Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Atem des Jägers

Titel: Der Atem des Jägers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
Vom Netzwerk:
sagt, der Revolver wäre versteckt gewesen. Zehn zu eins hat sie danach gesucht. Warum, Jamie? Falls der Assegai-Mann nicht
     kommt. Und was ist dann der nächste logische Schritt? Du suchst dir deinen eigenen Assegai-Mann. Und wo fängst du an zu suchen?
     Wo suchst du dir jemand, der Laurens genauso haßt wie du? Sie war jähzornig, hartherzig. Wo fängst du an zu suchen?«
    »Okay«, sagte Keyter und trat mit seinem Nike Crosstrainer nach einem Grasbüschel. »Okay, klaro. Man sucht hier, auf dem Gelände.«
    »Es gibt noch Hoffnung für dich, Jamie.«
    |204| »Die Arbeiter?«
    »Genau. Wer mistet den Stall aus? Wer füttert die Pferde? Wen hat Laurens angebrüllt und verflucht, wenn sie zu spät zur Arbeit
     kamen? Wer tut dir für fünfhundert Rand einen kleinen Gefallen?«
    »Klaro.«
    »Ich möchte, daß du losgehst und mit den Leuten redest, Jamie. Beobachte ihre Körpersprache, sieh ihnen in die Augen. Mach
     keine Vorwürfe. Rede einfach. Frag, ob sie etwas gesehen haben. Ob Laurens eine schwierige Arbeitgeberin war. Sei mitfühlend.
     Frag sie, ob sie von dem Assegai-Mann gehört haben. Gib ihnen die Gelegenheit zu reden. Manchmal reden sie gern und zuviel.
     Hör gut zu, Jamie. Hör zu mit beiden Ohren und Augen und Hirn. Bei einer Mordermittlung ist das so. Erst einmal schaut man
     aus der Ferne, man sieht sich alles an. Dann tritt man einen Schritt näher und schaut genauer hin. Und noch einen Schritt.
     Man bricht nicht einfach ein – man schleicht sich an.«
    »Klaro.«
    »Ich fahre ins Büro. Wir brauchen die anderen Akten. Ich werde die ermittelnden Officer bitten, mir alles über Davids und
     Pretorius zu erzählen. Ruf mich an, wenn du fertig bist, dann kommst du auf die Wache.«
    »Okay, Benny.« Dankbar.
    »Okay«, sagte er, ging zu seinem Wagen und dachte: Scheiße, jetzt fange ich auch schon an, so zu reden wie er.

25
    Er besprach sich noch mit den beiden anderen ermittelnden Officern, als Cloete, der Pressesprecher, anrief und sagte, die
     Medien hätten gehört, es habe einen weiteren Artemis-Mord gegeben.
    »Einen was?«
    »Du weißt schon, die Assegai-Sache.«
    |205| »Artemis?«
    »Der
Argus
hat mit dem Mist angefangen, Benny. Irgendein griechischer Gott, der mit einem Speer herumlief und Leute erstach. Stimmt das?«
    »Daß ein griechischer Gott herumlief und …«
    »
Nein, Mann
, daß diese Laurens-Frau, die das Kind totgeschlagen hat, das neueste Opfer ist.«
    Die Presse. Scheiße. »Im Moment kann ich nur sagen, daß Laurens heute morgen vor ihrem Wohnhaus tot aufgefunden wurde. Die
     Obduktion ist noch nicht beendet.«
    »Sie werden mehr als das wollen.«
    »Ich habe aber nicht mehr als das.«
    »Rufst du mich an, wenn es mehr gibt?«
    »Mach ich«, log er, aber er hatte ganz sicher nicht vor, der Presse Informationen zu geben.
     
    Faizal rief ihn an, kurz bevor er ins Leichenschauhaus wollte, um zu fragen, ob er jetzt die Wohnzimmergarnitur liefern könnte.
     Griessel fuhr hinüber, um seine Wohnung aufzuschließen, dann raste er nach Salt River, wo Pagel auf ihn wartete.
    Er hörte die Musik schon, als er die Tür zum Leichenschauhaus hinter sich zuzog, und mußte grinsen. So konnte man feststellen,
     ob Professor Phil Pagel, der Leiter des Leichenschauhauses, bei der Arbeit war: Pagel spielte auf seiner Zehntausend-Rand-HiFi-Anlage
     in seinem Büro immer Beethoven, so laut wie nötig.
    »Ah, Nikita«, sagte Pagel ehrlich erfreut, als Griessel zur Tür hereinschaute. Er saß am Computer und mußte sich erheben,
     um die Musik herunterzudrehen. »Wie geht es dir, mein Freund?«
    Pagel nannte ihn seit zwölf Jahren »Nikita«. Als er Griessel zum ersten Mal getroffen hatte, sagte er: »Ich bin sicher, so
     hat der junge Chruschtschow ausgesehen.« Griessel mußte überlegen, wer Chruschtschow überhaupt war. Er hatte immer großen
     Respekt vor gebildeten und kulturell interessierten |206| Menschen gehabt, denn er hatte bloß Abitur und seine Ausbildung zum Polizisten. Einmal hatte er zu Pagel gesagt: »Verdammt,
     Prof, ich wünschte, ich wäre so klug wie Sie.« Aber Pagel hatte ihn bloß angeschaut und gesagt: »Ich vermute, von uns beiden
     sind Sie der Klügere, Nikita, und außerdem kennen Sie sich auf den Straßen aus.«
    Das gefiel ihm. Ebenso wie die Tatsache, daß Pagel, der ständig auf den Society-Seiten vorkam –
Freunde der Oper
,
Rettet das Symphonieorchester
,
Aktion gegen AIDS
–, ihn behandelte wie seinesgleichen. Hatte er immer getan. Pagel schien nicht zu

Weitere Kostenlose Bücher