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Der Atlantis-Komplex

Der Atlantis-Komplex

Titel: Der Atlantis-Komplex Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eoin Colfer
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da draußen wahrzunehmen, so jedoch spürte er nichts.
    Und so hatte Nr. 1 während der vergangenen Stunden bis an den Rand der Erschöpfung gearbeitet, indem er den Verletzten von seiner Magie zukommen ließ. Er hatte Knochen zusammengefügt, Schnittwunden versiegelt, verletzte Organe repariert, Salzwasser aus Lungen gezogen, Schleier der Ruhe über Hysterie gebreitet und die ganzen Schrecken aus dem Gedächtnis der Leute gelöscht. Zum ersten Mal, seit er seine Laufbahn als Zauberer begonnen hatte, fühlte Nr. 1 sich tatsächlich ein wenig entkräftet. Aber noch konnte er nicht gehen, denn gerade war über Lautsprecher die Nachricht gekommen, dass ein weiteres Krankenshuttle angedockt hatte.
    Ich muss schlafen , dachte er erschöpft. Einen hoffentlich traumlosen Schlaf. Ich würde nur von Holly träumen. Ich kann einfach nicht glauben, dass sie tot ist .
    Genau in dem Moment blickte er instinktiv auf, und da sah er Holly Short den Flur zum Quarantänebereich entlanggehen. Der Anblick war so unerwartet, dass Nr. 1 seltsamerweise gar nicht überrascht war.
    Es ist Holly, aber sie bewegt sich so merkwürdig. Als wäre sie unter Wasser .
    Nr. 1 beendete die Knochenheilung, mit der er gerade beschäftigt war, und überließ die letzten Handgriffe einer Krankenschwester. Dann watschelte er zu der Sicherheitstür, wo Holly gerade dem Netzhautscan unterzogen wurde. Nachdem der Computer ihre ZUP -Zugehörigkeit überprüft hatte, glitt die Tür mit einem Zischen auf.
    Nr. 1 eilte hinaus, um Holly am Betreten zu hindern. »Wir müssen den Bereich keimfrei halten«, sagte er, obwohl er bedauerte, seine wieder auferstandene Freundin ausgerechnet mit diesen Worten begrüßen zu müssen. »Und du siehst aus, als wärst du gerade aus einer Giftmüllhalde gekrochen.« Er umarmte sie innig. »Du riechst auch so, aber immerhin lebst du noch, den Göttern sei Dank. Was ist mit Foaly? Hat er auch überlebt? Bitte sag ja. Und Artemis? Ich konnte es kaum ertragen, als ich hörte, ihr wärt alle tot.«
    Holly wich seinem Blick aus. »Artemis ist krank. Wir brauchen dich.«
    Schlagartig war Nr. 1 traurig. Seine Stimmung wechselte stets so abrupt wie bei einem kleinen Kind. »Artemis ist krank? Oje. Bring ihn herein, dann kümmern wir uns hier um ihn.«
    Holly machte kehrt und wollte wieder dorthin zurückzugehen, wo sie hergekommen war. »Nein. Er darf nicht bewegt werden. Du musst mitkommen.«
    Ohne zu zögern, lief Nr. 1 hinter seiner Freundin Holly her. »Hat Artemis sich etwas gebrochen? Darf er deshalb nicht bewegt werden? Und Foaly, geht es ihm gut? Wo wart ihr denn überhaupt?«
    Doch der kleine Dämon bekam keine Antwort, und ihm blieb nichts anderes übrig, als Holly durch das Gedränge der Wartenden zu folgen, vorbei an den Notbetten, die entlang der Gänge aufgestellt worden waren. Der Geruch nach Infektionsmitteln brannte ihm in der Nase, und die Schreie der Verletzten schnitten ihm ins Herz.
    Ich heile Artemis rasch, lege mich einen kleinen Moment hin, und dann geht’s wieder zurück an die Arbeit .
    Nr. 1 war ein gutherziger Dämon, und es wäre ihm nie in den Sinn gekommen, ein wenig genauer nachzufragen, um sicherzugehen, dass Holly wirklich sie selbst war. Doch er ahnte nicht im mindesten, dass einer seiner besten Freunde ihn gerade in ein Leben der Sklaverei führen wollte.
    Turnball saß oben in der Kajüte des Pseudo-Krankenshuttles an Leonors Bett und hielt die Hand seiner schlafenden Frau. Er war ein wenig aufgeregt, weil er seinen Plan in letzter Minute geändert hatte. Es war eine ziemlich kühne Tat, und der Adrenalinstoß erinnerte ihn an frühere Zeiten.
    »Damals, bevor ich im Gefängnis gelandet bin, habe ich immer aus dem Bauch heraus gehandelt«, gestand er der schlafenden Leonor. »Ich war Captain bei der ZUP und gleichzeitig der Boss der Unterwelt. Um ehrlich zu sein, gab es kaum so etwas wie eine Unterwelt, bevor ich kam. Morgens leitete ich eine Besprechung des Einsatzkommandos, das mich zu fassen versuchte, und abends machte ich Schwarzmarktgeschäfte mit den Koboldbanden.« Lächelnd schüttelte Turnball den Kopf. »Das waren Zeiten!«
    Leonor reagierte nicht, da Turnball es für besser gehalten hatte, ihr einen kleinen Tropfen Beruhigungsmittel zu geben, bis der Zauberer ihre Jugend wiederhergestellt hatte. Ihr Gerede vom Sterben hatte ihm gezeigt, dass er die Kontrolle über seine Frau langsam verlor, und sie war nicht mehr kräftig genug, um eine weitere Runenbannung zu überleben.
    Schlaf, mein

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