Der Atem des Jägers
in einem Kreis, zwei aus ihrer Einheit, die anderen beiden wahrscheinlich von der
Wache in Durbanville. Als er anhielt, kamen Hunde, die erst bellten und dann mit den Schwänzen wedelten, zwei kleine und zwei
große Schäferhunde. Er stieg aus, es roch nach Dung und dem Heu der Luzernen.
Joubert kam mit ausgestreckter Hand auf ihn zu. »Wie geht’s, Benny?«
»Nüchtern, besten Dank.«
Joubert grinste. »Das sehe ich. Ist es schwer?«
»Nur wenn ich nichts trinke.«
Sein Chef lachte. »Schön, daß du durchhältst, Benny. Nicht, daß ich je bezweifelt habe …«
»Dann bist du der einzige.«
»Komm, wir müssen reden.«
Er führte ihn in einen leeren Stall und setzte sich auf einen Heuballen. Die Sonne strahlte präzise Kreise durch die Löcher
im rostigen Eisendach.
»Setz dich, Benny, es dauert eine Weile.«
Er setzte sich.
»Das Opfer ist Bernadette Laurens. Sie wurde Donnerstag gegen fünfzigtausend Rand Kaution freigelassen. Sie ist des Mordes
an der fünfjährigen Tochter ihrer Partnerin angeklagt. Sie haben zusammengelebt. Die Partnerin heißt Elise Bothma. Letztes
Wochenende wurde das Kind mit einem Billardqueue auf den Kopf geschlagen. Ein einziger Schlag reichte, um …«
|196| »Lesben?«
Joubert nickte. »Letzte Nacht begannen die Hunde zu bellen. Laurens stand auf und wollte nachsehen. Als sie nicht zurückkehrte,
ging Bothma nach ihr suchen. Fünfzehn Meter vor der Haustür fand sie die Leiche. Eine Stichwunde ins Herz. Ich warte noch
auf den Bericht der Leichenbeschau, aber es könnte wieder der Assegai-Mann gewesen sein.«
»Weil sie ein Kind getötet hat.«
»Und die Stichwunde.«
»In den Zeitungen steht, es sei eine Assegai-Frau.«
»In den Zeitungen steht lauter Scheiße. Keine Frau könnte die beiden anderen Opfer umgebracht haben. Enver Davids war ein
Gefängnisveteran, kräftig, stark. Und bei Colin Pretorius ist klar, daß er Zeit hatte, sich zur Wehr zu setzen, aber er hatte
keine Chance. Laurens war eine kräftige Frau, etwa eins achtzig groß, achtzig Kilo. Und Frauen schießen, sie erstechen niemanden.
Und schon gar nicht mehrere Opfer. Und du weißt ja, die Chance, daß eine Frau eine Serienmörderin wird, beträgt sowieso nur
ein Prozent.«
»Da gebe ich dir recht.«
»Einer der Schäferhunde hinkte heute morgen. Bothma glaubt, er wurde vielleicht getreten oder geschlagen. Aber sonst gibt
es nicht viel. Die Kollegen aus Durbanville kommen und helfen dabei, die Nachbarn zu befragen.«
Griessel nickte.
»Ich möchte, daß du die ganze Ermittlung leitest, Benny.«
»Ich?«
»Aus vielen Gründen. Erstens bist du der erfahrenste Detective in der Abteilung. Zweitens bist du meiner Meinung nach der
Beste. Drittens hat der Commissioner deinen Namen fallengelassen. Er war sehr zufrieden mit deiner Arbeit gestern, und er
riecht Probleme, wenn sie auftreten. Das wird ein Zirkus, Benny. Bei den Medien. Ein Rachemörder, der die Todesstrafe für
Verbrechen gegen Kinder verhängt … Du kannst es dir vorstellen.«
|197| »Und viertens habe ich Zeit genug, jetzt, wo ich keine Frau und keine Kinder mehr habe.«
»Das gehörte nicht zu meinen Gründen. Aber eins gebe ich zu: Ich dachte, es könnte helfen – lenkt dich vom Verlangen nach
einem Drink ab.«
»So sehr kann mich gar nichts beschäftigen.«
»Außerdem frage ich dich, weil ich weiß, daß du solche Sachen gerne magst.«
»Das stimmt.«
»Also?«
»Natürlich mache ich das. Das war schon klar, als du ›Assegai‹ gesagt hast. Den Rest hättest du dir sparen können. Du weißt,
dieser ganze ›positives Feedback‹-Mist hat bei mir noch nie funktioniert.«
Joubert erhob sich. »Ich weiß, aber es mußte gesagt werden. Du mußt wissen, daß wir dich schätzen. Oh, und der Commissioner
sagt, du kannst so viele Männer haben, wie du willst. Wir müssen ihn bloß wissen lassen, was wir für Unterstützung brauchen.
Er wird dann alles veranlassen. Im Augenblick ist Keyter dein Partner. Er ist schon unterwegs …«
»Auf keinen Fall.«
»Cliffy liegt im Krankenhaus, Benny, und kein anderer …«
»Keyter ist ein Idiot, Matt. Er ist ein kleiner, großkotziger Wachmann, arrogant und oberlehrerhaft. Er hat von nichts eine
Ahnung. Was ist aus den ganzen Männern geworden, die du mir gerade versprochen hast?«
»Für die Dreckarbeit, Benny. Ich kann niemanden aus meiner Abteilung abgeben. Du weißt, daß alle zuviel zu tun haben. Und
Keyter ist neu. Er muß lernen. Du mußt ihm
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