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Der Atem des Jägers

Titel: Der Atem des Jägers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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etwas beibringen.«
    »Etwas beibringen.«
    »Einen Ermittler aus ihm machen.«
    »Es sind genau solche Momente«, sagte Griessel. »Da weiß ich wieder, warum ich ein verdammter Säufer bin.«

|198| 24
    Er, Keyter und die Hunde saßen in Elise Bothmas Wohnzimmer. Keyter trug ein weites weißes Hemd, eine enge Jeans und neue knallblaue
     Nike Crosstrainers; er stellte die Fragen, als wäre er der altgediente Ermittler. »Was ist denn das für ein Hund, Ma’am? Sieht
     aus, als wäre ein bißchen Spitz mit drin, aber bellen die nachts nicht viel? Ich höre sie viel bellen, die reinrassigen Spitze
     … aber in dem hier scheint auch ein bißchen Dackel drinzustecken. Sie haben gesagt, die Hunde bellten, und dann ist Miss Laurens
     rausgegangen, um nachzusehen?«
    Sie wirkte zerbrechlich. Ihre Augen waren rot unterlaufen, ihre Stimme wirkte freundlich, und sie hatte die Frage am Ende
     des Hundevortrags nicht erwartet. »Ja«, sagte sie. Sie saß vornübergebeugt und hob nicht einmal den Kopf. Ihre Finger umkrampften
     ein Taschentuch. Es roch intensiv nach Hunden und Rotbusch-Tee.
    »Wissen Sie, wann das war?« fragte Keyter.
    Sie antwortete, war jedoch nicht zu verstehen.
    »Sie müssen lauter sprechen. So können wir kein Wort verstehen.«
    »Das muß kurz vor zwei gewesen sein«, sagte Elise Bothma und sank zurück, als wäre das unfaßbar anstrengend gewesen.
    »Aber Sie sind nicht sicher?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Weißt du, wann sie die Polizei gerufen hat?« fragte Keyter und schaute Griessel an.
    Ihm war danach, aufzustehen, dieses kleine Arschloch rauszuzerren und ihn zu fragen, was er eigentlich glaubte, wer er sei,
     aber es war nicht der richtige Moment dafür.
    »Zweifünfunddreißig«, sagte Griessel.
    »Okay«, sagte Keyter. »Nehmen wir mal an, die Hunde haben kurz vor zwei zu bellen begonnen, und dann ist sie aufgestanden,
     um nachzusehen. Hat sie irgend etwas mitgenommen? Eine Waffe? Einen Billardstock oder so?«
    |199| Bothma erschauerte und Griessel entschied, daß dies das letzte war, was er durchgehen lassen würde, bevor er Keyter mit rausnahm.
     »Einen Revolver.«
    »Einen Revolver?«
    »Ja.«
    »Was für einen Revolver?«
    »Ich weiß nicht, es war ihrer.«
    »Und wo ist der Revolver jetzt?«
    »Ich weiß nicht.«
    »Hat irgendwer einen Revolver bei der Leiche gefunden?« Griessel schüttelte bloß den Kopf.
    »Der Revolver ist also verschwunden?«
    Bothma nickte leicht.
    »Und dann, als Sie aufstanden, um nachzusehen?«
    »Ich weiß nicht, wann das war.«
    »Aber warum sind Sie losgegangen? Was hat Sie dazu veranlaßt?«
    »Sie war zu lange weg. Sie war zu lange draußen.«
    »Und Sie haben sie dort liegen gesehen?«
    »Ja.«
    »So wie sie lag, als wir kamen?«
    »Ja.«
    »Und sonst nichts?«
    »Nein.«
    »Und dann haben Sie die Wache angerufen?«
    »Nein.«
    »Wie bitte?«
    »Eins null eins eins.«
    »Aha. Und dann haben Sie im Haus gewartet, bis sie kamen?«
    »Ja.«
    »Okay«, sagte Keyter. »Okay. So war das also.« Er erhob sich. »Vielen Dank und tut mir leid und so weiter.«
    Bothma nickte wieder ein wenig, schaute aber keinen von ihnen an. Griessel erhob sich, Keyter ging zur Tür. Er blieb stehen,
     als er sah, daß Griessel sich neben die Frau auf das Sofa setzte. Keyter stand in der Tür und schaute ungeduldig.
    |200| »Wie lange waren Sie zusammen?« fragte Griessel sie, ernsthaft und mitfühlend.
    »Sieben Jahre«, sagte Bothma und preßte das Taschentuch an ihre Wangen.
    »Was?« fragte Keyter von der Tür aus. Griessel warf ihm einen bedeutungsvollen Blick zu, hob einen Finger vor die Lippen.
     Keyter kam zurück und setzte sich.
    »Sie war jähzornig.« Eine Aussage. Bothma nickte.
    »Hat sie Ihnen jemals weh getan?«
    Nicken.
    »Und Ihrem Kind?«
    Der Kopf sagte »Ja«, die Tränen liefen.
    »Warum sind Sie geblieben?«
    »Weil ich nichts habe.«
    Griessel wartete.
    »Was hätte ich tun sollen? Wo sollte ich hin? Ich habe keinen Job. Ich habe für sie gearbeitet. Ihre Buchhaltung gemacht.
     Sie hat sich um uns gekümmert. Essen und Kleidung. Sie war gut zu uns. Sie hat Cheryl Reiten beigebracht. Die meiste Zeit
     war sie gut zu ihr. Was hätte ich tun sollen?«
    »Waren Sie wütend auf sie, wegen Cheryl?«
    Ihre schmalen Schultern zitterten.
    »Aber Sie sind bei ihr geblieben?«
    Sie legte ihre kleinen Hände über ihr Gesicht und weinte. Griessel steckte eine Hand in die Tasche und zog ein Taschentuch
     heraus. Er hielt es ihr hin. Es dauerte eine Weile, bevor sie

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