Atem des Jägers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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der Universität gefickt. Umsonst. Und eines Tages dachte ich: Warum umsonst? So ist das gekommen.«
    »Sieh nur«, sagte Carlos und zeigte auf seine Erektion. »Carlos mag deine Geschichte.«
    »Dann fick mich, Carlos. Ich bin süchtig danach.«
     
    |182| Wasserman war ein berühmter Drehbuchautor, Professor für Afrikaans und Niederländisch. Dreiundfünfzig Jahre alt, weicher Körper,
     buschiger Bart und mit einer schönen, wunderschönen Stimme. Zu Beginn jeder Sitzung mußte sie sich in die Badewanne legen,
     damit er auf sie urinieren konnte, sonst bekam er keine Erektion. Aber danach war alles normal, abgesehen von der Lesebrille
     – damit er ihre Brüste besser sehen konnte. Er kam alle vierzehn Tage um drei Uhr nachmittags, denn er hatte eine jüngere
     Frau, die »auch mal was will«. Und er brauchte Zeit, um sich vor dem Abend wieder aufzuladen. Aber seine junge Frau ließ sich
     nicht anpissen, deswegen kam er zu Christine.
    Sie warteten um genau vier Uhr auf ihn. Als er die Tür ihres Zimmers im Gardens Centre öffnete, verpaßten sie ihm einen mit
     dem Griff einer Axt, zerschmetterten ihm Zähne und Kiefer.
    Sie hörte die Geräusche und griff nach ihrem Morgenmantel. »Nein!« rief sie. Sie trugen Balaclavas, aber sie wußte, daß es
     die Bodyguards waren. Einer schaute ihr in die Augen und trat Wasserman, der bereits am Boden lag. Dann traten sie ihn beide.
     Sieben gebrochene Rippen.
    »Ich rufe die Polizei!« Einer von ihnen lachte. Dann zerrten sie ihn an den Füßen zur Treppe und zwei Stockwerke herunter,
     und da ließen sie ihn liegen, blutend und stöhnend.
    Sie schnappte sich ihr Handy und rannte zu ihm. Sie beugte sich über ihn. Die Verletzungen bereiteten ihr Übelkeit. Sie berührte
     sein zerschmettertes Gesicht mit den Fingerspitzen. Er öffnete die Augen und sah sie an. Trotz der Schmerzen erkannte sie
     seine Frage.
    »Ich rufe einen Krankenwagen«, sagte sie und hielt seine Hand.
    Er gab ein Geräusch von sich.
    »Ich kann nicht hierbleiben«, sagte sie. »Ich kann nicht hierbleiben.« Die Polizei würde kommen. Verhöre. Verhaftungen. Sie
     und Sonia konnten sich das nicht leisten.
    Er stöhnte bloß, lag seitlich in dem See aus Blut, der sich um sein Gesicht gebildet hatte.
    |183| Sie hörte, wie Türen aufgingen.
    »Der Rettungswagen kommt gleich.« Sie drückte Wassermans Hand und rannte dann hoch zu ihrem Zimmer und schloß die Tür hinter
     sich. Fieberhaft zog sie sich an. Carlos. Was sollte sie tun?
    Sie schlich sich leise hinaus, schaute ins Treppenhaus. Sie sah, daß Sicherheitsleute mit Wasserman am Fuße der Treppe standen.
     Sie sahen sie nicht. Sie ging eine Treppe hoch, versuchte ruhig zu bleiben. Sie ging langsam, um nicht auf sich aufmerksam
     zu machen. Sie drückte den Fahrstuhlknopf, wartete. Unten Stimmen. Der Fahrstuhl brauchte eine Ewigkeit.
    Carlos.
    Sie rief ihn an, als sie auf der Straße war. Er ging nicht ans Telefon.
    Sie ging zu ihrer Wohnung, setzte sich in den Sessel im Wohnzimmer, das Telefon in der Hand. Was sollte sie tun?
    Später rief sie den Rettungsdienst an. Sie hatten Wasserman ins City Park gebracht. Sie rief im Krankenhaus an. »Wir können
     keine Informationen herausgeben.«
    »Ich bin seine Schwester.«
    »Warten Sie.«
    Sie mußte sich Synthesizer-Musik anhören, die blechern in ihr Ohr schepperte.
    Schließlich meldete sich die Notaufnahme. »Er ist auf der Intensivstation, aber es sollte alles in Ordnung kommen.« Carlos.
     Sie rief ihn erneut an. Es klingelte wieder bloß. Sie wollte in ihren Wagen steigen und zu ihm nach Hause fahren. Sie wollte
     ihn schlagen, wollte ihm den Schädel mit einer Axt spalten. Er hatte nicht das Recht. Er konnte das nicht machen. Sie wollte
     zur Polizei gehen, sie wollte ihn von dieser Erde auslöschen. Wut erfüllte sie. Sie holte ihr Telefonbuch und schlug die Nummer
     der Polizei nach.
    Nein. Zu viele Probleme.
    Sie weinte, aus Frust. Aus Haß.
     
    |184| Als sie sich beruhigt hatte, ging sie Sonia holen. Als sie die Straße überquerte und die Hand ihrer Tochter hielt, sah sie
     den BMW auf der anderen Seite, das hintere Fenster war heruntergelassen. Er saß dort und schaute, aber er sah nicht sie. Sein
     Blick haftete auf dem Mädchen, und in seinem Gesicht zeichnete sich ein eigenartiger Ausdruck ab. Es war, als hätte jemand
     seine Hand um ihr Herz gelegt und drückte zu.
    Der BMW rollte neben sie, als sie Sonia in den Wagen half.
    »Jetzt weiß ich alles, Conchita.« Er schaute Sonia an,

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